Charley Brindley

Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins


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als wir zum Zelt zurückkehrten.

      Ich konnte von der Länge unserer Schatten sehen, dass es beinahe Vormittag war.

      »Sie hat dein Kleid gestohlen«, sagte Jabnet, während wir die Vorräte auf dem Tisch auslegten.

      Yzebel griff nach einem Krug und goss Wein für mich und sie ein. »Nein, hat sie nicht.«

      »Warum trägst sie es dann?«

      »Jabnet.« Yzebel nahm den Wasserschlauch auf, um meinen Wein mit einem großen Maß Wasser zu verdünnen. »Sie trägt es, weil ich es ihr geschenkt habe. Du machst mich mit deinen törichten Fragen müde. Geh in den Wald und sammle Feuerholz, so dass wir zu kochen anfangen können. Ich brauche außerdem einen starken Zweig, um das Schwein über dem Feuer zu rösten. Hol keine Kiefer; der Saft ruiniert den Geschmack des Fleischs.«

      Jabnet murmelte mir etwas zu über Saft, als er zwischen uns ging. Yzebel hob ihre Hand und ich dachte, dass sie ihn packen würde, aber sie schüttelte einfach ihren Kopf und verdrehte ihre Augen zum Himmel. Sie lächelte mich an und steckte eine verirrte Locke hinter ihr Ohr.

      Als wir unsere Getränke beendetet haben, gab sie mir zwei Kupferstücke, eine winzige Goldkette und ein paar in eine Schleife gelegte Silberohrringe. »Geh zu Bostar«, sagte sie. »Sag ihm, dass wir sieben Brotlaibe brauchen.« Sie zögerte einen Moment. »Nein, hol heute acht Laibe. Zeig ihm die Münzen und den Schmuck und er wird nehmen, was er braucht. Er ist der einzige Händler im Lager, dem du auf diese Weise vertrauen kannst. Bostar nimmt niemals mehr als der Wert seines Brots. Lerne von ihm, worauf man bei einem Mann achten sollte; er ist einer der Besten.« Sie lud ihre restlichen Münzen und Schmuck auf einem viereckigen Tuch ab und reichte mir ihren leeren Geldbeutel.

      »Wer noch?«, fragte ich, während ich den Schmuck für Bostar in den Geldbeutel legte.

      Yzebel lachte und faltete den Stoff in ein Säckchen, der den restlichen Schmuck enthielt. »Lass gut sein. Wenn einer vorbeikommt, werde ich ihn dir zeigen.« Sie steckte den Beutel hinter die Bänder ihrer Schürze, zog dann den Gürtel meines Kleids enger. »Du siehst, wo die Sonne ist?«

      Ich schützte meine Augen vor der Sonne und schaute mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel. »Es ist beinahe Vormittag.«

      »Sei zurück, bevor die Sonne die Baumspitzen erreicht.«

      »Das werde ich. Keine Sorge.«

      * * * * *

      Auf dem Weg zu Bostars Zelt traf ich auf das Sklavenmädchen vom Tag zuvor. Sie saß auf einem kleinen Schemel außerhalb des schwarzen Zelts mit einem Korb mit Baumwolle neben sich. Ich hielt an, um zu beobachten, wie sie einen zugespitzten Stock, der nicht länger als ihr Unterarm war, aufhob. Ein Spinnwirtel aus Ton, wie ein kleines Rad, war in der Nähe eines Endes des Stocks montiert. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln und nahm eine Baumwollkapsel aus dem Korb, pflückte einige Samen ab, kitzelte ein paar Faserstränge heraus und verband sie mit der Länge des Garns, das bereits um den Schaft ihres Werkzeugs herumgewickelt war. Sie wirbelte dann den schweren Wirtel und begann ihn mit Fasern von den Baumwollkapseln zu füttern, während neues Garn sich um den Spinnschaft schlang.

      Das Mädchen war so fachmännisch bei ihrer Aufgabe und ihre Finger so rasch und flink, das Garn schien von selbst länger zu wachsen. Sie nahm mehr Baumwolle aus dem Korb, entfernte die Samen, kitzelte die Fasern heraus und arbeitete sie in die Schnur aus Garn, während sie die ganze Zeit über den Spinnwirtel wirbeln ließ.

      Als das Werkzeug schneller in Richtung Boden wirbelte, stand sie auf und fütterte mehr Baumwolle an das Ende des Garns. Bald hielt sie den Spinnstock an, der von dem Garn, das sich um den Schaft schlang, fett in der Mitte angewachsen war, band dann das Ende des neuen Garns an eine neue Schnur, die bereits zu einemKnäuel gerollt war, und begann das Garn vom Schaft abzurollen und es dem anwachsenden Knäuel hinzuzufügen.

      »Tin tin ban sunia«, sagte sie und reichte mir den Schaft.

      Das Brandmal verunstaltete ihr hübsches Gesicht. Lotaz’ Sklave hatte auch ein Brandzeichen, aber seines war ein anderes Symbol und war vor langer Zeit vernarbt. Dieses Brandzeichen des Mädchens sah wie ein Pfeil mit drei Spitzen aus und es hatte eine sich windende Schlange als Schaft. Das abstoßende Brandzeichen schien neu zu sein und noch nicht vollständig verheilt.

      »Was?«, fragte ich.

      »Tin tin ban sunia.« Sie zerrte am Garn, das noch um den Schaft geschlungen war.

      »Tin bim suny?«

      »Tin tin ban sunia.«

      »Tin tin ban sunia«, sagte ich und hielt die Enden des Schafts locker in meinen Händen, so dass er frei rotierte.

      Das Sklavenmädchen nickte und machte sich an die Arbeit das Garn auf den Knäuel zu wickeln, während ich den Schaft des Werkzeugs hielt.

      »Ich verstehe nicht, was das bedeutet.«

      Als der Rest des Garns vom Schaft kam, nahm sie ihn mir ab und begann eine neue Schnur zu spinnen.

      »Kennst du die Frau, die Lotaz genannt wird?«, fragte ich.

      Das Sklavenmädchen drehte den Spinnwirtel und arbeitete den Faden länger und länger, ignorierte mich scheinbar.

      »Lotaz hat langes, lockiges Haar«, sagte ich. »Und sie macht Farbe auf ihre Lippen und Wangen.«

      Ich nahm eine Baumwollkapsel vom Korb, entfernte die Samen und kitzelte ein paar neue Fasern heraus, wie ich es das Mädchen tun gesehen habe. Sie nahm mir die Baumwolle ab und arbeitete sie rasch in ihre Garnlänge. Ich nahm eine weitere Kapsel auf und wir machten uns an die Arbeit, aber sie reagierte zu keiner Zeit auf irgendeines meiner Worte.

      »Kannst du hören, was ich sage?«

      Keine Antwort.

      »Deine Haare stehen in Flammen!«

      Sie nahm eine weitere Baumwollkapsel aus meiner Hand, aber sagte nichts.

      »Es gibt einen abscheulichen Soldaten, der hierher rennt, um uns in kleine Stückchen zu hacken und uns an die Löwen zu verfüttern!«

      Noch immer nicht die geringste Reaktion. Schließlich sagte ich: »Tin tin ban sunia.«

      Das Mädchen lächelte. Offenbar konnte sie hören und sie war mit dem, was ich zu ihr gesagt habe, zufrieden, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich gesagt hatte.

      Wir fuhren auf diese Weise fort; sie machte Garn, während ich die Baumwolle herauskitzelte und weiter über das Lager, Yzebel, Obolus und meinem Abenteuer mit dem Weinkrug schwatzte. Ich erzählte ihr sogar, dass ich Hannibal gesehen hatte und wie gutaussehend er war.

      Ich dachte, sie war ungefähr in meinem Alter, zwölf Sommer, vielleicht ein wenig jünger, gertenschlank und weniger als zwei Pfeile groß. Ihr Teint war dunkler als Zimtpfirsich, mit Augen, die dunkel wie die Nacht im Wald waren. Sie sprach kein Wort und erkannte niemals meine Anwesenheit an, ausgenommen wenn sie die Baumwollkapseln aus meiner Hand nahm und in ihr Garn arbeitete.

      Bald hatten wir den Korb mit Baumwolle in drei große Garnknäuel verwandelt. Das Mädchen legte sie in den Korb, hob ihn dann auf und ging an mir vorbei.

      »Tin tin ban sunia«, sagte sie.

      Soweit ich wusste, konnte es bedeutete haben »Auf Wiedersehen, schön dich zu kennen« oder »Ich bin jetzt fertig, du kannst gehen« oder »Bitte belästige mich nicht wieder.«

      Während ich im Schneidersitz auf der quadratischen Matte saß, wo ich während der letzten zwei Garnknäuel gewesen war, starrte ich das Mädchen an, das von mir davonging, fühlte mich verlassen.

      Nach ein paar Schritten hielt sie an, schaute zurück und sagte mit einem großen Lächeln: »Tin tin ban sunia.« Sie neigte ihren Kopf in die Richtung, in die sie losgegangen war, als ob sie sagen wollte: »Komm schon. Worauf wartest du?«

      Ich sprang auf und rannte, um neben ihr zu gehen. »Tin tin ban sunia?«

      Sie deutete den Pfad hinauf und gab mir einen Griff