Poppy J. Anderson

Knallharte Schale – zuckersüßer Kerl


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sie sich freute ...“

      „Armer Julian“, mit einem zaghaften Lächeln legte Teddy den Kopf schief und legte ihre rechte Hand auf den Oberschenkel ihres Mannes.

      Dupree fing einen kurzen Blick von Eddie auf, der seine breite Stirn in Falten gelegt hatte und ebenso unschlüssig wirkte, was er zu dieser Neuigkeit denken sollte. Er war nicht der Einzige. Auch Dupree hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.

      Seit drei Jahren spielte er für die Titans. In dieser Zeit war sehr viel passiert. Die Collegezeit war nicht leicht für ihn gewesen, daher hatte er voller Sorgen in die Zukunft geblickt und Angst davor gehabt, in ein neues Team zu kommen – in ein NFL-Team. Bis dahin hatte er immer große Schwierigkeiten gehabt, seinen Platz im Team zu finden, und musste im Endeffekt bemerken, dass sich die Kameradschaft nicht auf ihn erstrecken wollte. Am liebsten hätte er das Footballspielen sein gelassen und sich einen Job gesucht, aber zwei Gründe hatten ihn davon abgehalten. Erstens verließen sich fünf jüngere Geschwister und seine Mutter auf ihn, die mit seinem ersten Vertrag für die Titans endlich aus der baufälligen Baracke ausziehen und sich ein anständiges Haus mit einem hübschen Vorgarten sowie einer funktionierenden Heizung suchen konnten. Und zweitens liebte er es, Footballspieler zu sein, denn endlich hatte er etwas gefunden, in dem er wirklich gut war. Also hatte er trotz seiner Panik die Taschen gepackt und war nach New York gegangen. Damals war er zweiundzwanzig Jahre alt gewesen und hatte eine große Klappe gehabt, um seine Angst vor einem Job in der NFL zu verbergen.

      Merkwürdigerweise hatte er sich im Team sofort wohl gefühlt. Er war der jüngste Spieler, der Rookie, und wurde unter die Fittiche seiner älteren Teammitglieder genommen, was für ihn eine völlig neue Erfahrung gewesen war. In diesem ersten Jahr hatten die Titans einen neuen Wide Receiver bekommen, Julian Scott aus Florida, der über viel Erfahrung in der NFL verfügte. Für Dupree war Julian zu einem älteren Bruder geworden, da er ihn oft beiseite genommen hatte, um ihn in die Mysterien des Spiels einzuführen. Noch heute war Dupree dem älteren Spieler dankbar. Zu der Zeit hatte sich Julian mit seiner Ex-Frau versöhnt und kurz darauf die Babyplanung ins Auge gefasst. Seine Frau Liv war momentan mit dem zweiten Baby schwanger, nachdem vor zwei Jahren Brianna zur Welt gekommen war. Das Team wusste, dass Liv und Julian vor vielen Jahren einen Sohn verloren hatten, daher war es kein Wunder, dass die fünf nun bedröppelt auf den gebratenen Reis und die Krabbenchips starrten.

      „Ihr wollt es vielleicht nicht hören, Leute, aber es wurde Zeit, dass jemand für männlichen Nachwuchs sorgt.“

      „Blake, kannst du nicht einmal die Klappe halten?“, seufzte Teddy und sah den Runningback Blake O’Neill tadelnd an.

      Dieser kratzte sich verwirrt am schwarzen Haar. „Der Coach hat eine Tochter, Julian hat eine Tochter, Tom hat eine Tochter ... da wurde es Zeit, dass mal ein Junge kommt.“

      Dupree konnte den Gedankengang seines Kumpels nicht wirklich nachvollziehen. Erst vor wenigen Monaten hatte das ganze Team zusammen Urlaub auf Hawaii gemacht, bei dem auch die Familien dabei gewesen waren. Die Tochter des Coachs, Jilian, sowie Brianna und Zoey, die Kleine seines Mitspielers Tom Peacock, waren absolut süße Mädchen, die die ganze Gesellschaft mit ihren piepsigen Stimmen und fröhlichen Lachen amüsiert hatten. Erst gestern hatte er auf Zoey aufgepasst, weil Tom mit seiner Freundin Erin ins Kino gegangen war. Sie hatten miteinander gespielt, ein Bild für seinen Spind gemalt und anschließend Hotdogs gegessen, wobei Dupree darauf hatte achten müssen, Zoey nicht zu verraten, dass der Hotdog einmal ein Schwein gewesen war. Die Kleine reagierte ziemlich heftig darauf.

      „Darum geht es doch überhaupt nicht“, mischte sich nun auch Brian ein. „Liv und Julian sind überglücklich über das Baby, aber es ist für sie eine schwierige Situation. Das musst selbst du verstehen, Blake.“

      „Was soll das denn heißen?“

      „Es soll heißen, dass du nicht gerade ein Ausbund an Sensibilität bist“, warf Teddy ihm vor und verdrehte gekonnt die Augen.

      Blake lief vor lauter Empörung rot an und runzelte finster die Stirn, um sie böse anzublicken. Teddy zuckte jedoch nicht zurück, sondern starrte ihn provozierend an und kaute dabei auf einer zweiten Frühlingsrolle herum, die sie vom Teller des fresssüchtigen Strong Safetys geklaut hatte, der so aussah, als wolle er sein Essen vor ihr in Sicherheit bringen.

      „Ich bin sensibel“, beklagte sich nun Blake.

      „Du bist so sensibel wie ein Ku-Klux-Klan-Mitglied auf Michael Jacksons Beerdigung“, grollte Eddie, während er argwöhnisch Teddy ansah, die seine Frühlingsrollen fixierte.

      „Und ob ich sensibel bin!“

      Die einzige Frau in der Runde schnaubte auf. „Versprich mir einfach, vor Liv die Klappe zu halten, Blake.“

      „Oder was?“

      Feixend lehnte sich Teddy zurück. „Oder ich werde dich zur Rückenhaarentfernung mit Heißwachs schicken, mein Lieber.“

      Dupree unterdrückte ein Kichern, als Blake sprachlos seine Chefin anstarrte und anscheinend nicht wusste, was er antworten sollte. Um sich keine Blöße zu geben, blökte er Brian an: „Deine Frau hat eine viel zu große Klappe, Rabbit!“

      „Das mag ich an ihr“, grinste Brian und zog sie halb auf seinen Schoß.

      Als Teddy nach einer weiteren Frühlingsrolle greifen wollte, schob Eddie schnell seinen Teller beiseite. „Ich dachte, du hättest bereits gegessen!“

      „Eure Anwesenheit macht mich hungrig.“

      Dupree schob ihr seinen Teller über den Tisch zu. „Bitte.“

      „Dupree ist der einzige Gentleman unter euch“, sie warf ihm einen imaginären Kuss zu und hob den Teller zu sich, um sich eine volle Gabel chinesischer Nudeln in den Mund zu schieben.

      „Dupree ist auch noch nicht trocken hinter den Ohren ...“

      „Jungs ...“, nuschelte Teddy mit vollem Mund.

      Mit einem flammenden Blick sah Dupree über den Wohnzimmertisch zu Blake, der sich lässig nach hinten lehnte und ihn anstarrte. Im Gegensatz zu ihm selbst war Blake hinter jedem Rock her und ging dabei wenig subtil vor. Oft konnte man beobachten, wie er sich in Bars eine Ohrfeige nach der anderen abholte, doch häufig kam es vor, dass er mit seinen Macho-Sprüchen und dummen Auftritten Erfolg hatte. Dupree mochte Blake zwar, schließlich war er sein Kumpel, aber dessen unbedarftes Verhältnis zum anderen Geschlecht rang ihm sowohl Skepsis als auch Bewunderung ab. Skepsis, weil ihm sein Leben lang gepredigt worden war, Frauen mit Respekt zu behandeln, und Bewunderung, weil Blake anders als er selbst keine Probleme damit hatte, Frauen anzusprechen. Dupree wünschte, dass es ihm so einfach fallen könnte wie seinem Kumpel, mit jemandem zu flirten.

      „Sag’ mal, Dupree“, Teddy hatte ihren Kopf schief gelegt und musterte ihn nun fragend. „Die PR-Abteilung nervt mich seit Tagen wegen eines Termins für deinen Werbeauftritt. Wann triffst du dich das nächste Mal mit Sarah Matthews?“

      Bei diesem Namen legte sich seine Stirn in Falten und eine Faust schien seinen Magen zu umklammern. Sarah Matthews war ein Grund, weshalb Dupree sehr schlecht auf Blake zu sprechen war. Ein sehr großer Grund.

      Der Schwachkopf Blake fing natürlich zu lachen an, sobald er diesen Namen hörte, und verschluckte sich dabei an einem Glückskeks.

      Röchelnd klammerte sich Blake an die Couchlehne und griff sich an den Hals, der zugegebenermaßen wie der Hals eines Stieres wirkte, während er wenig charmante Töne von sich gab und kraftvoll hustete.

      „Trink was!“, bellte Brian und reichte ihm eine Dose Bier hinüber.

      Sein Teamkollege verweigerte das Bier und deutete wie verrückt auf seinen Hals, während ihm die Augen aus den Höhlen quollen.

      „Blake, erstick jetzt bloß nicht!“ Teddy war abrupt aufgesprungen und hämmerte mit ihren Fäustchen auf seinem Rücken herum. „Nicht jetzt, da du einen neuen vier-Jahres-Vertrag unterschrieben hast!“

      Blake schien nicht auf sie hören zu wollen, da er immer noch abartige Geräusche von sich gab und seinen Hals umklammerte.