Manfred Baumann

Salzburgsünde


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me close, hold me tight

      Noch ein Schlag. Noch einer. Und noch einer. Dann bricht der Prügel. Er hat gar nicht vorgehabt, auf den Baum einzudreschen. Aber es tut ihm gut. Das spürt er. Einfach ein Knüller. He, du Mistbock, jetzt habe ich dir die Rinde aufgerissen. Aber du wirst es schon aushalten. Das musst du einfach! Ja!!! Er stockt. Hat er eben gebrüllt? Mit dem Baum? Ja, hat er. Schnell blickt er sich um. Keiner in der Nähe. Keiner, der ihn auslachen könnte. Dem würde das auch nicht gut bekommen. Es gab hier genug Prügel. Noch härtere als der, dessen Ende er in der Hand hält. Keiner da! Es ist ihm auch vorher niemand begegnet, als er den Berg herauflief. Total maximal. Da kann er getrost weiterbrüllen. Aber er will nicht mehr. Er wirft den abgebrochenen Ast zurück auf den Stoß, von dem er ihn genommen hat.

      Make me thrill with delight

      Let me know where I stand from the start

      Jetzt hat er doch wieder zu schreien begonnen. Aber dem zerschundenen Baum vor ihm ist es wohl egal. Totaler Saftheini. Und sonst ist ja niemand unterwegs. Ja, brüllen! Das tut ihm auch gut. Erste Marke! Alles hyper. Nicht nur Äste gegen Baumstämme dreschen. Er hat wenig Erfreuliches erlebt in letzter Zeit. Gut, vor zwei Wochen hat er endlich einen E-Bass bekommen, samt Verstärker. Second hand. Aber low-priced. Jetzt braucht er nur mehr einen Platz, an dem er spielen kann. Er blickt sich um. Vielleicht hier heroben? Da ist eh keiner. Idiot!, schilt er sich, drischt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sei kein Hirnheini! Plätze wie diese gibt es sicher einige. Aber siehst du hier irgendwo eine Steckdose? Unter freiem Himmel? Und ohne Strom geht gar nichts. Nochmals klatscht er sich gegen die Birne. Zu Hause hätte er Strom. Und auch genügend Platz. Er hat es ja versucht. Hat den Verstärker eingeschaltet, den Bass damit verkuppelt. Eingeschaltet und dann …

      Well, it’s one for the money …

      Er spürt, wie ihm die Finger feucht werden, wenn er daran denkt. Er steckt schnell die Hand in die Hose, tastet nach seinem steifen Glied.

      But uh-uh honey …

      Well, since my baby left me …

      Aber die anderen kapierten gar nichts. Sie haben nur gelacht. Aber sie hat es verstanden. Sie allein. Sie ist ihm nachgelaufen. Und jetzt hat er sie schon eine ganze Woche nicht zu Gesicht bekommen. Soll er einfach bei ihr anläuten, in der Wohnung? Soll er einmal in der Schule nachfragen? Im Konferenzzimmer, beim Direktor? Ihm schaudert bei dem Gedanken. Der Direktor erinnert ihn oft an seinen Vater. Wieder steigt ihm das Bild hoch, als der Alte in sein Zimmer stürmte. Er hätte sich wehren sollen. Aber er war viel zu überrascht. Sein Vater hat ihn schon oft geschlagen, manchmal auch regelrecht verprügelt. Er hat sich noch nie gewehrt. Das macht man nicht! Die Erwachsenen sind die Erwachsenen. Und die Kinder haben zu gehorchen.

      So war es schon immer. So bleibt es! Idiotenheini! Aus seinem Inneren kriecht es hoch. Abscheu. Ekel. Zorn. Das nächste Mal wird er zurückschlagen. Aber sein Alter ist stark. Kein Ameisengorilla. Ein Polzbrocken. Um einen ganzen Kopf größer. Vielleicht sollte er ihm einmal auflauern. Nachts. Irgendwo. Mit einem Prügel wie diesem. Er stößt die Hand in den Stapel, reißt einen der dicksten Äste heraus und beginnt wieder, auf den Baum einzudreschen.

      Never leave me alone, ’cause I die every time we’re apart

      I want you, I need you, I love you

      With all my heart

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