Erhard Heckmann

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III


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Plutus-Sohn Flageolet (1870) war Franzose, kam als 15-jähriger nach Graditz und wurde 28 Jahre alt. Als Rennpferd vertrat er beachtliche Klasse. Er gewann die Middlepark-Stakes, Goodwood – und Jockey Club Cup, Prix Morny, musste sich aber im Derby seiner Heimat und dem Großen Preis von Paris Boiard beugen. Auf der Bahn hatte der Franzose auch bereits einige gute Pferde. So den 1876 geborenen Rayon d’Or (Champion Stakes, Doncaster St. Ledger, St. Jame’s Palace Stakes, Prix du Cadran); Beauminet (Prix Lupin, Prix du Jockey Club, Prix Royal Oak), und von einigen guten Töchtern ist besonders Courbature zu nennen, die als Vierjährige 1889 nach Argentinien exportiert wurde und dort u. a. nach dem Bend Or-Sohn Orbit 1894 Orange fohlte, die das Argentinische Derby gewann. Flageolet’s Sohn Geier gewann das Deutsche Derby 1893 im toten Rennen mit Hardenberg, und auf der Hindernisbahn waren Pferde wie Fenelon unterwegs, der der u. a. den Großen Preis von Karlshorst gewann.

      Potrimpos (1883) war der erste von drei guten Chamant-Söhnen. Nach vier Siegen als Zweijähriger gewann er, wie schon erwähnt, nach dem Henckel-Rennen auch das erste Derby für Graditz. Die beiden anderen Söhne waren Pumpernickel (1884) und Derbysieger Habenichts (1895). Dessen Sohn Pathos – der u. a. den Großen Preis von Berlin gewann und auch Carnage (1890; Nordenfeld) als Vater gehabt haben könnte – stammte aus einer der besten Stuten, die je nach Deutschland kamen, der 1887 geborenen Springfiled-Tochter Ponza. Pumpernickel (Ratibor-Rennen und die St. Legers von Deutschland und Ungarn), dessen Mutter Pulcherrima (1873; Beadsman) als Vierjährige aus England importiert wurde, gebar 17 Fohlen, 16 davon in Folge. Pumpernickels Sohn Flunkermichel entschied 1897 das Derby für sich und war auch im Großen Hansa-Preis erfolgreich. Der 1881 geborene Graditzer Weltmann war ebenfalls ein Chamant-Sohn, der jedoch nach einigen Jahren im Heimatgestüt zwei Jahre als Hauptbeschäler in Beberbeck wirkte und dann als solcher nach Gudwallen wechselte. Siegfried Graf Lehndorff vermerkte dazu in seinem Buch, dass dieser Hengst in der Zucht des Herrn von Zitzewitz in Weeders Erfolge erzielte, wie sie kein anderer Vollblüter in der ostpreußischen Privatzucht zu verzeichnen hatte.

      St. Gatien, 1881 von dem Stockwell-Enkel The Rover gezogen, gewann 16 von 19 Starts (u. a. Ebsom Derby im toten Rennen mit Harvester, Ascot Gold Cup, Ascot Gold Vase, Alexandra Plate, Kings Plate, Cesarewitch Handicap, Jockey Club Cup), kam 1891 nach Graditz und ging neun Jahre später wieder zurück, weil er Bockhuf vererbte. In Deutschland hatte er einige gute Sieger, viel mehr aber nicht. Auch Le Justiecer (1892), der den großen Vererber Le Sancy zum Vater hatte (u. a. zweimal Grand Prix de Deauville und 27 Siege bei 43 Starts), war ein passables Rennpferd (Eclipse Stakes), deckte nur kurz in Graditz, danach im Landgestüt Preußisch-Stargard und Trakehnen. Auch er hinterließ einige gute Pferde, von denen der 1900 geborene Leander (Leipziger Stiftungs-Preis, Großer Sachsen-Preis, Großer Preis von Hamburg), oder die gute Hürdlerin Kirschblüte genannt sein sollen.

      Der Trachenberg-Sohn Hannibal, den U. von Oertzen 1891 zog und in dessen Farben er lief, zählte zu seinen acht Siegen auch die im Ratibor-Rennen, St. Ledger, Großen Preis von Nordrhein-Westfalen und dem Großen Hansa-Preis. Als Beschäler war er zweimal Champion und fand sich noch mehrfach in dieser Wertung in der Spitzengruppe. Der Ire Galtee More (1894), ein Halbbruder zu Ard Patrick, elf Siege bei dreizehn Starts und Triple Crown-Sieger in England, wurde Ende dreijährig nach Russland verkauft, wo er für diese Wahlheimat, Ungarn und Polen gute Pferde zeugte, ehe er 1904 für 14.000 Pfund nach Graditz kam und 1910 die Liste der Deckhengste anführte. Beim Verladen nach Hoppegarten ins Union-Gestüt brach er ein Bein und musste erlöst werden. Der 1899 geborene St. Florian-Sohn Ard Patrick, einer der ganz Großen in Graditzer, und führender Zweijährige seiner Heimat, lebte bis 1923. Im Epson Derby bezwang er Sceptre, gewann die Princess of Wales – und zweimal die Eclipse Stakes, wobei er in diesem Rennen Sceptre und den amtierenden Triple Crown-Sieger Rock Sand auf die Plätze verwies. Als Stallion stand er 1911 und 1913/14 an der Spitze und zeugte u. a. Derbysieger Ariel (1911), Antwort (1907) und die Mutter von Herold (Hornisse), der Alchimist, Birkhahn und Schwarzgold zeugte.

      Als Siegfried Graf Lehndorf 1906 Graditz übernahm, begann in der Graditzer- und Altefelder Zucht eine neue Ära, zu der auch der 1910 aus Frankreich eingeführte Nuage (1907; Simonian) zählte, den er im Namen seines Vaters für 300.000 Franken (etwa 240.000 Mark) kaufte. Zweijährig zählte der Hengst zu seinen drei Siegen auch das Criterium de Maison-Laffitte, ein Jahr später den Großen Preis von Paris. Auf schwerer Bahn kam der St. Simon-Enkel jedoch mit einem Niederbruch aus dem Rennen und wurde danach in Graditz Boxennachbar von Hannibal, Galtee More, Ard Patrick und Caius. Während die ersten drei genannten Hengste – im Verhältnis zur Berücksichtigung – besonders großen Nutzen für die Gestüte Schlenderhan und Waldfried brachten, lieferte Nuage seine besten Pferde für Graditz. Und dazu zählten drei Vollgeschwister aus der Antwort, die diese nach Nuage innerhalb von drei Jahren fohlte: 1912 wurde Anschluss geboren (u. a. die Großen Preise von Berlin und Hamburg, Silberner Schild, Hoppegartener Jubiläums-Preis; zweifacher Deckhengst-Champion); 1913 Adresse, die Rennen wie die Diana und das St. Ledger gewann, und 1914 Aversion (St. Ledger, Danubia Rennen, Preis der Stadt Hannover usw.). Und diese Stute wurde Mutter des Siegers im Großen Hansa-Preis und Großen Preis von Baden, Aditi (1922; Dark Ronald); Aditja (1925; Fervor); Aberglaube (1919; Dark Ronald) und Derbysieger Alchimist (1930; Herold). Sie alle kamen in Graditz zur Welt, doch siedelte ihre Mutter dann noch nach Altefeld um. Graditz erhielt von Nuage auch Dichterin (1917), die Mutter des Derbysiegers Dionys (1928; Herold), als auch den ein Jahr älteren Gibraltar, der das Deutsche Derby ebenfalls gewann und wie Dionys Deckhengst wurde. Wenigstens acht weitere gute Sieger, die Nuage zum Vater hatten und die „Schwarz-Weißen-Farben trugen wären noch zu nennen, als auch Spitzengalopper, die fremde Farben trugen wie der Weinberger Derbysieger von 1921, Omen, der nach Griechenland exportiert wurde, doch würde das hier zu weit führen..

      Der Beschälerchampion Nuage war auch ein guter Stutenerzeuger, was nicht nur durch Aversion und Adresse bestätigt wird, sondern auch beispielsweise durch Favilla, die 1922 den Fervorsohn Favors (Henckel-Rennen, Preis des Winterfavoriten) fohlte, oder Die Wolke und Sonnenwende. Diese wurde 1937 nach Oleander Mutter von Samurai (1943 Großer Preis von Baden in Berlin unter Gerhard Streit), jene von Wolkenflug, der sich u. a. Fürstenberg, den Großen Preis von Berlin und das St. Ledger an seine Farben heftete. Nuages Vater Simonian (1888; St. Simin) zeichnete sich vor allem in der französischen Zucht aus, und Nuages Mutter Nephte (1903, Flying Fox) fohlte für Edmond Blanc auch den Deckhengst Nimbus (1910; Elf).

      Ein noch größerer Treffer als Nuage wurde in der deutschen Zucht jedoch der 1905 geborene Bay Ronald Sohn Dark Ronald, der schon als Jährling an einem Fesselkopf gebrannt worden war, und 1928 im Alter von 23 Jahren diese Welt verließ. Seine Zuchtlaufbahn begann er in England für 98 Pfund, ehe er drei Jahre später, im Juni 1913, in deutschen Staatsbesitz wechselte. Oberlandstallmeister von Oettingen führte die Kaufverhandlungen auf Anraten von Siegfried Graf Lehndorff, der den Hengst mehrfach gesehen, seinen Vater Georg aber vergebens gebeten hatte, ihn zu kaufen. In England hatte Dark Ronald bereits Son-in-Law hinterlassen, doch als dieser seine Klasse mit Siegen wie im Goodwood Cup, Cesarewich oder einem Doppel im Jockey Club Cup zeigte, war sein Vater bereits verkauft. Gute Engländer waren beispielsweise auch die Söhne Brown Prince (Jockey Club Cup, Cambridgeshire) oder Dark Legend, der in Indien die Toprennen Viceroys-, King Emperors- und Aga Khan Cups gewann, nachdem er in England die Trial Stakes für sich entschieden und im Epsom Derby den dritten Platz belegt hatte. Als Sechsjähriger kam der Hengst in seine Heimat zurück und wurde nach Frankreich exportiert, wo seine Tochter Rosy Legend nach jeweils Nearco 1942 Dante (Epsom-Derby 1945), und zwei Jahre später Sayajirao fohlte, der das Irish Derby und das englische St. Ledger gewann. Dark Ronald hinterließ in seiner Heimat auch einige gute Mutterstuten, von denen stellvertretend nur wenige genannt sein sollen. Die Guineas-Siegerin Vaucluse, die Mutter von Bongrace (Jockey Club- und Doncaster Cup); Popingaol fohlte 1919 nach Lemberg Pogrom (Oaks, Coronation Stakes) und 1924 Book Law. Diese Champion-Dreijährige von Buchan gewann zweijährig die Queen Mary Stakes und danach St. Ledger, Coronation–, Jockey Club- und Nassau Stakes. Dark Ronalds Vollbrüder Ambassador (1911), Sieger in den July Stakes, und Braun Prince (1911), die aus der St. Simon-Enkelin Excellenza stammten, wurden Beschäler in den USA, wobei Ambassador auf der Claiborne Farm ein erstklassiger Erzeuger von Zweijährigen wurde. Der Dritte aus den 2000 Guineas 1917 (zu seinem Stallgefährten Gay Crusader), Dark Ronalds Sohn Magpie (Rous Memorial Stakes), den Lord Astor aus der St. Frusquin-Tochter Popinjay zog, gewann in Australien noch so bedeutende Rennen