Poppy J. Anderson

Knallharte Schale – zuckersüßer Kerl


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fetter wird.“

      Blake schnappte empört nach Luft, doch sein Trainer war unerbittlich.

      „Für dich erstelle ich einen eigenen Trainingsplan, damit du mich nicht blamierst, O’Neill! Und jetzt will ich fünfzig Extra-Liegestütze sehen!“

      Dupree beobachtete eine ganze Weile, wie sich sein Kumpel schwitzend und fluchend abmühte, dennoch hatte er kein Mitleid mit ihm. Blake hatte seit dem Superbowlsieg im Februar weder auf sein Gewicht noch auf seine Fitness geachtet, sondern sich permanent in Clubs, Bars oder Stripteaseläden herumgetrieben, um zu feiern und einen draufzumachen. Besorgt hatte sich Dupree mehr als einmal gefragt, was sowohl Blakes Leber als auch sein bestes Stück zu den exzessiven Ausschweifungen der letzten Monate sagten. Beide bekamen momentan viel zu viel Aufmerksamkeit ihres Besitzers und mussten ziemlich abgekämpft sein. Duprees und Blakes Teamkollege Eddie hatte dies vor ein paar Tagen sehr richtig formuliert, als er Blake gefragt hatte, ob sein Schwanz wegen übermäßigen Gebrauchs schon abgefallen sei.

      Nach den letzten Monaten war Dupree richtig froh, dass die Saison bald wieder beginnen würde. Auch wenn die letzte Saison extrem anstrengend und nervenaufreibend gewesen war, hielt er nicht viel von langen Pausen, in denen er kaum etwas zu tun hatte, freute sich immer darauf, dass er wieder regelmäßig zum Training fahren konnte und beinahe täglich mit dem Team zusammen war. Zwar hatte er in den Ferien seine Familie in Alabama besucht und war mit dem ganzen Team nach Hawaii geflogen, um dort eine Woche zu entspannen, aber für ihn gab es nichts Schöneres, als sich auf Spiele vorzubereiten und mit seinen Teamkollegen zusammen zu sein. Sobald ihn das Fieber, auf dem Spielfeld zu stehen und gegnerische Angriffe abzuwehren, gepackt hatte, war er voll in seinem Element, daher tat er alles, um sich auch in der Pause fit zu halten. Blake dagegen hielt von diesem Motto anscheinend nicht sehr viel. Während sie ihre Runden auf dem Übungsgelände drehten, sah Blake von Minute zu Minute abgekämpfter aus. Als dann auch noch der persönliche Yogatrainer der Titans, ein sehr schwuler ehemaliger Broadwaytänzer namens Abby auftauchte, um mit ihnen den Trainingsplan für die kommende Woche durchzugehen, schien Blake am Ende seiner Kräfte zu sein.

      Entgegen seiner Art saß der Runningback schweigend auf der Bank in der Umkleidekabine und brachte es kaum über sich, sich die verschwitzten Klamotten auszuziehen.

      Dupree beobachtete ihn zwischenzeitlich und schüttelte innerlich den Kopf, während er aus seinem T-Shirt schlüpfte. Er hatte wenig Verständnis für Blake, da Dupree der Meinung war, dass ein Profisportler, der ein Gehalt kassierte, von dem andere Menschen nur träumen konnten, sich dermaßen gehen ließ. Mit einem ärgerlichen Seufzer sank nun auch Dupree auf die Bank und beugte sich nach vorne, um seine Sportschuhe aufzuschnüren und die Socken auszuziehen.

      Natürlich hatte auch er das Training als ziemlich hart empfunden und freute sich nun auf eine heiße Dusche, doch glücklicherweise ging es ihm nicht annähernd so dreckig wie Blake, der aussah, als müsste er vor lauter Erschöpfung gleich kotzen.

      Nur mit seinen Sporthosen bekleidet saß Dupree auf der Bank und fuhr sich gähnend durch die Frisur. Er müsste wirklich mal wieder dringend zum Frisör, entschied er, während er gedankenverloren seinen Irokesenschnitt berührte und sich mit den Fingerspitzen durch die krausen Haare kämmte. Normalerweise war sein Haar an den Seiten ratzekahl abrasiert, aber er war in den letzten Wochen einfach nicht dazu gekommen, sich die Haare schneiden zu lassen, daher war der Irokese kaum mehr existent, sondern wirkte wie das Werk eines Lehrlings mit eingeschränkter Sehkraft.

      „Beinahe hätte ich über die letzten Monate vergessen, dass es Abby gibt“, seufzte der Cornerback Tom Peacock und ließ wortwörtlich die Hosen runter.

      „Hoffentlich bringt er in diesem Jahr nicht diese schrecklichen Musical-Soundtracks mit, mit denen er uns in der letzten Saison gequält hat“, jammerte Eddie und schlüpfte aus seinen Schuhen.

      Tom, der so nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, neben Dupree stand und die Arme vor der Brust verschränkte, schüttelte den Kopf. „Die Musik kann ich ertragen, aber was mir schlaflose Nächte bereitet, ist ein Mann in hautengen Leggins, der mir zeigen will, wie ich mit dem Arsch zu wackeln habe, und gleichzeitig darüber nachdenkt, wie wohl mein Schwanz aussieht.“

      Brian gluckste fröhlich auf und schlug seinem Kumpel auf den nackten Rücken. „Denkst du echt, dass er nur darüber nachdenkt, wie dein Schwanz aussieht? Abby wird in diesem Zusammenhang noch ganz andere Gedanken haben!“

      „Rabbit, Kopfkinoalarm!“ Tom schüttelte sich vor Abscheu und wurde tatsächlich etwas blass.

      Da sich Dupree aus solchen Diskussionen meistens heraushielt, spielte er den schweigsamen Zuhörer, während seine Kumpels darüber rätselten, ob Abby eher der aktive oder passive Teil einer schwulen Partnerschaft war.

      „Mal abgesehen davon, dass diese Diskussion total krank ist, halte ich Abby eher für den femininen Part“, der Kapitän der Titans kratzte sich am dunklen Haarschopf. „Er heißt anscheinend nicht umsonst Abby.“

      „Wenn ihr damit nicht aufhört, muss ich wirklich kotzen“, stöhne Blake gequält.

      „Hey, Brian! Kannst du Teddy nicht bitten, unsere Yoga-Lehrerin zu werden?“ Julian grinste seinen besten Freund an.

      „Ja, Rabbit“, schob Blake hinterher und befreite sich unter lautem Stöhnen von seiner Kleidung. „Ihr würde ich liebend gern zusehen, wie sie uns in hautengen Klamotten irgendwelche Stellungen zeigt.“

      „Da ich ein körperliches Wrack wie dich nicht verprügeln will, habe ich die letzte Bemerkung überhört“, schnaubte Brian und starrte Blake warnend an.

      Nun waren alle Spieler mehr oder minder nackt, da Eddie zwar weder Hosen noch Shirt trug, aber seine Socken anbehalten hatte, während Dupree noch in seiner Trainingshose auf der Bank saß. Vielleicht mutete es komisch an, dass ein Haufen nackter Kerle, die keine Skrupel besaßen, voreinander die Hüllen fallen zu lassen, gleichzeitig Schiss davor hatten, dass ihr schwuler Yoga- und Aerobictrainer eventuell unsittliche Gedanken ihnen gegenüber hegte, aber die meisten Footballspieler, die Dupree kannte, waren, was das Thema Homosexualität betraf, ziemlich empfindlich. Er selbst hatte zwar keine Scheu, nackt durch die Umkleide zu laufen, aber fühlte sich einfach wohler, wenn er sich dabei ein Handtuch um die Hüften schlang.

      Glücklicherweise nahmen seine Teamkollegen darauf Rücksicht und brachten das Gespräch nie auf seine Angewohnheit, im Gegensatz zu allen anderen stets untenherum bekleidet zu sein. Außer anfänglichen Frotzeleien war Dupree bisher verschont geblieben, was ihn besonders am Anfang erleichtert hatte, da sein College-Team ganz andere Geschütze gegen ihn aufgefahren hatte.

      „Teddy steht doch auf diesen Meditationskram“, Tom kratzte sich an der Brust und überlegte laut. „Und die durchgeknallten vertrauensbildenden Maßnahmen hat sie auch schon mit uns gemacht. Julians Idee klingt gar nicht schlecht.“

      „Ihre vertrauensbildenden Maßnahmen sind voll in die Hose gegangen“, erinnerte ihn Brian mit einem Schnauben.

      Nun fühlte sich Dupree bemüßigt, ebenfalls seinen Senf dazuzugeben. „Nur, weil du ihr das Leben schwer gemacht hast, Brian.“

      „Ich?“

      Julian grinste. „Du warst ein richtiger Arsch, mein Freund. Ein Wunder, dass sie dich überhaupt rangelassen hat.“

      Daraufhin boxte ihn Brian gegen den Oberarm. „Meine Frau wird nicht unsere neue Yogalehrerin!“

      „Scheiße, bist du eifersüchtig“, Blake schüttelte seinen Kopf.

      „Das hat nichts mit Eifersucht zu tun“, konterte der Quarterback gequält.

      „Sondern?“

      „Mit Teddys Räucherstäbchen.“ Brian machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

      „Ach!“

      „Du musst gar nicht so süffisant grinsen“, warf er Julian vor. „Ich muss schon zu Hause diese widerlichen Räucherstäbchen ertragen und dabei so tun, als fände ich sie toll, da habe ich einfach keine Lust, sie auch noch während der Yogastunde riechen zu müssen.“