Sonja Becker

Die Chefin


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abzustürzen - es konnte gar nicht vulgär genug zugehen.

       Als er sich nach einem bierseligen, schulterklopfenden Duz-Abend in der nächsten E-Mail sprachlich auf diesen Jargon einließ, war sein Kunde fassungslos über seine Lockerheit und fand seinen persönlichen Stil vulgär und anbiedernd. Es war das Letzte, was er von ihm hörte.

       Dies ist die pathologische Seite der Werte. Solche Leute sind wahrlich nicht ganz bei sich. Sie vereinen Widersprüche, ohne sie zu bemerken. Die inneren Spaltungen in Menschen müssen erst einmal entdeckt werden, um sie entweder zu analysieren und eliminieren - die Aufgabe eines Psychoanalytikers - oder um auf sie zu stoßen, ohne davon zu wissen und sie möglichst fruchtbar zu machen - der Job eines Coaches. Normalerweise geht man immer davon aus, dass man Recht hat und jeder andere Unrecht. Dies ist ein sehr kostspieliges Argument. In Amerika gibt es das Sprichwort „You can be right or you can be rich“. Sie sind entweder reich, oder Sie haben Recht.

       Persönlichkeits-Werte sind meistens besonders hartnäckig, weil unsere Dickköpfe uns lieber so erscheinen lassen, wie wir gerne wären. Sie sind überzeugt, ein netter Mensch zu sein und schenken ihrer eigenen Presse großes Vertrauen. Unbewusst erwarten Sie, dass andere Menschen Sie deshalb auch gut behandeln und toll finden. Sie wissen aber nicht, wie andere Leute über Sie denken und reden. Die wenigsten Leute geben sich Mühe, das herauszufinden, sondern verlieben sich lieber in ihr Spiegelbild. Es wird dann unangenehm, wenn eine „Persönlichkeit“, die sich gibt wie Ludwig XIV., jedoch in Wirklichkeit total unbeliebt ist, seine Mannschaft aus einer Krise führen soll. Dann kommen erst die wahren Werte zum Vorschein, die sich hinter der Maske des Egos verbergen.

       „Public virtue, private vice“, benannte der Arzt und Philosoph Bernhard Mandeville im 18. Jahrhundert das Phänomen, dass selbst die Bösartigsten im Rampenlicht der Gesellschaft als Gutmenschen erscheinen wollen. Diese Ego-Werte glänzen auf der Oberfläche und verbergen das Innere der Person. Sie basieren auf Eitelkeit, auf falschem Stolz oder falscher Selbsteinschätzung. Natürlich macht es auch Spaß, sich chic zu machen und auszugehen, um Männer um den Verstand zu bringen. Oder Geschichten zu erzählen, in denen wir ganz zufällig als charakterfeste Helden hervorgehen. Aber andere Ego-Werte sind einfach ätzend. Grundsätzlich ist das Ego immer bemüht, Leute um sich zu scharen, die denken wie wir und eine Fangemeinde zu bilden und gleichzeitig Leute auszuschließen, die nicht so denken wie wir. Diese Denkweise kann eine Karriere zugrunde richten.

       Die Griechen nannten die Masken, die in den Tragödien vorgehalten wurden, „personae“. Sie täuschen einen Charakter vor, der im ursprünglichen Gesicht nicht zu finden ist. Manche Kulturen waren in der Lage, an solche Masken zu glauben. Es gibt melanesische Völker, die kennen keinen Tod, weil ihre Verstorbenen in Dämonen weiterleben, kleinen geschnitzten Figuren, die im Dämonenhaus liegen. Sie stellen nicht den Ahnen dar. Sie sind der Ahne.

       In unserer Kultur kommt es nur darauf an, ob wir die Maskerade durchschauen oder nicht. Wir alle tragen in der Gesellschaft oberflächliche Werte vor uns her und stellen uns dar, wie wir gerne sein würden: Tolle Typen, gute Menschen, „the social mask“, unser Image. Viele Leute nutzen die Gesetze des Marketings, um eine andere Persönlichkeit aus sich aufsteigen zu lassen, durch überzogene Darstellung einer Kunstfigur jemand zu sein, der ständig auf der Bühne steht. Wenn die „persona“ die Maske ist, die wir in der Gesellschaft zeigen, dann ist das Ego das Make-Up. Wir streichen uns nette Farben ins Gesicht, um interessanter und wichtiger zu erscheinen und unser wahres Gesicht zu verbergen. Es ist die kindischste Art, auf sich aufmerksam zu machen. Um zur Person zu reifen, braucht man sich die Charakter-Kosmetik nur von der Backe streichen und sich einmal die Blöße geben, sich zu sehen, wie die anderen Sie sehen. Der Spiegel, der Sie zeigt, wie Sie wirklich sind, ist die Gesellschaft.

       Man braucht Mut, um seine eigenen Werte zu finden und auszudrücken. Denn oftmals sind es andere Werte, nach denen wir unser Leben ausrichten. Möglicherweise haben wir ein Studium eingeschlagen, auf das unsere Eltern stolz sind - aber nicht wir selbst. Vielleicht haben wir einmal in einem Fach geglänzt, so dass wir gefördert wurden, ohne es wirklich zu wollen. In dem Moment, in dem man mit seinen eigentlichen Werten und Zielen herauskommt - oftmals nach einer Tragödie - werden viele Umstehende schockiert reagieren. Aber wenn dieses Puzzleteil einmal passt, beginnt Ihr Traum. Sie haben die ersten Wurzeln im Baum der „Performance Scale“ geschlagen. Dann kann es eigentlich nur weiter nach oben gehen.

       Geldwerte Partner

       W

       enn Sie ein Netzwerk von Leuten aufbauen, schauen Sie sich nach Leuten um, die die gleichen Werte vertreten wie Sie selbst - was nicht zu verwechseln ist mit einer „peer group“, die Ihnen nach dem Munde redet und alle anderen ausschließt. Die gleichen Werte zu teilen, bedeutet, die gleichen Wünsche und Vorstellungen zu haben.

       Daran erkennt man die zwischenmenschliche Kompatibilität. Wenn Ihre Werte, Wünsche, Vorstellungen nicht mit denen von potenziellen Partnern zusammenpassen, passen Sie grundsätzlich nicht zusammen. Sympathie hat viel mehr Kraft, als man denkt. Die Zusammenarbeit geht in der Regel nicht lange gut, wenn man nicht auf der gleichen Wellenlänge liegt.

       Um die richtigen Leute zu finden, müssen Sie Ihre wahren Werte kommunizieren - die Werte Ihrer Persönlichkeit! Erklären Sie, was für Sie wichtig ist - ohne dabei zu heucheln. Lassen Sie jeden wissen, wo Sie stehen, oder Sie riskieren es, andere tief zu enttäuschen. Mit den falschen Leuten um Sie herum - Leute, die andere Werte vertreten als Sie selbst - können Sie keine erfolgreiche Karriere aufbauen oder ein zufriedenes Leben führen.

       Eine gute Methode, zu untersuchen, mit wem Sie es bei einem Geschäftspartner oder neuen Mitglied in der Mannschaft zu tun haben, ist der sprichwörtliche Wert: Geld. Die Art, wie Leute mit Geld umgehen, verrät extrem viel über ihren Charakter. Geschäftsgebaren, Zahlungsmoral und Generosität sind Gradmesser der Unternehmenskultur, und je nachdem werden sie es entweder schwer mit Kunden und Kollegen haben, oder mit ihnen auf einer Welle surfen.

       Gerade, wenn neue Spieler in die Mannschaft kommen, ist deren Charakter ausschlaggebend für die Aufstellung. Da kommt jemand, der das Kaufmännische erledigen soll und gleichzeitig der Meinung ist, man müsse mit einem 7er BMW beim Kunden vorfahren, um Eindruck zu schinden - lange bevor man das Geld für ein solches Fahrzeug erwirtschaftet hat. Erst mal muss der schicke Anzug her, weil man erst dann Kunden gewinnt. Im Restaurant geht er kurz vor dem Zahlen zur Toilette und taucht wieder auf, wenn die Rechnung beglichen ist. Andere halten das Geld zurück, bis es nicht mehr geht - zum Leidwesen ihrer Lieferanten.

       Andere wiederum sind so großzügig, dass sie nicht merken, wie sie sich darüber ruinieren... Meistens handelt es sich dabei um eine Form, andere für sich zu gewinnen. So gibt es unzählige Möglichkeiten, die vom handgreiflichen Wert Geld auf die inneren Werte eines Menschen schließen zu können. Machen Sie den Test.

       Schützen Sie sich auf diese Weise vor großen Enttäuschungen. Und auch vor sich selbst. Mit den richtigen Leuten an Ihrer Seite bauen Sie automatisch einen Schutzwall um sich herum auf, der Sie vor äußeren und inneren Bedrohungen bewahrt.

       Wenn Sie gerne spendabel sind, können Sie froh sein, einen Kassenwart zu haben, der Ihnen sagt, was man von der Steuer absetzen kann und was nicht. Andere Teamplayer sagen Ihnen, wenn Ihr potenzieller Geschäftspartner ihnen windig vorkommt. Wenn Ihr größter Wert Ihre Familie ist, für die Sie sich tagtäglich aufreiben, und Sie abends zu müde sind, um noch mit ihren Kindern zu spielen, müssen Sie den Job auf verlässliche Schultern delegieren. Wenn Sie früh genug und bewusst Ihre Prioritäten kennen, entwickeln Sie langsam einen Lebensstil, der zu Ihnen passt und schützt, was Ihnen wichtig ist.

       Universelle Werte: Vertrauen und Sympathie

       Z

       wei Werte stehen ganz am Anfang einer erfolgreichen Karriere: Vertrauen und Sympathie. Bevor Sie Geld verdienen, müssen Sie das Vertrauen Ihrer Kunden verdienen. Vertrauen