Tereschkowa“, „Ho Chi Minh“, „Karl Liebknecht“ und „Patrice Lumumba“. Erwähnt werden Heldentaten im sozialistischen Wettbewerb an der Erdgastrasse in der UdSSR und der Aufruf: „Nehmt Beispiel von den Trassenbauern …“
Unser Parteisekretär möchte auch glänzen, aber der Glanz kommt nicht, seine Genossen, auch die standfesten, denken in Privatdimensionen, was der Parteilinie nicht entspricht. Ob Genosse oder Nichtgenosse, ob Gläubiger oder Nichtgläubiger, ob Politiker oder Nichtpolitiker, jeder Mensch ist vom Wesen aus ein Materialist und wird sich wehren, Vorteile preiszugeben.
2. Juli 1979, in der Abteilung „M“ des VEB Steinkohlenkokereien August Bebel Zwickau erhalte ich meinen Arbeitsvertrag für Mosambik. Ich werde in die HF4 mit 1.500,00 Mark im Monat und 33 Urlaubstage im Jahr eingestuft. Darüber hinaus bekomme ich eine Überstundenpauschale von max. 50 Stunden, die nachgewiesen werden müssen, einen Klimazuschlag von 100,00 Mark im Monat, zusätzlich einen jährlichen Betrag von 350,00 Mark und Helene 200,00 Mark für die Tropenbekleidung. Im Arbeitsvertrag steht weiter: „… Aufgrund der besonderen Bedingungen des Einsatzes in der Steinkohle in der VR Mosambik wird ein Feldzuschlag von 10,00 Mark/Tag gezahlt, wenn 50 % Untertagetätigkeit vorliegen … Für die Dauer der Tätigkeit in der VR Mosambik erhält der Spezialist Valutabeträge in der Landeswährung gemäß der Vereinbarung zur arbeitsrechtlichen Regelung vom 18.10.1977 …“ Mit dem Arbeitsvertrag, der ab 3. Juli 1979 seine Gültigkeit hat, bin ich sehr zufrieden, werde schönes Geld verdienen und auch meiner Frau wurde eine Beschäftigung in der Versorgung vor Ort zugesprochen.
Die Bewehrungseisen für die Fundamente der Dieselaggregate werden in der Eisenbiegeanlage des VEB Bau- und Montagekombinates „Chemie“ Halle nach gelieferten Zeichnungen angefertigt und zum Versand nach Mosambik zum Hafen Beira am Indischen Ozean gebracht.
Heute ist ein herrlicher Julitag, meine Dienstreise zur „Schwarzen Pumpe“ verbinde ich mit einem Familienausflug hinter die Grenze nach Polen. Halina hat Ferien und Helene einen freien Arbeitstag. Unser Wartburg ist vollgetankt, wir fahren mit der maximal zulässigen Geschwindigkeit. Ich darf mir kein Vergehen erlauben, es könnte für mich Folgen haben. Wir liegen gut in der Zeit, um einen Termin um 10.00 Uhr in der Abteilung „M“ wahrzunehmen.
Helene und Halina verbringen die Zeit meiner Abwesenheit im Freien, der heiße Sommertag lockt ins Grüne.
Um 12.00 Uhr sind wir wieder beisammen. Meine Aktentasche mit Zeichnungen der Dieselelektroanlage bewahre ich im Gepäckraum auf und fahre in Richtung Cottbus und weiter zum Grenzübergang in Guben. Ich wähle mit Absicht Guben. Der polnische Teil dieser Stadt heißt Gubin. Dort habe ich von November 1954 bis November 1956 meinen harten Wehrdienst absolviert. Zu dieser Zeit war der Marschall der Sowjetunion Konstantin Rokossowski von 1949 – 1956 Verteidigungsminister der VR Polen. Viele sowjetische Generäle und hohe Offiziere waren in Etagen des Verteidigungsministeriums der VR Polen tätig.
Jetzt bietet sich die Gelegenheit, die Stadt und den großen Kasernenkomplex in Walowice Halina und Helene zu zeigen. Als Ausländer bin ich vorsichtig, will schnell am Kasernenbereich vorbeizufahren, um nicht den Verdacht einer Spionage zu geben. In der DDR, in Polen und in der CSSR sind Kasernenbereiche sensible Bereiche. Die Pass- und Zollkontrolle verläuft reibungslos, wir werden nicht aufgefordert, die Dokumente zu zeigen. Mit einem Lächeln wird uns gute Fahrt gewünscht. Auf der polnischen Seite wünschen die Pass- und Zollkontrolleure einen angenehmen Aufenthalt in der VR Polen.
Wir fahren durch die Stadt, die nicht wiederzuerkennen ist. Anstelle der im II. Weltkrieg zerstörten Häuser sind neue entstanden – alles räumlich sauber, gepflegte Gehwege und Straßen mit Asphaltbelag, Geschäfte, Cafés, Restaurants, Kino und gut gekleidete Frauen, Männer und Kinder auf den Straßen. In den 50er Jahren war Gubin eine Ruine, Berge von Schutt und Asche. Bei Aufräumarbeiten fand man menschliche Überreste, Straßen und Fußwege waren kaum passierbar, eine Geisterstadt.
Wir halten vor einer Gaststätte. Legen eine Mittagspause ein. Bestellen Mittagessen, werden sehr freundlich bedient, man erkennt nicht, dass wir DDR-Bürger sind, wir kommunizieren in perfekter polnischer Sprache.
Es ist nach 14.00 Uhr geworden. Brechen auf zur Weiterfahrt. Meine Orientierung ist verblasst - alles neu. Den Weg zum Offizierskasino finde ich nicht und danach fragen möchte ich nicht, nichts erinnert an alte Zeiten.
An einer Kreuzung steht ein Wegweiser mit Aufschrift Walowice. Dort ist der Standort der Kaserne, in dem unsere mechanisierte Einheit stand.
Dorthin fahren wir, es sind nur fünf Kilometer, also sehr nah. Eine riskante Fahrt für mich. Beim Vorbeifahren erkenne ich den Kasernenkomplex mit vielen Blöcken auf der rechten Straßenseite, in denen ich 24 Monate gedient habe.
Wir schlagen den Heimweg ein, diesmal über den Grenzübergang Bad Muskau, etwa 60 km von Gubin/Polen entfernt. Die polnischen Pass- und Zollkontrolleure geben das Zeichen weiterzufahren. Der DDR-Zöllner gleich nebenan fordert mich auf, den Gepäckraum zu öffnen und er fragt: „Was haben Sie in der Aktentasche? Bitte öffnen!“
Ich öffne und sage: „Nur technische Zeichnungen.“ Plötzlich wird mir klar, ich bin in eine Falle geraten.
Der Zöllner schaut mich verdutzt an und fragt: „Haben Sie eine Genehmigung zum Mitführen technischer Dokumente ins Ausland?“
„Nein“, antworte ich mit großen Augen.
„Das Mitführen von technischen Dokumenten im Ausland ohne Genehmigung ist verboten. Was Sie getan haben, verstößt gegen das Zollgesetz der DDR“, wurde ich belehrt. Ich werde aufgefordert, zum Stellplatz zu fahren. Mir wird ganz schwarz vor meinen Augen. Daran habe ich nicht gedacht!
Ein zweiter Zöllner kommt hinzu und die Befragung beginnt: „Warum führen Sie in der VR Polen technische Dokumente mit?“
„Ich hatte eine Dienstreise zur Schwarzen Pumpe und habe diese mit einem Familienausflug verbunden. Nach 13.00 Uhr waren wir an der Grenze in Guben und, und … jetzt fahren wir nach Hause nach Zeitz. Hätte ich gewusst, dass technische Dokumente …, dann hätten wir diesen Ausflug anders geplant, … es tut mir leid!“
Beide Zöllner blättern in den Zeichnungen herum, stellen Fragen, ich vermeide strikt die Bezeichnung Mosambik, sonst könnte der Verdacht aufkommen, ich sei ein Doppelagent.
Dann beraten beide Zöllner leise. Einer der Genossen geht in das Gebäude, ich vermute, er telefoniert mit dem Grenzübergang in Guben, kommt zurück, ich werde noch mal belehrt und … erhalte freie Fahrt.
Es hätte viel schlimmer ausgehen können und mein Status Auslandskader wäre Vergangenheit gewesen.
Nachdem ich Einblick in die Dokumentation der Dieselelektroanlage genommen habe, fahre ich nach Hettstedt im Bezirk Halle, am Rande des Harzes, um dort ein selbes, bereits fertiges Objekt anzuschauen. In der Invest-Abteilung werde ich freundlich begrüßt. Als ich mein Anliegen konkretisiere, das gleiche Vorhaben in Mosambik zu realisieren, werde ich mit Kaffee und einer Bockwurst bedient. Man schildert mir die üblichen Schwierigkeiten beim Bau der Dieselelektroanlage, deren Fertigstellung sich weit hinauszieht und die bis heute noch nicht im Betrieb ist, vor drei Jahren wurde damit begonnen. Wir machen einen Rundgang in der Dieselelektroanlage. Ich habe Gelegenheit, das fast fertig gestellte Objekt in Augenschein zu nehmen. Anschließend gehen wir zurück ins Büro, wo ich gebeten werde über Vietnam, Sibirien, Angola und über Mosambik zu erzählen. Natürlich komme ich dieser Bitte nach und nach einstündiger Unterhaltung verabschiede ich mich.
Auch zu Hause gehen die Ausreisevorbereitungen zügig voran. Eine Transportkiste für Buffy steht bereits da, deren Anblick Helene in Tränen versetzt – Buffy in der Kiste und das für lange Flugstunden.
„Mein Gott, wie hält das arme Wesen die vielen Flugstunden aus? Wird Buffy ausreichend mit Essen und Trinken versorgt? Ist der Transportraum ausreichen klimatisiert? Buffy musst doch auch Gassi machen? Werde ich Buffy in Maputo am Flughafen lebend in die Arme schließen können?“, klagt meine Frau ständig unter Tränen.
Seit einem Jahr ist Halina an der Martin-Luther-Universität in Halle, hat eine gute Unterkunft im dortigen Internat. Wir haben das Zimmer, das sie mit einer Kommilitonin teilt, mit Zustimmung