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Psychosoziale Beratung


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so übersetzen kann: Beim aktiven Zuhören konzentriert sich der Berater auf die Rückmeldung (das Spiegeln) der unmittelbar vorausgehenden Botschaft des Klienten in einer Form, dass er dem Klienten aktiv zeigt, dass er den Klienten akustisch und sinngemäß verstanden hat. »Er beweist dem Sender das dadurch, dass er die Bedeutung der gesendeten Botschaft ›rückmeldet‹« (Gordon 1978, 54). Erst durch die Rückmeldung des Beraters kann der Klient abschätzen, ob er richtig verstanden wurde oder auch nicht, jedoch löst die mit dem aktiven Zuhören verbundene innere Haltung der Aufmerksamkeit des Beraters bei dem Klienten bereits aus, dass er sich auf eine positive Interpunktion des weiteren Beratungsprozesses einlassen kann.

      Eine weitere Operationalisierung der Empathie wurde von Tausch (1973) mit dem Konzept der ›Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte‹ (VEE) vorgeschlagen, das sich auf den emotionalen Erlebnisanteil beim Klienten bzw. bei der Klientin konzentriert und für die psychosoziale Beratung so definiert werden kann: Bei der VEE verbalisiert der Berater bzw. die Beraterin die in den Aussagen des Klienten enthaltenen Emotionen mindestens oder noch intensiver und differenzierter in der Weise, wie sie der Klient schon selber zum Ausdruck gebracht hat (image Tab. 3.2). Allerdings ist die ›Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte‹ (VEE) lediglich ein Aspekt der Empathie des Beraters, die sich auf den gesamten Bezugsrahmen des Klienten mit seinen Einstellungen und Interpretationen seiner Wirklichkeit bezieht.

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      StufeVEE

      Eigene Darstellung

      Die fünfte Stufe wird oft durch die Gesprächstechnik des ›Vorwegnehmens‹ realisiert, bei der die Gefühle, die der Klient zwar noch nicht geäußert hat, jedoch auf Grund der Problematik des Klienten naheliegen, vom Berater angesprochen werden.

      Das ›Aktive Zuhören‹ und die ›Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte‹ stellen zwar oft den Königsweg zur Optimierung einer professionellen Beziehung dar, jedoch sind nicht alle Klienten immer dazu in der Lage, über ihre Gefühle zu sprechen. So können z. B. Klienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung am Anfang der Beratung noch eine ausgesprochen hohe Affektlabilität aufweisen und mit der Bearbeitung der Gefühle überfordert sein. In solchen Situationen kann der Berater jedoch auf andere bewährte Gesprächstechniken zurückgreifen, die in der Tabelle 3.3 aufgeführt sind (image Tab. 3.3).

      Jedoch zeigen diese Techniken erst dann ihre Wirkung, wenn Berater und Beraterinnen eine komplementäre Beziehungsgestaltung zu ihrer Klientel entfalten, die insbesondere bei Klienten mit Persönlichkeitsstörungen notwendig ist (Sachse 2000, 2013, 2016, 2019). Sie begegnen ihren Beratern in einer Weise, dass sie ihre (unerfüllten) interaktionellen Grundbedürfnisse (wie z. B. Anerkennung oder Autonomie) befriedigen sollen. Allerdings können die Klienten diese Grundbedürfnisse (auf der ›Motivebene‹) oft nur verschleiert (auf der ›Spielebene‹) mit maladaptiven Strategien zum Ausdruck bringen, auf die ein Berater nicht fachgerecht reagieren könnte, wenn er die ›doppelte Handlungsregulation‹ seiner Klientel nicht kennt. Sachse et al. (2011) unterscheiden in ihrem Modell der doppelten Handlungsregulation drei verschiedene Ebenen: die Motivebene, die Ebene der dysfunktionalen Schemata und die Spielebene. In dem Modell wird angenommen, dass jede Person verschiedene zentrale Beziehungsmotive (z. B. Anerkennung) erfüllen möchte. Dafür setzt sie gewöhnlich für den Interaktionspartner authentische und transparent erscheinende Verhaltensweisen ein, die im günstigen Fall zur Befriedigung der Motive führen. Klienten mit Persönlichkeitsstörungen haben jedoch durch die Verletzung ihrer psychischen Grundbedürfnisse eine Reihe von dysfunktionalen Schemata (z. B. »Ich bin ein Versager.«) entwickelt, die sie daran hindern, ihre Bedürfnislage bei Interaktionspartnern transparent zum Ausdruck zu bringen. Stattdessen setzen sie manipulative Strategien (auf der ›Spielebene‹) ein und kompensieren ihre dysfunktionalen Schemata durch weitere dysfunktionale Schemata (z. B. kompensatorische Selbstschemata wie z. B. »Ich bin hochgradig kompetent.«). Berater haben bei diesen Klienten zunächst die Aufgabe, die interaktionellen Ziele (auf der ›Motivebene‹) von den intransparenten manipulativen Strategien (auf der ›Spielebene‹) zu unterscheiden, um dann komplementär und damit bedürfnisbefriedigend auf die authentischen Verhaltensweisen (entsprechend der ›Motivebene‹) des Klienten zu reagieren. Dem liegt der Grundgedanken zugrunde, dass die Klienten im Verlauf der Beratung immer mehr auf ihr Problemverhalten (auf der ›Spielebene‹) verzichten können. Die ›Spielebene‹, die von den dysfunktionalen Kognitionen des Klienten gespeist wird, soll von dem Berater möglichst nicht verstärkt werden.

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      TechnikDefinitionFunktion(en)

      Eigene Darstellung

      3.2.2 Basisfertigkeiten der Gesprächsführung mit einem System von Klienten

      Die bisher dargestellten Methoden und Haltungen sind zwar hauptsächlich in der Arbeit mit Einzelklienten entstanden, sie lassen sich jedoch ohne weiteres bei Gesprächen mit Paaren, Familien oder Teilsystemen der Familie (z. B. Eltern und Kind) nutzen. In der Praxis psychosozialer Beratung haben Gespräche gemeinsam mit dem signifikanten Bezugssystem der Klientinnen und Klienten den Vorteil, dass der einzelne Klient, der oft lediglich Symptomträger eines Systems ist, im Netz seiner Beziehungen gesehen werden kann. Bei Gesprächen mit dem ganzen Beziehungssystem besteht auch nicht so schnell die Gefahr, dass die Symptomentstehung dem Indexklienten (als die Person des Systems, die Symptomträger ist bzw. auf die das Problem attribuiert wird) alleine zugeschrieben wird, sondern sie eröffnen den Blick für eine zirkuläre Sichtweise, bei der entsprechend dem 3. Axiom von Watzlawick et al. (1980) über die Interpunktion von Ereignisfolgen die Interaktion und Kommunikation zwischen den Teilnehmern des Systems für die Entstehung und Aufrechterhaltung des Symptoms stärker in den Blick genommen werden können. Diese Sichtweise kann zu einer enormen Entlastung des Indexklienten führen, weil das Problem nicht unweigerlich ihm anhaftet, sondern auch ein Indikator für eine Störung im Gesamtsystem sein kann. Bei diesen (systemischen) Gesprächen gelten zwar auch die oben bereits erläuterten Grundlagen menschlicher Kommunikation und Gesprächsführung, jedoch gestaltet sich die Kommunikation weitaus komplexer und bringt die Beraterin in eine ähnliche Situation wie einen Jongleur, der mehrere Teller gleichzeitig in der Luft halten muss. Für die Optimierung dieser Aufgabe sind im systemischen Ansatz eine Reihe von grundlegenden Konzepten und Methoden entwickelt worden, die sich daran orientieren, dass sich mehrere Personen gleichzeitig in Beratung befinden (von Schlippe & Schweitzer 2013). Selbstverständlich ist eine systemische Sichtweise auch in einem Setting möglich, bei dem lediglich der Einzelklient zu den Gesprächen kommt, allerdings kann der systemische Ansatz seine Effektivität besonders bei Gesprächen mit einem Klientensystem entfalten (von Schlippe & Schweitzer 2013).

      Von Anfang an besteht die Aufgabe der Beraterin/des Beraters, aktiv zu allen anwesenden Systemmitgliedern eine kooperative Beziehung zu gestalten, denn nicht nur der Indexklient muss mit ins ›Beratungsboot‹ genommen werden. Bei diesem ›Joining‹ (engl.: verbinden) werden die Voraussetzungen für eine tragfähige Beziehung zu jedem Teilnehmer des Systems aufgebaut, indem der Berater/die Beraterin sich inhaltlich, sprachlich und gefühlsmäßig auf die Bedürfnisse des Einzelnen einstellt und so den Gesprächsteilnehmern Sicherheit vermittelt (Schwing 2014a). Der Blick der Beraterin oder des Beraters richtet sich aktiv auf alle im Raum anwesenden Personen, nimmt