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Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens


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werden nicht nur Zukunftsthemen der Weinproduktionen aufgezeigt, sondern mit den Beobachtungen zum neu aufkommenden Weinmarkt in China wird auch der Anfang des Buches wieder aufgegriffen. In China scheint nicht nur der Weinbau entstanden zu sein, hier liegt auch ein wichtiger Markt der Zukunft. China steht heute an siebter Stelle in der weltweiten Weinproduktion und an fünfter Stelle beim Weinkonsum – mit steigender Tendenz. Dabei wurde in jüngster Zeit bis 1980 kaum Wein aus Trauben in China hergestellt.

      Wir Herausgeber danken allen Autoren, die ihr Fachwissen in komprimierter und allgemein verständlicher Form zusammengefasst haben. Erst durch diese Vielfalt entsteht ein spannendes Mosaik über Rebe und Wein. Unser Dank gilt auch Frau Dr. Nünnerich-Asmus vom Nünnerich-Asmus Verlag Mainz, die unsere Buchidee bereitwillig aufgegriffen und bis zur Fertigstellung mit viel Engagement begleitet hat. Der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem IAK »Rebe und Wein« an unserer Universität, dem Mainzer Weinsenat und dem Weingut Wittmann sowie dem Restaurant Classico danken wir zudem für die finanzielle Unterstützung, ohne die die Drucklegung dieses Bandes nicht möglich gewesen wäre. Wir freuen uns darüber hinaus, dass unser Buch rechtzeitig zu einem besonderen Jubiläum erscheint: Im Jahr 2016 jährt sich die Namensgebung von »Rheinhessen« zum 200. Mal. Ein Weinbuch ist sicherlich ein richtiger und wichtiger Beitrag zu diesem Jubiläum der bekannten Weinregion.

      Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude bei der Lektüre der einzelnen Beiträge dieses Bandes – am besten begleitet von einem guten Glas Wein.

      Mainz, im April 2015

      Heinz Decker

      Helmut König

      Wolfgang Zwickel

       Peter Kupfer

      Die bisher ältesten Funde der Produktion von alkoholischen Getränken mittels Fermentation von Weintrauben reichen genau in die Zeit der sog. Neolithischen Revolution zurück, also der Epoche der Transformation umherziehender Jäger- und Sammlergruppen in feste Siedlungsgemeinschaften, der Domestizierung von Nutzpflanzen und -tieren, der Entstehung von Ackerbau, Viehzucht, Vorratswirtschaft, Küche, Kochkunst, Handwerk (Töpferei, Werkzeuge, Waffen, Kleidung, Schmuck usw.) und künstlerischen Spitzenleistungen. Chemische Analysen von organischen Spuren an etwa 9.000 Jahre alten Scherben von Keramikgefäßen aus der neolithischen Siedlung Jiahu in der zentralchinesischen Provinz Henan durch ein amerikanisch-chinesisches Team unter der Leitung des Archäochemikers und Alkoholforschers Patrick E. McGovern (University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology) ergaben 2004 den spektakulären Nachweis des ältesten alkoholischen Getränks der Menschheit, bestehend aus Reis, Honig und wilden Weintrauben (Abb. 1).

      Weinreben in China

      Die Weinrebe (Vitis) ist eine der ältesten und vielfältigsten Pflanzengattungen überhaupt in den gemäßigten Zonen Nordamerikas und Eurasiens. Dass gerade auch in China der Traubenwein am Anfang der Fermentationsgeschichte steht, ist nicht verwunderlich, da auf dem heutigen chinesischen Territorium spätestens seit dem Tertiär über 40 Arten wilder Weinreben heimisch sind, d. h. weit über die Hälfte aller Arten weltweit. Rund 30 Vitis-Arten kommen sogar nur in China vor (s. Kasten S. 14). Einige von diesen einheimischen Vitis-Arten sind für die genetische Forschung interessant, wie z. B. die nur in Ostasien wachsende Vitis amurensis, die nach dem chinesischrussischen Grenzfluss Amur benannt und in Nordostchina sehr weit verbreitet ist. Bis heute werden dort Rotweine, sogar Eisweine, nur aus dieser Rebe produziert. Sie ist v.a. wegen ihrer Reblaus- und hohen Kälteresistenz (bis –40 °C bzw. –50 °C) für Rebneuzüchtungen interessant. Deshalb wird sie sowohl in China als auch international bei den einschlägigen Zuchtforschungszentren für Kreuzungen genutzt. Dies gilt auch in unterschiedlichem Maß für die meisten anderen Wildreben, die Resistenzen gegen verschiedene Krankheiten, gegen Kälte oder – eher im Süden – gegen feucht-warmes Klima aufweisen. Bereits in den 1950er-Jahren wurden an verschiedenen Forschungseinrichtungen Untersuchungen und Kreuzungsversuche unternommen, die neue Varianten von Tafeltrauben sowie Trauben für die Weinherstellung hervorbrachten. Seit einigen Jahren wird die diesbezügliche und für die Zukunft vielversprechende Forschung mit Versuchsanbau sowohl an den landesweiten Instituten als auch in größeren Weinbetrieben in China mit modernen Methoden vorangetrieben.

      Abb. 1: Ältester Wein der Menschheit: 9.000 Jahre altes Grab in Jiahu mit Karaffe als Beigabe.

       Auswahl charakteristischer einheimischer chinesischer Weinsorten, die auf Grund ihres Namens teilweise auch auf ihr Verbreitungsgebiet hinweisen:

Vitis bashanica Vitis ruyuanensis
Vitis chunganensis Vitis shenxiensis
Vitis fengqinensis Vitis wenchouensis
Vitis hui Vitis wuhanensis
Vitis jinggangensis Vitis xunyangensis
Vitis longquanensis Vitis yenshannensis
Vitis luochengensis Vitis yunnanensis
Vitis menghaiensis Vitis zhejiang-adstricta
Vitis mengziensis Vitis amurensis

      Der Wissenstransfer entlang der Seidenstraße

      Im Westen des eurasischen Kontinents wurden die ältesten, etwa 6.000 – 8.000 Jahre alten Spuren der Herstellung von Traubenwein in Nordwest-Iran und im Kaukasus, im heutigen Georgien und Armenien, nachgewiesen. Diese und weitere erst in jüngerer Zeit erschlossene Fundorte reichen vom Vorderen