alt="link"/>1.2.2 Befall in beheizten Räumen
{Räume, beheizte}
Oft treten die ersten Schimmelflecken am Übergang von Bauteilen, beispielsweise Boden/Wand oder Decke/Wand auf, ebenso häufig bleiben sie hinter Möblierung {Möblierung} unentdeckt, sodass der Befall beispielsweise erst bei der Durchführung von Malerarbeiten sichtbar wird. Da die Schimmelsporen zum einen kein Licht zur Verbreitung benötigen, zum anderen die Luftzirkulation {Luftzirkulation} zum Abtransport der Feuchtigkeit eingeschränkt ist, finden sie sich an diesen Stellen wie auch hinter dichten, nah an der Wand angebrachten Vorhängen besonders zahlreich.
Diese wirken, ebenso wie dicht an der Wand stehende Möbel ohne Füße, ähnlich wie eine Innendämmung mit dem Effekt der Taupunktverschiebung innerhalb der Wand.
1.2.3 Anteil befallener Flächen
Bisher gibt es noch keine einheitlichen Zuordnungen zur Katalogisierung und Beurteilung der betroffenen Flächengrößen; das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg[3] geht von folgender Einteilung aus:
• | Kategorie 1 – geringfügig (< 20 cm2) |
• | Kategorie 2 – gering bis mittel (< 0,5 m2) |
• | Kategorie 3 – groß (≥ 0,5 m2 + tiefere Schichten) |
Je nach Dichte und Tiefe des Befalls kann, unabhängig von der Größe, eine Zuordnung zur jeweils höheren Kategorie erforderlich sein.
{Nutzungsklassen}
Je nach Nutzung werden unterschiedliche Ansprüche an die Behandlung von Schimmelbefall gestellt, die gemäß dem Schimmelleitfaden 2017 des Umweltbundesamts wie folgt festgelegt sind:
Nutzungsklasse | Anforderungen an die Innenraumhygiene | Beispiele |
I | Spezielle, sehr hohe Anforderungen wegen individueller Disposition | Räume für Patienten mit Immunsuppression |
II | Normale Anforderungen | Innenräume zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen: Wohn- oder Büroräume, Schulen, Kitas usw. einschließlich dazu gehörender Nebenräume |
III | Reduzierte Anforderungen | Nicht dauerhaft genutzte Räume außerhalb von Wohnungen, Büros, Schulen usw., z. B. Keller- und Abstellräume, nicht ausgebaute Dachgeschosse sowie Garagen oder Treppenhäuser |
IV | Deutlich reduzierte Anforderungen | Luftdicht abgeschottete Bauteile und Hohlräume in Bauteilen oder Räumen, die nach Anforderung der DIN 4108-7 mit geeigneten Stoffen gegenüber Innenräumen abgeschottet sind |
Tab. 1: Anforderungen an Nutzungsklassen (Quelle: © Umweltbundesamt[4])
Bild 7: Geringer Schimmelbefall im Anschluss der Wand an die Decke (Quelle: Ingrid Kaiser)
Bild 8: Mittlerer Schimmelbefall im Anschluss der Wand an den Boden (Quelle: Ingrid Kaiser)
Die einzelnen Schimmelarten unterscheiden sich auch durch die Struktur der Oberfläche; einige bilden einen schleimigen Film, anderen fehlt dieser fast völlig, sodass die Sporen sich durch Luftbewegung wesentlich leichter im Raum bewegen können. Diese trockenen Befallstellen können leicht mit bereits abgestorbenen Schimmelflächen verwechselt werden, sodass weitergehende Untersuchungen erforderlich sind.
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Aktiver Schimmelbefall bietet zusätzlich auch Milben und Bakterien einen entsprechenden Nährboden und erhöht damit die Gesundheitsgefährdung. |
1.3 Was deutet auf einen versteckten Befall hin?
{Geruch}
Auch wenn keine sichtbaren Spuren von Schimmel vorhanden sind, können Hinweise auf Befall durch modrigen, muffigen Geruch vorliegen. Dieser entsteht als Stoffwechselprodukt durch ausgeschiedene Gase (MVOC {MVOC}, siehe die folgenden Seiten). Je nach Intensität des Geruchs kann die Quelle eventuell direkt geortet werden, z. B. hinter großen Schränken, die ohne Füße direkt an der Wand stehen, oder in textilen Oberböden. Die VDI-Richtlinie 4301 Blatt 1[5], ergänzt durch die VDI-Agenda 2016[6], beschäftigt sich mit der Geruchsprüfung und den erforderlichen Randbedingungen sowie den Anforderungen an die Prüfer. Sie nimmt Bezug auf die DIN ISO 16000-30[7], die ebenfalls Hinweise zur Durchführung von Geruchsprüfungen und deren Anforderungen enthält.
Fühlen sich bestimmte Oberflächen zusätzlich feucht an, liegt höchstwahrscheinlich Schimmelbefall vor.
Abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand treten mögliche Symptome {Symptome} in unterschiedlicher Ausprägung bei den Raumnutzern auf. Erste Anzeichen können ständige Kopfschmerzen, häufige Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwierigkeiten sein. Da die Sporen meist über die Atemwege {Atemwege} aufgenommen werden, treten oft Atembeschwerden, Husten und Bronchitis auf. Aber auch über die Haut können die Schadstoffe aufgenommen werden und zu Augen- und Hautreizungen (Rötungen, Juckreiz) führen. Häufige Infektionen, auch des Magen-Darm-Trakts, deuten ebenfalls auf Schimmelbefall der Räume hin.
Umweltmediziner und Allergologen können die Ursachen der Symptome feststellen und somit Hinweise auf Schimmelbefall geben.
Raumklima {Raumklima}
Bereits beim Betreten eines möglicherweise befallenen Raums fällt in vielen Fällen das unangenehme Raumklima mit erhöhten Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit auf. Datenlogger, die ca. vier Wochen in allen Räumen aufgestellt werden, messen die Raumtemperatur und die Luftfeuchtigkeit und geben so Auskunft über den Einfluss des Raumklimas auf die Schimmelbildung.
Bild 9: Behaglichkeit in Abhängigkeit von Raumtemperatur und Raumluftfeuchte ((Quelle: Ingrid Kaiser analog W. Frank[8]))
1.4 Mit welchen Methoden können Intensität, Tiefe und Alter des Befalls bestimmt werden?
Abhängig von den vorliegenden Hinweisen auf einen Befall sollten folgende