noch genau, wie die Kinder hießen. Das Mädchen war etwa ein Jahr älter als die beiden Knaben. Sie hieß Susiana und ihre Brüder waren Zwillinge. Basso und Dion wurden sie von ihrem Vater gerufen. Bei der Geburt der beiden Knaben starb die Königin. Das geschah in einer stürmischen Nacht. Der Regen schlug durch alle Fenster in der Burg von Banda und kein Arzt war in der Nähe. Die Zwillinge kamen so plötzlich, das der Königin kaum zeit blieb, sich hinzulegen. Ihre Hofdamen konnten ihr nicht viel helfen. Noch bevor ein heilkundiger Mann da war, kamen die Knaben zur Welt, und dann verstarb die Königin.«
Albanarius seufzte tief und erzählte weiter. »Sie hieß Diana, sie war keine zwanzig Jahre alt, als sie in jener Nacht starb. Als ich mit König Kunor am nächsten Tag von einer Reise zurückkam und ihm die schreckliche Nachricht vom Tod seiner über alles geliebten Königin überbracht wurde, da brach er vor ihrem Sterbebett zusammen. Er schwor, sich nie wieder einer Frau zu nähern. Seid diesem Tage kümmerte er sich nur noch um seine Kinder. Ihnen ließ er all seine Liebe zukommen und wann immer es seine Staatsgeschäfte zuließen, verbrachte er seine Zeit mit ihnen. So einen liebevollen Vater hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Und die Zeit heilte wohl auch ein gutes Stück des gebrochenen Herzens meines Königs. Die Reise nach Illwerin fand jedenfalls erst zehn Jahre nach dem Tod der Königin statt. Maragos, der Elfenkönig von Illwerin, hatte Kunor zu seinem Geburtstag eingeladen und die Kinder hatten so sehr ihrem Vater zugesetzt, dass er ihrem Drängen bereitwillig nachgab. Er konnte ihren Wünschen nie lange widerstehen. Also traten wir die Reise an. Die alte Heerstraße war zu jener Zeit besser gewesen, als sie es heute ist. Damals haben sich die Herren der Reiche noch um solche Dinge gekümmert. Es gab keine tiefen Löcher, in denen sich das Wasser sammeln konnte. So war das Reisen in prächtigen Kutschen früher ein Vergnügen. Ich ritt allerdings auf einem Pferd. Das war mir lieber und ich konnte mich besser um den königlichen Tross kümmern. Es waren immerhin zehn Kutschen und drei Dutzend Pferde mit ihren Reitern, die ich im Auge behalten musste.«
Albanarius lächelte wieder und sah zu Bebo. Dann sprach er weiter. »Da ich den König gedrängt hatte, bei Zeiten die Reise zu beginnen, kamen wir sogar ohne die geringste Verspätung in Illwerin an. Ich sage es dir gern, mein Freund Bebo, eine solche Pracht, wie ich sie an diesem Tage in Illwerin sah, hat kein König heute noch zu bieten. Das Königreich Illwerin war unermesslich reich. Alle Dächer der weißen Festung waren mit Gold gedeckt. Auf der Palaststraße vor der Festung sah man nur gut gekleidete Elfen und Menschen. Ab und zu war auch mal ein Zwerg zu sehen, oder ein Elfling. Die Elfen von Illwerin hatten sehr gute Beziehungen zu der Feenkönigin Theodora von der Stadt Bochea. Als wir die Palaststraße erreichten, und ich mir die Paläste rechts und links ansah, da war ich schon sehr beeindruckt. Doch der Anblick der großen weißen Festung überwältigte mich jedes Mal, wenn ich sie wieder sah. In den Mauern waren überall goldene Tafeln eingelassen. Sie kündeten von den ruhmreichen Taten der Elfenkönige und ihrer Heerführer. Auch war hier und da ein Standbild von einigen ihrer Helden zu sehen. Selbst ihrem König Maragos hatten die Elfen von Illwerin ein Standbild gefertigt. Sie hatten es vor dem königlichen Thronsaal aufgestellt und sie waren überaus stolz darauf.«
Albanarius unterbrach seinen Bericht und zauberte sich einen großen Krug Wein herbei. Er schenkte sich einen guten Schluck in einen Becher ein und bot Bebo einen zweiten Becher an. Der lehnte jedoch höflich ab. »Nein danke, es ist für Wein noch nicht die rechte Zeit da. Erzähl lieber weiter, sonst wirst du heute nicht mehr fertig.«
Der Zauberer trank seinen Becher aus und brachte wieder einen seiner Rülpserhervor. »Also gut, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei diesem Standbild. Der König Maragos ließ es sich nicht nehmen, uns schon auf dem Platz vor seinem Thronsaal zu empfangen. Er kam meinem Herrn Kunor mit ausgestreckten Armen entgegen und umarmte, drückt und küsste ihn mit solcher überschwänglichen Liebenswürdigkeit, dass mir der Anblick dieser Begrüßung schon recht peinlich war. Doch Maragos stand bei Kunor in einer Lebensschuld. Kunor hatte Maragos einst mit seinem Heer in einer Schlacht gegen die dunklen Elfen von Villbass zur Seite gestanden und ihm das Leben gerettet. Maragos schuldete meinem Herrn ewige Dankbarkeit. Gemeinsam betraten die beiden Könige den Thronsaal und mein Herr war geblendet von all der Pracht und dem Glanz den er zu ehren des Geburtstags von Maragos sah. Auch mich beeindruckte dieser Thronsaal so sehr, dass ich beinah meinen Mund nicht mehr zu bekam.«
In Albanarius Augen konnte Bebo jetzt ein seltsames Funkeln erkennen. »In der Mitte stand ein goldener Thron auf einem Podest aus feinstem Marmor. Im Thron waren überall Rosen aus Rubinen eingearbeitet, sie glänzten im Schein der Fackeln und Kerzen blutrot. Vor diesem Thron stand eine Festtafel. Die feinsten Speisen wurden da auf goldenen Tellern gelegt und in Kristallbechern gab es den leckersten Wein. Weiter hinten im Raum standen große Säulen aus Marmor. Sie trugen die hölzernen Deckenbögen in diesem Saal. Von diesen Deckenbögen hingen die königlichen Banner herab. Auch sie kündeten von den einstigen Siegen der Elfenkönige. Doch all diese Pracht und Herrlichkeit ist nichts im Vergleich zu der Schönheit einer Frau. Die weiße Zauberin Irrsande betrat kurz nach unserer Ankunft den Saal und alle Blicke ruhten nur noch auf ihr. Sie war so schön und anmutig, dass meinem König Kunor beinah der Verstand aussetzte und ich ihm mit einem leichten Stoß in den Rücken wieder zur Erinnerung brachte, wo er sich gerade befand. Mit einem süßen Lächeln begrüßte sie meinen Herrn und dieser konnte kaum einen Blick von ihr lassen. Immer wieder trafen sich Kunors und Irrsandes Augen beim Essen und beim Trinken. Am Anfang des Gastmahls störte das Maragos wohl nicht weiter. Zu seinem Geburtstag wurden viele Trinksprüche ausgerufen. Danach plauderte Maragos munter drauf los und gab immer wieder kleine Erlebnisse zum Besten. Als aber das Mahl vorbei war und die Spielleute zum Tanz aufspielten, da brach beim Anblick meines Königs und Irrsande in Maragos Herz die Eifersucht aus. Die weiße Zauberin betrachtete der Elfenkönig als seinen kostbarsten Schatz. Auch wenn seine Lebensschuld bei König Kunor noch so groß war, Irrsande wollte er ihm nicht überlassen. Die drei ahnungslosen Kinder meines Herrn sahen ihren Vater mit der schönen Zauberin tanzen und freuten sich. Maragos wollte sich vor allen Gästen nichts anmerken lassen. Doch er betrank sich maßlos und schlief an seiner Tafel ein. Seine Diener brachten ihn in seine Gemächer und umsorgten ihn. Das Fest ließen sie bis spät in die Nacht weiter gehen. Kunor brachte seine Kinder selbst zu Bett und wollte sich dann auch schlafen legen. Doch Irrsande ließ ihn durch eine ihrer Dienerinnen ausrichten, dass sie ihn noch für einen kurzen Augenblick sprechen wollte. So trafen sich die beiden in Irrsandes Gemächern und Kunor ergab sich im Rausch des Weines ihren Liebesworten. Er blieb den Rest der Nacht bei ihr.«
Albanarius verstummte und trank einen Schluck aus seinem Becher. Dann sah er zu Bebo und sein Lächeln war verschwunden. »Am nächsten Morgen sah König Maragos meinen Herrn Kunor aus Irrsandes Schlafgemach kommen. Er war unbändig in seinem Zorn und rief seine Wachen zu sich. Diese kamen auch gleich herbei geeilt und wollten Kunor gefangen nehmen. Irrsande verhinderte das jedoch mit ihren Zauberkräften. Sie sprach für Kunor einen mächtigen Schutzbann aus. Mann nennt diesen Bann auch gern den Schwertbann. Nur sehr mächtige Zauberer können ihn aussprechen und er wirkt auch nur für einen Tag. Das war für Kunor Zeit genug, um zu gehen. Wir verließen also an diesem Morgen sofort Illwerin. Mehr als tausend Soldaten des Elfenkönigs drohten uns mit ihren Waffen, und wir mussten mit Schimpf und Schande die weiße Festung verlassen. Maragos rief Kunor in seiner Wut hinterher, dass er sein Heer binnen einer Woche versammelt hätte und dann das ganze Königreich Banda dem Erdboden gleichmachen würde. Irrsande verbannte Maragos aus seinem Reich. Er verbot ihr, es jemals wieder zu betreten. Wenn sie es aber doch tat, dann wollte er vom Zirkel der Nekromanten ihren Tod fordern. Maragos wusste sehr genau, dass seine bescheidenen magischen Fähigkeiten gegen Irrsande nutzlos waren. Wir Zirkelmagier hätten sie allerdings zu dieser Zeit noch töten können. Das glaube ich jedenfalls.«
Albanarius sah in seinen leeren Weinbecher und goss sich erneut von dem edlen Tropfen ein. Dann sah er zu Bebo. »Irrsande war damals mit ihren Zauberkräften so stark, wie Artur es jetzt ist. Dein Bruder hat jedoch einen ganz anderen Charakter. Er kann sich beherrschen und zieht beim Nachdenken die Logik der Wut vor. Irrsande war da etwas anders in ihrem Wesen. Sie war leidenschaftlich und temperamentvoll, wie alle schönen Elfenfrauen. Sie war über Maragos Eifersucht und ihre Verbannung aus dem Reich sehr erbost. Trotzdem versuchte sie Maragos zu erklären, dass er nicht das Recht hätte, ihre Liebe einzufordern. Er dürfe von ihr nicht verlangen, was sie ihm nicht geben könnte. Als alles Zureden jedoch nichts half und Maragos bei