zur Agonie, wie der Mutterleib ein übertragenes Kind. Wie ein Neugeborenes die Welt, in die es mit der Geburt eintritt, nicht vergleichen kann mit der Welt, aus der es gerade kommt, so müssen Männer durchbrechen zu jener neuen Welt, die nicht wieder genauso ist wie die alte, sondern wirklich anders. Genau zu diesem Aufbruch ruft Gott in der „Heiligen Schrift“ unentwegt auf, und wir finden dort zahlreiche Beispiele für Männer, Familien und ganze Völker im Aufbruch heraus aus alten Ordnungen und Wegen hinein in neue. Sie gingen dabei immer wieder Wege, die eigentlich menschenunmöglich waren und nur mit jenem Glauben zu bewältigen waren, der sich nicht mehr umdreht nach dem Alten und den anderen, sondern entschlossen ins Unbekannte marschiert, komme was wolle. Dort wurden all die Wunder erlebt, die wir in der Schrift lesen und bei denen wir uns insgeheim fragen, warum sie eigentlich heute nicht mehr geschehen. Aber sie geschehen heute genauso wie damals. Gott hat sich nicht verändert. Er ruft noch immer dazu auf, im Glauben die Grenzen der Routine und Gewohnheit zu überschreiten und das scheinbar Unmögliche zu tun. Wunder vollziehen sich an denen, die den Weg gehen, der ohne Wunder nicht möglich ist.
In dem vorliegenden Buch mache ich Mut zum Aufbruch. Da ich selber aufgebrochen bin, kann ich einige Hinweise geben auf den Weg der Verwandlung, der zu gehen ist.
Dieses Buch ist nichts für Männer, die nur nach einer Rückversicherung dafür suchen, dass ihr konservativer Weg der richtige war, ist und immer sein wird. Es richtet sich nicht an Männer, die lediglich nach Richtig und Falsch fragen, sondern nach Leben und Tod. Die Frage ist weniger: „Wie mache ich alles richtig?“ als vielmehr: „Wie werde ich lebendig?“ Ich bin überzeugt, wir alle könnten sehr viel lebendiger sein, als wir es sind, und Jesus zielt mit der Aussage „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (vgl. Joh 14,19) wohl genau darauf ab. Er sendet uns keine Dogmatik und kein Gesetzbuch, damit wir bloß „alles richtig machen“, sondern seinen Geist, der uns lebendig macht. Wir sollen leben bis zum Äußersten, ja, bis es uns aus allen Poren fließt. Wie wunderbar!
Im Folgenden behandle ich eine Reihe von Themen, die für den Aufbruch ins Leben wesentlich sind. Auch einige Leute in der Bibel, die in überragender Weise überwunden haben – oder sich geweigert haben –, werde ich betrachten, da sie uns wertvolle und ewig-gültige Beispiele dafür geben, wie auch für uns Männer von heute der Prozess der Verwandlung und Revolution aussehen kann.
Nachdem mir sowohl Emmerich Adam – siehe Nachwort – wie auch meine Frau dazu geraten haben, Fragen an die Kapitel anzufügen, damit die Leser dadurch eine Hilfestellung erhalten, wie sie das Gelesene für sich anwenden können, habe ich das getan und danke für die Anregung. Ein Tipp gleich vorneweg: Sätze, die beim Lesen ins Auge springen und wichtig werden, anstreichen und nach dem Kapitel noch einmal anschauen mit der Frage, warum gerade diese Worte wichtig wurden.
Die Fragen, die das ganze Buch begleiten, sind:
• Was bin ich bereit, mir eine wirkliche Veränderung an Zeit, Aufwand oder Verzicht kosten zu lassen?
• Mit wem kann ich darüber sprechen? Gibt es jemanden, der in der Lage ist, mir zuzuhören, und mich nicht gleich mit Ratschlägen „zutextet“?
• Gibt es Gefährten auf dem Wege? Männer, die mit mir auf dem gleichen Weg der Verwandlung und Revolution sind?
Frank Krause
TEIL I: TRANSFORMATION
Wenn nun jemand in Christus ist,
so ist er eine neue Schöpfung;
das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5,17
Kapitel 1: Verwandlung
Ich stehe an einem weiten Feld. Der Acker ist beeindruckend leblos und öde. Kein Halm und kein Blatt ist zu sehen, nichts Grünes auf dem Feld, so weit mein Auge reicht. Der Boden ist verkarstet und schlickig. Er sieht so schwarz aus, als wäre Kohlenstaub darauf gefallen. Er scheint schon vor langer Zeit abgeerntet und dann sich selbst überlassen worden zu sein und liegt nun verwahrlost unter einem diesigen, trüben Himmel einfach da. Die Stimmung in der Atmosphäre ist erfüllt von Resignation und Hoffnungslosigkeit wie am grauesten Herbsttag, den man sich vorstellen kann. Ich möchte den Kragen hochschlagen und bloß schnell weitergehen. Da aber sagt eine Stimme zu mir: „Dies ist das Feld der Männer.“
Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht (2 Kor 3,18).
Das heute oft gehörte Wort „Transformation“ bedeutet „Verwandlung“. Der obige Text in 2. Korinther 3 spricht davon, dass wir in das Ebenbild Christi verwandelt werden. Derjenige, der uns in dieses Bild verwandelt, ist der Heilige Geist. Es sind nicht fromme Veranstaltungen, Predigten, Bücher, Andacht, Bibellese usw., die uns in dieses Bild verwandeln. Solche Dinge sind möglicherweise gute Hilfsmittel, aber wir dürfen uns nicht täuschen und die Hilfen mit dem Eigentlichen verwechseln, was uns wirklich verwandelt. Der Heilige Geist alleine ist in der Lage, uns in eine Begegnung mit Christus zu führen, die uns nicht dieselben bleiben lässt. Wir dürfen unsere Hoffnung und Erwartung nicht zu sehr auf die angebotenen Hilfsmittel setzen und zu wenig auf den, der uns tatsächlich in die alles verwandelnde Begegnung mit Jesus selbst zu führen vermag – von Angesicht zu Angesicht, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Das ist eine sehr spannende und dramatische Angelegenheit voll großartiger spiritueller Erfahrungen und Erlebnisse.
Verwandlung ist wirklich keine geringe Sache, und sie kann nicht unbemerkt bleiben. Denken wir nur einmal daran, wie eine Kaulquappe sich in einen Frosch verwandelt. Das eine Tier lebt im Wasser, das andere geht ans Land. Und doch ist es dasselbe Tier. Es durchläuft eine Metamorphose, die seine Gestalt und sein Leben vollkommen verändern. Genauso verhält es sich mit der Verwandlung in das Bild Christi. Auch mit allem nur denkbaren religiösen Aufwand können wir uns nicht in das Bild Christi verwandeln. Nur der Heilige Geist kann das tun. Dabei können wir weder darüber bestimmen noch kontrollieren, wie er das macht, sondern wir müssen vertrauen. Haben wir uns zu diesem Vertrauen entschlossen, welches der Anfang des Wandels mit Gott ist, werden wir einen Weg geführt, der ein Geheimnis ist und zu einer neuen Geburt unserer Selbst führt.
So wie uns niemand erklären kann, was in einer Schwangerschaft in der Verborgenheit des Mutterleibes wirklich vor sich geht und wie sich dieses neue Leben dort drinnen bildet und entfaltet, so kann uns auch niemand bis ins Letzte das Wunder der geistlichen Geburt erklären. Die Gemeinde kann uns auf dem Weg beistehen und Mentoren können uns helfen, aber der Weg des Geistes ist und bleibt ein Geheimnis und offenbart sich nur dem, der im Vertrauen die alten Sicherheiten loslässt und an der Hand Gottes einen Weg beschreitet, der über die Grenzen menschlicher Möglichkeiten und Machbarkeiten hinausgeht. Allerdings neigen insbesondere Männer dazu, Geheimnisse lieber aufzulösen und „alles zu wissen“, als einfach zu vertrauen. Da fühlen sie sich besser und haben das Gefühl der Kontrolle. Scheinbar hat auch die Gemeinde alle Geheimnisse des Geistes und Glaubens gelüftet und klärt uns nun bis ins letzte Detail darüber auf, was wir zu tun und zu lassen haben, um „richtig“ zu sein und Gott zu gefallen. Uns wird gesagt, wie wir uns im Gottesdienst zu benehmen haben, was wir anziehen und wie lang unsere Haare sein dürfen, damit wir „christlich aussehen“. Uns wird vermittelt, wann und mit welchem Gebet und Andachtsbuch wir morgens aufstehen und wann wir abends zu einer „christlichen Zeit“ ins Bett gehen sollen, welche Veranstaltungen der Kirche wir die Woche über zu besuchen haben, mit welchen Leuten wir uns in einem Hauskreis treffen werden, die jetzt unsere von oben verordneten Freunde sind usw. Diese Darstellung ist bewusst etwas überzogen, um einen Punkt zu setzen. Der Punkt ist, dass es häufig um alles geht, nur nicht darum, wie wir verwandelt werden, obwohl genau dies das eine Ziel des Geistes mit uns ist.
Was dabei herauskommt, wenn wir den Weg des „Alles-richtig-Machens“ anstatt der Verwandlung gehen, ist häufig