mit Hüten pflanzen einen Glücksbaum. Sie reichen Tagesblätter, sammeln Existenzzeichen und hängen sie an den Baum.
Sprecher: (Mit Megaphon, von den Trommlern begleitet) Ersatz für unser Karpfenpfeiferfest. Wo die Kunst nach Luft schnappt, geht auch alles andere ein. Aber die Zuversicht stirbt nicht. Wir pflanzen einen Hoffnungsbaum. Schreibt eure Taten und Wünsche in die Tagesblätter ein, schenkt ihm ein Zeichen eurer Existenz und tanzt mit uns, damit er groß wird und blüht. Für jedermann. Und zählten nur hundert ohne Arbeit, sie wären zu viel für unsere Stadt. (bei den Ankreidern) Für jeden von ihnen einen Stein. Ja, zwanzig, damit meine Mutti eine neue Stelle bekommt. Dreißig, damit ich morgen eine Lehrstelle habe. (Protagonisten tanzen zu den anderen und bieten die Tageblätter zum Einschreiben an)
Ede: Alles Theater, he!
Karl: Traumtänzer, verschwindet!
Boxer: Wer hört euch denn? Geht in unser Zeuromeer baden! Sie bewerfen die Akteure mit leeren Büchsen. (Anita kommt als Dame aus dem Salon, schreibt verstohlen in ein Tageblatt, gibt ihren Talisman als Zeichen für den Glücksbaum das zu Boden fällt, verschwindet mit den Protagonisten und die Trommeln verklingen)
Karl: Ui! Habt ihr gesehen?
Boxer: In dem Türchen das Figürchen…
Hacke: Das ist ein Bienchen! Kenn’ ich die nicht?
Karl: Mein, sage ich. (Hebt den Anhänger auf)
Ede: Haste gedacht. Her damit.
Karl: Rede kein Blech.
Ede: Rede ich oder du? Na also. (Reißt Karl den Anhänger aus der Hand, geht zum Salon, liest den Namen und kommt verwirrt zurück) Wenn der Lässig … Kann doch nicht wahr sein. Sag, ist das wirklich unser ehemaliger Chef vom VEB MÖZEU?
Hacke: Wer denn? Hast du das nicht gewusst?
Ede: (Betrachtet verloren den Talisman) Anita … ich meine, diese Frau, sie kam von drinnen und ging da wieder hinein?
Hacke: Was denn sonst.
Boxer: So ist es.
Karl: Ede, Mensch. Is was? He!
Hacke: (Flüstert mit den anderen) Hab ich’s nicht gleich gewusst. Anita ist es, sein Liebchen. Er bumste sie damals in der Heizung.
Boxer: Da war’s schön warm, haha.
Hacke: Und er, der Lässig, einer seiner Chefs …
Karl: Der selber auf sie scharf war …
Hacke: Jaja. Erwischt und ihn gefeuert oder feuern lassen.
Ede: (Noch immer verwundert) So einen Salon, Mensch. Und wo hat er den Schmand dafür her?
Hacke: Er hatte dich hinausgeekelt, dann ging er in die Vollen. Abgewickelt, na klar. Alles für eine Mark und noch nen Happen bei.
Ede: Dieser Gauner! Na warte. (Setzt die Bierbüchse energisch auf die Bank. Ich muss da mal rein.
Hacke: In diesen pinkfeinen Laden?
Ede: Egal, ich muss rein.
Boxer: Wie denn, was denn?
Ede: Ich kauf ein Auto.
Hacke: (Lacht. Ein Auto? Du? Gibst deinen alten Schlitten gleich in Zahlung?
Ede: Genau.
Hacke: Diese Rostlaube von dunnemals.
Ede: Bin ich Zahnarzt oder Rechtsanwalt?
Hacke: Na eben, wärst du’s doch.
Boxer: Da kommt sie, he. Pass auf. Ihr Scheich ist gleich dabei.
Karl: (Mit den anderen ab) Hat sie gepufft, haha. Gepufft, haha!
4.
Lässig hält nach Kunden Ausschau. Er greift unlustig zum Besen und wirft ihn wieder weg. Er rügt Anita, gut gekleidet mit Eimer, Leder und Schwamm.
Lässig: Meine OPELLA. Pikobello, sag ich. Immer nur pikobello. Und was ist das? (prüft mit dem Finger und unterweist sie) Ein Stäubchen. Was will ich mit Stäubchen? So wird es gemacht. Alles fürs Geschäft.
Anita: Willst du nicht wieder jemanden einstellen? Meine Hände, guck nur.
Lässig: Ich kann nicht. Ich hab andere Sorgen. (schaut an ihr herunter) In dieser Kleidung? Jetzt bei der Arbeit? Meinst du, sie kostet nichts?
Anita: Aber Dickerchen! Mein guter Dolfo!
Lässig: Nix Dickerchen. Nix Dolfo. Alles fürs Geschäft. (Er geht, Anita putzt gelangweilt. Ede nähert sich ihr)
Anita: (Vorerst ohne aufzuschauen) Kratz die Kurve, Penner. Wa… was … Ede, du?
Ede: (Holt verlegen den Anhänger aus der Tasche) Das hab ich gefunden.
Anita: Gefunden? Aber ich gab ihn doch…
Ede: Du hast ihn weggegeben, unseren Talisman?
Anita: Ja, was sonst?
Ede: Einfach weggegeben?
Anita: Was du nur willst? Ich bin hier im Geschäft.
Ede: Bei diesem Gauner? Bei dem? Hast du denn alles vergessen?
Anita: Besorgt. Wenn er kommt. Du willst was. Sag, du suchst ein Auto.
Ede: Ein Auto, ja, Anita. Ein Geschäft, wenn du es sagst.
Anita: Für deinen alten Skoda? Da hätten wir schon was zum Freundschaftspreis. Ich werde mit ihm reden.
Ede: Mit dem? Nein, nicht mit ihm. Unser Talisman. Anita.
Anita: Ede, das ist schon hundert Jahre her. Beide rasch auseinander, weil Lässig kommt.
Lässig: (In Erwartung eines Kunden freudig) Sie werden bedient? Das ist ja wunderbar. Meine Modelle, Opela eins, Opela zwei. Sie brauchen nur … (Er schaut überrascht an ihm hoch zu Anita) Ja, was wünschen Sie denn?
Anita: Er sucht einen Gebrauchten.
Lässig: Einen Gebrauchten? Aber ja, warum nicht?
Anita: Für einen Freundschaftspreis. Seinen alten Skoda…
Lässig: Freundschaftspreis? Aber ja. Alle unsere Kunden sind unsere Freunde. Und meine gute Anita ist zu jedem freundlich. Legt provokant den Arm um ihre Schulter Nicht wahr, meine Liebe. (Beiseite) Drecksack, dem will ich’s zeigen. Übertrieben freundlich Die alte Mühle, Verzeihung. Ich meine, so eine richtig schöne Rostlaube? Aber selbstverständlich nehmen wir sie in Zahlung. Herr, Herr …, wie war doch gleich ihr Name?
Anita: (Flüsternd) Das ist doch Eduard.
Lässig: Eduard, der Herr Eduard. Was für ein schöner Name. Schauen Sie sich um, vorerst. Dann reden wir. Zieht Anita beiseite Hast du es so dicke? Deine ewige Dusselei.
Anita: Wie er dran ist. Merkst du denn nichts?
Lässig: Eben deshalb. Weil er so dran ist.
Anita: Wir arbeiteten zusammen. Er war unser Kollege.
Lässig: Unser? Deiner, ja, verdammt. Und er ist es wohl immer noch? Wie du dich plötzlich für dieses Ersatzkarpfenpfeiferfest interessierst. Meinst du, ich weiß es nicht und warum? Hat er dich aus dem Dreck geholt oder ich?
Anita: Hilf ihm, Dolfo, tue mir den Gefallen.
Lässig: Ich habe an Arbeitsscheue nichts zu verschenken. Ein Versager, der nicht rechnen kann. Nicht rechnen. Das ist es.
Anita: Das ist der Unterschied zu ihm. Du kannst es nur zu gut.
Lässig: Ich bin der Popanz, natürlich. Immer ich. Weißt du nicht, wie ich dran bin? Dein