Gegenüber einem konventionellen nicht belüfteten Dach, bei dem die Abdichtung auf der Wärmedämmung angeordnet ist und sich somit auf der Außenseite des Flachdaches befindet, ergeben sich beim Umkehrdach aufgrund der geschützten Lage der Abdichtung, die sich unter der Dämmschicht befindet, einige Vorteile:
• | geringere Temperaturbeanspruchungen der Abdichtung: Beim Umkehrdach sind deutlich geringere tages- und jahreszeitliche Temperaturbeanspruchungen der Abdichtung zu erwarten. Während bei einem konventionellen nicht belüfteten Flachdach ohne schweren Oberflächenschutz Temperaturunterschiede von 80 K und mehr in der Abdichtungsebene auftreten können (z. B. im Winter -20 °C, im Sommer 60 °C und mehr), sind diese Unterschiede bei einem Umkehrdach deutlich geringer. Dieser Sachverhalt ist anhand qualitativer Temperaturprofile exemplarisch für ein konventionelles nicht belüftetes Flachdach und ein Umkehrdach in Bild 8 schematisch dargestellt. |
• | Schutz der Abdichtung: Beim Umkehrdach wird die Abdichtung durch die Dämmschicht vor mechanischen und thermischen Einwirkungen sowie vor UV-Strahlung, Hagelschlag, Frost-Tauwechsel-Beanspruchungen geschützt. |
Bild 8: Vergleich der Temperaturprofile eines konventionellen nicht belüfteten Flachdaches und eines Umkehrdaches (Quelle: Schmidt)
Neben der Anwendung bei Sanierungsmaßnahmen von Bestandsdächern können Umkehrdachkonstruktionen selbstverständlich auch bei Neubauten ausgeführt werden. Umkehrdächer sind für nicht genutzte sowie für genutzte Dachflächen (hier bei entsprechender Druckbelastbarkeit und Eignung der Wärmedämmung) geeignet.
Duodächer {Duodächer}
Ein Duodach entsteht, wenn auf den Dachaufbau eines konventionellen nicht belüfteten, aber bereits gedämmten Flachdaches eine weitere Wärmedämmschicht auf der bestehenden Abdichtung angeordnet wird. Als Aufbau ergibt sich folgende Schichtenfolge (von innen nach außen):
• | Tragkonstruktion |
• | Dampfsperre (vorhanden) |
• | Wärmedämmung (vorhanden) |
• | Abdichtung (vorhanden) |
• | Wärmedämmung (neu) |
Bild 9: Beispielquerschnitt eines Duodaches (Quelle: Schmidt)
Für die oberseitige Wärmedämmung gelten die gleichen Anforderungen wie bei einem Umkehrdach. Die Dämmstoffe müssen dem Anwendungstyp DUK entsprechen, die Dämmschicht ist gegen Abheben zu sichern. Wie beim Umkehrdach erfolgt auch beim Duodach die Entwässerung auf zwei Ebenen.
Bei Duodächern kann sich der Taupunkt – bedingt durch die beiden im Querschnitt vorhandenen Abdichtungsschichten – so ungünstig verschieben, dass mit Tauwasserbildung zu rechnen ist. Aus diesem Grund ist ein rechnerischer Nachweis nach DIN 4108-3 zu führen.
Duodächer werden meistens im Rahmen energetischer Sanierungsmaßnahmen ausgeführt, wenn der bereits bestehende Dachaufbau noch intakt ist und lediglich eine stärkere Wärmedämmschicht eingebaut werden soll. Für Neubauten ist es dagegen nicht sinnvoll, Flachdächer als Duodachkonstruktion auszuführen.
Bei belüfteten Dächern befindet sich direkt über der Wärmedämmung eine belüftete Luftschicht, die mit der Außenluft in Verbindung steht. Belüftete Flachdächer, für die früher der Begriff Kaltdächer {Kaltdach} verwendet wurde, stellen demnach zweischalige Konstruktionen dar, im Gegensatz zu nicht belüfteten Dächern, die grundsätzlich einschalig (als mehrschichtiges Verbundbauteil) ausgeführt werden.
Belüftete Flachdachkonstruktionen werden in der Regel für nicht genutzte Dachflächen vorgesehen. Grundsätzlich ist es aber möglich, auch belüftete Flachdächer zu nutzen. Dies kommt in der Praxis allerdings selten vor. Aus diesem Grund soll die Option eines genutzten belüfteten Flachdaches nachfolgend nicht weiterverfolgt werden.
Der grundsätzliche Aufbau eines belüfteten Flachdaches ergibt sich nach folgendem Schema (von innen nach außen):
• | Innenschale, bestehend aus: – Tragkonstruktion – Dampfsperre – Wärmedämmung |
• | Luftschicht (belüftet) |
• | Außenschale, bestehend aus: – Tragkonstruktion und Flächenauflage/Untergrund für die Abdichtung – Abdichtung |
Bild 10: Beispielquerschnitt für ein belüftetes Flachdach (Kaltdach) (Quelle: Schmidt)
Die Tragkonstruktion, die Dampfsperre sowie die Wärmedämmung bilden die raumseitige Innenschale. Die Außenschale besteht aus der Dachabdichtung und einer flächigen Unterlage mit zugehöriger Tragkonstruktion, die als Auflage für die Abdichtung dient. Zwischen Innen- und Außenschale befindet sich die Belüftungsebene.
Durch die Belüftungsebene strömt bei entsprechenden Druckverhältnissen (durch Thermik und/oder Winddruck) Außenluft. Diese soll Wasserdampf sowie gegebenenfalls anfallendes Tauwasser und Feuchtigkeit aufnehmen und aus dem Dachquerschnitt abtransportieren. Hierin liegt die ursprüngliche Idee des nicht belüfteten Flachdaches, die vorsieht, schädliche Tauwasserbildung im Bauteil selbst bei einer fehlenden oder unzureichenden Dampfsperre zu verhindern. Voraussetzung hierfür ist die Sicherstellung einer einwandfreien und dauerhaft funktionierenden Belüftung der gesamten Belüftungsebene, die ausreichend dimensionierte Lüftungsöffnungen sowie einen entsprechend ausgelegten Lüftungsquerschnitt erfordert.
In der Praxis ergeben sich jedoch häufig ungünstige Randbedingungen, die in der Folge zu Tauwasser- und Feuchteschäden führen können. Im Einzelnen sind dies:
• | verunreinigte oder verstopfte Lüftungsöffnungen, die den erforderlichen Luftaustausch behindern: Abhilfe schafft hier eine regelmäßig durchzuführende Inspektion und Reinigung aller Lüftungsöffnungen. Die Lüftungsöffnungen müssen daher auch zugänglich sein. Mit den Inspektions- und Wartungsarbeiten sind Kosten verbunden, die bei einem nicht belüfteten Flachdach nicht aufzuwenden sind. |
• | Einschränkung der Höhe des Lüftungsquerschnitts sowie Hindernisse im Schalenzwischenraum: Punktuelle Hindernisse im Schalenzwischenraum, wie z. B. Unterstützungen der Außenschale oder Durchdringungen (Rohre, Leitungen), führen zu örtlichen Turbulenzen des Luftstroms, die den vorgesehenen Abtransport von Wasserdampf und Feuchtigkeit ungünstig beeinflussen können. An Rohr- und Leitungsdurchführungen ist bei ungünstigen Verhältnissen (z. B. fehlende Dämmung) sogar mit Tauwasserbildung zu rechnen. An linienförmigen Hindernissen (z. B. Pfetten, Balken) wird der Luftstrom stark behindert und kann sogar in Teilbereichen ganz zum Erliegen kommen. Die Gefache sollten daher durch Konterlattung oder ähnliche Maßnahmen miteinander verbunden werden, um den Luftaustausch zu gewährleisten. |
• | üngünstige Grundrisse: Grundrissformen, die eine gleichmäßige Belüftung verhindern, sind zu vermeiden. Beispielhaft seien hier Winkelgrundrisse genannt, bei denen die Dachbereiche der sich überlappenden einzelnen Rechtecke nur schlecht belüftet werden. |