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Psychosoziale Beratung


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dieser Beratungsstunde. Dies sollte die intensivste Phase der Beratungssitzung sein. Je nach Stand und Verlauf der Beratung wird hier der Klient bzw. die Klientin ein aktuelles Anliegen besprechen wollen oder der Berater bzw. die Beraterin folgt einem einzelfallspezifischen Plan und hat eine Thematik vorbereitet, die sich an die vorhergehenden Beratungsstunden anschließt.

      Nach dieser Bearbeitung der zentralen Thematik sollte stets eine Rekapitulation des Erarbeiteten durch die Klientin oder den Klienten erfolgen, um zu überprüfen, was aus Sicht des oder der Ratsuchenden »hängengeblieben« ist. Daran anschließend überlegen Berater/Beraterin und Klient/Klientin gemeinsam, welche Konsequenzen sich aus dem Erarbeiteten für den Alltag bis zur nächsten Beratungsstunde ergeben. Im Idealfall werden möglichst konkrete Vereinbarungen geschlossen, wie das Erarbeitete in den Alltag übertragen wird.

      Der Abschluss einer Beratungsstunde fällt im Anschluss daran kurz aus und besteht in einer freundlichen Verabschiedung mit möglicherweise ebenfalls ritualisiertem Ablauf (Begleitung zur Tür des Beratungszimmers oder der Beratungsstelle, o. Ä.).

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      Weiterführende Literatur

      Borg-Laufs, M. & Hungerige, H. (2010). Selbstmanagementtherapie mit Kindern. 2. Auflage. Stuttgart: Klett-Cotta.

      Kanfer, F., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (2012). Selbstmanagementtherapie. Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. 5. Auflage. Heidelberg: Springer.

      Orlinsky, D. E. (2009). The ›Generic Model of Psychotherapy‹ after 25 Years: Evolution of a Research-Based Metatheory. Journal of Psychotherapy Integration, 19 (4). 319–339.

      3 Gestaltung einer professionellen Beziehung in der Beratung

      Dieter Wälte & Michael Borg-Laufs

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      Was Sie in diesem Kapitel lernen können

      In dem vorhergehenden Kapitel wurde der Aufbau einer professionellen Beziehung zwischen Klientin und Beraterin als erste Phase im Beratungsprozess beschrieben, die ein Fundament für die weitere Beziehungsgestaltung im gesamten Beratungsprozess darstellt. Auch die Psychotherapieforschung konnte mit einschlägigen Befunden zeigen, dass ein erheblicher Anteil der Therapie- und Beratungseffekte auf die Beziehung zwischen dem Ratsuchenden und dem Berater zurückzuführen ist. Dieses Kapitel informiert

      • über die Kernelemente einer professionellen Beratungsbeziehung: ein kongruentes Muster verbaler und nonverbaler Kommunikationsformen, Reflexion der Beziehungsebene in der Kommunikation, wechselseitige Interpunktion des Gesprächsablaufes, Symmetrie zwischen analoger und digitaler Kommunikation;

      • über die komplementäre Beziehungsgestaltung zwischen Berater/Beraterin und Klient/Klientin mit dem Ziel, das zentrale Motiv (Anerkennung, Wichtigkeit, Verlässlichkeit, Solidarität, Autonomie, Grenzen) des Klienten/der Klientin zu befriedigen, das in den Beratungsprozess hereingetragen wird;

      • darüber, wie im Gesprächsablauf mögliche Asymmetrien zwischen dem Senden und Empfangen einer Nachricht auf den vier Ebenen von Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell aufgespürt werden können;

      • darüber, wie durch die Analyse des Interaktionsverhaltens des Klienten/der Klientin mit den Dimensionen der ›Zuneigung‹ (Extreme: feindselig vs. freundlich oder liebevoll) und ›Kontrolle‹ bzw. ›Dominanz‹ (Extreme: dominierend vs. unterwürfig) wertvolle Hinweise für das Interaktionsverhalten mit dem Klienten/der Klientin gewonnen werden können;

      • über bewährte Gesprächstechniken zum Aufbau einer professionellen Beziehung: Offene Fragen stellen, Zusammenfassen, Paraphrasieren, Konkretisieren, Verstärken, Explorieren, Ich-Botschaften geben und Metakommunizieren;

      • über Gesprächstechniken in spezifischen Situationen, die mit Konfrontieren, Abgrenzen und einem konstruktiven negativen Feedback einhergehen;

      • über die Realisierung der drei Basisvariablen (Wertschätzung, Empathie, Kongruenz) als Richtschnur einer professionellen Beratung. Aktives Zuhören und die Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte sind dabei zwei zentrale Techniken auf dem Weg zu einem empathischen Verhalten des Beraters/der Beraterin;

      • über systemische Konzepte und Techniken, die sich für das Arbeiten mit einem System von Klienten (z. B. Paar oder Familie) bewährt haben: ›Joining‹ mit allen Teilnehmern, Neutralität bzw. Allparteilichkeit und Betrachtung der Anwesenden als ›Kunden‹;

      • darüber, wie der Klient/die Klientin über den Rahmen und die Organisation der Beratung (Funktion des Beraters, Institution, Ablauf der Gespräche, Rollenklärung, Vertraulichkeit, Schweigepflicht, Terminplanung) aufgeklärt werden kann.

      Die besondere Bedeutung einer positiven professionellen Beziehung für den gesamten Beratungsprozess wurde in der Psychotherapieforschung schon früh erkannt. Sie kann dadurch definiert werden, dass Klient und Berater ähnliche Gefühle der Sympathie, der Achtung und des Vertrauens haben, mit der Folge: Je besser die professionelle Beziehung ist, desto stärker wird der Klient seine Gefühle in ganzer Tiefe preisgeben und desto stärker wird er auch die Hilfen des Beraters zur Problemlösung annehmen können (vgl. Goldstein 1977). Eine gelungene professionelle Beziehung zwischen Klientinnen und Klienten einerseits und psychosozialen Beraterinnen und Beratern andererseits unterliegt zunächst denselben Regeln wie jede andere Form menschlicher Kommunikation, bei der die Vermittlung und die Aufnahme von Informationen zwischen Menschen im Vordergrund stehen und entspricht dem grundlegenden psychischen Grundbedürfnis des Menschen nach Bindung (Grawe 2004). Im Folgenden sollen deshalb zunächst die wichtigsten Grundlagen menschlicher Kommunikation dargestellt werden, die in den Konzepten von Watzlawick et al. (1980) und Schulz von Thun (2005a, 2005b) ihren Niederschlag gefunden haben. Zur Beurteilung der Interaktionsprobleme von Klientinnen und Klienten ist auch das Circumplex-Modell von Leary (1957) hilfreich. Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen jedoch die Basistechniken der Gesprächsführung, ohne die eine professionelle Beratungsbeziehung nicht hergestellt werden kann.

      Kernelemente einer professionellen Beratungsbeziehung, vgl. Stucki 2004

      Eine professionelle Beratungsbeziehung lässt sich durch vier Kernelemente beschreiben.

      1. Arbeitsbeziehung: Klient(in) und Berater(in) nehmen in der Beratung klare Rollen ein und arbeiten an gemeinsamen Zielen.

      2. Basiskompetenzen: Die Beraterin realisiert Empathie, Wertschätzung und Echtheit.

      3. Komplementäre Beziehungsgestaltung: Der Berater gestaltet die Beratungsbeziehung komplementär zu den individuellen Grundbedürfnissen des Klienten.

      4. Beziehungsbearbeitung: Die Beraterin erkennt und bearbeitet problematische Beziehungsmuster, die sich aus dem Beratungsprozess ergeben.

      3.1 Grundlagen menschlicher Kommunikation

      Watzlawick et al. (1980) haben fünf pragmatische Axiome über das Gelingen und über Störungen der Kommunikation unter der Grundannahme formuliert, dass die beteiligten Interaktionspartner jeweils eine eigene Interpretation der Kommunikation haben:

      1. Axiom: »Man kann nicht nicht kommunizieren« (Watzlawick et al. 1980, 53). In psychosozialen Beratungssituationen ist es wichtig, nicht nur auf die sprachlichen Anteile der Kommunikation des Klienten zu achten, sondern auch sensibel für andere Gestaltungsformen der Kommunikation zu sein, die z. B. im Tonfall,