die wunderschön blühende Wiese im Garten und ließ sie zu Heu trocknen. Der Duft des frischen Heus in den Sommernächten war unbeschreiblich schön. Rundherum in den Sträuchern und Bäumen summte es von den vielen Bienen und Schmetterlingen. Seltene Vögel begannen Nester zu bauen. In der Nacht tummelten sich Igel und viele andere Tiere im Gestrüpp. Bis heute berührt mich die unfassbare Liebe meiner Mutter zu ihrem Garten zutiefst, wenn sie mir bei jedem Besuch zu Hause mit unbändiger Freude und leuchtenden Augen eine Führung durch ihren Garten gibt.
Ich nahm als Kind deutlich den einen oder anderen irritierten oder sogar verurteilenden Blick und manchen spitzfindigen Kommentar von Gästen wahr, wenn meine Mutter sie durch ihren Garten führte. Überall wucherte das Unkraut, die Wiese war kniehoch, Teile der Wiese durfte man nicht betreten, weil dort ganz besondere Blumen heranwuchsen. Nicht einmal mein Vater konnte mit dem Einwand, wo er denn jetzt bitte seinen Liegestuhl hinstellen solle, etwas daran ändern. Für viele war der Garten verwahrlost und unordentlich. Sicherlich kein Schönheitsbalkonpreisträger im herkömmlichen Sinn. Für mich gab es keinen schöneren Garten als den meiner Mama. Ich bewundere noch heute, dass sie trotz der Blicke und Kommentare immer mehr zur Gartenrebellin wurde. Vor allem musste ich schmunzeln, wenn andere sich bei ihr über die Nacktschneckenplage in ihren ordentlichen Gärten beschwerten, das gab es bei ihr nicht. In einem naturnahen Garten mit vielen natürlichen Fressfeinden haben Schnecken keine Chance.
Als Kind konnte ich die Tragweite dessen, was meine Mutter schon so früh begonnen hat, noch nicht fassen. Erst viele Jahre später, an der Universität für Bodenkultur, erkannte ich, was für eine Pionierin sie war. Medial wird das große Bienen- und Insektensterben erst seit wenigen Jahren thematisiert, lange nachdem sie bereits ihr eigenes kleines Naturschutzgebiet errichtet hatte. Damals wurde in den Medien immer wieder von „saurem Regen“ berichtet, der dazu führen werde, dass unsere Wälder sterben. Ich erinnere mich an die Angst vor Ozonlöchern und dass man keine Spraydosen mehr verwenden sollte. Die Gründe, Auswirkungen und Tragweite dieser Probleme waren für mich damals noch absolut nicht greifbar.
Der Samen der Nachhaltigkeit
Inspiriert von der unermesslichen Freude meiner Mutter, habe ich sehr früh entschieden, alles für die Umwelt und ihre Lebewesen tun zu wollen und niemandem zu schaden. Sie pflanzte mit ihrer Liebe zur Natur den Samen der Nachhaltigkeit in mir, wenngleich mir der Begriff „nachhaltig“ damals noch vollkommen unbekannt war. Als Kind hatte ich das Gefühl, nur einige wenige Dinge in meinem Leben bedenken zu müssen, um der Umwelt und den Tieren kein Leid zuzufügen: kein Fleisch essen, Biomilch und Fairtrade-Kaffee kaufen, im Garten das Unkraut wachsen lassen, keine Spraydosen verwenden, die das Ozonloch noch größer machen, und Recyclingpapier kaufen. Ich war felsenfest davon überzeugt, diese überschaubare Liste an Verhaltensweisen erfüllen zu können. Erst viel später stellte sich heraus, wie sehr ich mich damals getäuscht habe.
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