mehr oder minder bewusst sind. Unsere Eltern und Lehrer, aber auch unsere Vorfahren und die Kultur, in der wir leben, haben Werte geschaffen, aus denen sich unsere Lebensführung ergibt. Kulturen sind komplexe Wertesysteme, die ein Handeln innerhalb eines sozialen Raumes überhaupt erst möglich machen. Alles, was aus diesem Rahmen herausfällt, ist das Ursprüngliche, Wilde in uns.
Es gibt absolute Werte und persönliche Werte. Absolute Werte sind diejenigen, die Generationen überdauern. Persönliche Werte sind die Gründe, aus denen Ihr Leben lebenswert erscheint. Sie sind die Ursprünge unseres Handelns. Man muss sehr tief schürfen, um sich dieser persönlichen Werte bewusst zu werden. Oder auch tief fallen.
Da wären wir. Im Auge eines Mahlstroms, der um Sie herum tost, während hier drinnen alles seelenruhig erscheint, während Sie von einer unsichtbaren Kraft unweigerlich nach unten gezogen werden. Denn die persönlichen Werte findet man nicht irgendwo da draußen, sondern nur tief in sich selbst. Wer die Werte gefunden hat, die einen im tiefsten Inneren bewegen, hat die Anleitung geborgen, mit der man höchste Zufriedenheit erlangen kann.
Am Anfang einer Wertefindung steht, wie das Beispiel oben zeigt, meistens eine große Krise. Erst in ihr werden wir uns unserer tiefsten Interessen bewusst. Dann aber finden wir die Richtschnur, nach der wir uns für den Rest unseres Lebens orientieren können.
Wann auch immer die alten Befürchtungen und Ängste auftreten: An unseren Werten können wir festhalten. Deshalb sind Werte der erste Schritt in die Aktion und der Beginn dessen, was man eine Karriere nennen kann.
Persönliche Werte sind die Wegmarken Ihrer Karriere
W
er rein allgemeine Werte als die eigenen ausgibt, ist ein Heuchler. Natürlich wollen wir alle den Frieden, finden Krieg böse und Hunger gemein. Selbstverständlich wollen wir, dass es allen auf der Welt gut geht und sich alle prima verstehen. Es gibt nichts Schlimmeres und Geheuchelteres, als wenn jemand diese Werte als seine persönlichen ausgibt - wenn man sie nicht gerade als Papst vertreten muss.
Der Tod ist ein guter Maßstab, um seine persönlichen Werte kennen zu lernen. Nicht irgendein Tod - sondern Ihr eigener. Der Fundamentalontologe Martin Heidegger hat darauf hingewiesen, dass wir den Tod niemals als unseren eigenen erleben, sondern immer nur den anderer. Wenn wir uns jedoch unseren Tod einmal vergegenwärtigen, stoßen wir in eine andere Sphäre vor.
Wir lassen die gesamte Alltäglichkeit und Allgemeinheit mit ihren Ritualen, Konventionen und Floskeln hinter uns - was Heidegger die „Uneigentlichkeit des Man“ nennt - und betreten das Eigentliche unserer Person, erkennen, das was uns wirklich erscheint und wofür wir leben: unsere Werte.
Nicht zufällig steht oft eine tiefe, persönliche Erfahrung am Beginn einer vollkommenen Besinnung auf den Wert des Lebens. Eine schwere Krankheit, eine plötzliche Entlassung, die schwerwiegende Trennung von einem Partner, eine finanzielle Pleite können dazu führen, dass man sich erstmals über die wahren Werte im Leben Gedanken macht. Man fühlt sich möglicherweise enttäuscht, gelinkt, verlassen, bestraft. Aber wozu das Geheule? Dies ist der Beginn vom Rest Ihres Lebens. Und möglicherweise der eigentliche Beginn Ihres Erfolgs. Was sollen die Leute einmal über mich sagen, wenn sie an meinem Grab stehen? Die Antwort ist synonym mit dem Beitrag, den Sie für die Menschheit leisten wollen: Ihr Wert, die Attribute dessen, wofür Sie von Ihren Mitmenschen Dank und Anerkennung haben wollen.
Erst seit kurzer Zeit, möglicherweise seit Ende des Industrie- und zu Beginn des Service-Zeitalters, darf Arbeit sogar Freude bereiten. Wir müssen nicht mehr so hart arbeiten wie früher. Und wir können uns aussuchen, was wir tun wollen. Wer seinen eigenen Weg verfolgt, hat nicht das Gefühl, zu arbeiten. Man fühlt sich getragen von seiner Neugier. Sie beschäftigen sich nicht mit etwas, sondern etwas beschäftigt Sie. Besteht das „Hintergrundprogramm“ aus den eigenen Werten, haben Sie Ihr Muster. Verbinden Sie dieses Muster mit Ihrer Neugier, zahlt sich Ihr Leben auch in barer Münze aus.
In unseren Breitengraden ist es nicht üblich, wirtschaftlichen Erfolg mit diesen Werten zu verbinden. Nein, es gilt geradezu als verwerflich, mit seinen persönlichen und sozialen Interessen Geld verdienen zu wollen. Harte Arbeit ist im Sinne der Protestantischen Ethik - eines der tragenden Hintergrundprogramme der westlichen Zivilisation - der einzige Weg, um nach dem Tod erlöst zu werden und das ewige Leben zu empfangen. Arbeit in diesem Sinne ist mehr eine Strafe oder Bewährung: Die Vertreibung aus dem Paradies ist der Beginn der Notwendigkeit zur Arbeit, die Arbeit ist der einzige Weg zurück in den Himmel. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, heißt eine berühmte Formel unseres gesellschaftlichen Wertesystems, die dieses Prinzip vulgarisiert. Oder auch „Dienst ist Dienst, Schnaps ist Schnaps“. Arbeit im klassischen Sinne ist Martyrium: Es bereitet Schmerzen. Und es soll Schmerzen bereiten. Arbeit, das wusste schließlich schon Karl Marx im 19. Jahrhundert, ist Entfremdung vom eigenen Ich.
Die Frage ist nicht, wovon man lebt. Sondern wofür.
I
n unserer modernen Ökonomie ist es zum ersten Mal möglich, die historische Trennung von „Arbeit“ und „Vergnügen“, „9 to 5“ und „5 to 9“, Arbeitszeit und Urlaubszeit aufzuheben. Es gibt immer mehr Menschen, die die deutschen Ladenöffnungszeiten auch tatsächlich nutzen können, weil sie selbst nicht mehr in dieser Zeit gezwungen sind, zu arbeiten.
Aber Sie „arbeiten“ gerne, wann immer Sie wollen, auch am Wochenende, oder in der Nacht, wenn Sie Ihren Weg gehen. Sie tun das, was Sie trägt. Und das machen Sie permanent und gerne. Wer ganz bei sich ist, kennt seinen Wert, seine Werte und seinen Preis, mit dem er sich verkaufen kann.
Um dorthin zu gelangen, müssen wir noch einmal zurück zum Sterben. Wie fühle ich mich beim Gedanken daran? Habe ich Angst davor? Warum widerstrebt es mir, zu sterben? Gibt es etwas, wofür ich mein Leben hingeben würde? Solche Fragen innerlich zu beantworten, ist alles andere als tödlich. Es veranlasst einen dazu, sich Gedanken über das Leben und seinen Wert zu machen. Wenn es etwas gibt, wofür man sterben würde, dann ist es auch wert, dafür zu leben.
Was beschäftigt Sie so sehr, dass Sie dem Ihr ganzes Leben widmen würden? Und warum tun Sie es nicht? Weil wir alle immer lieber auf Nummer sicher gehen.
Durch die klassische Trennung von Job und Vergnügen landen wir nach der Ausbildung in einem Job, der uns mehr oder weniger liegt, bekommen eine Entschädigung für die Zeit, die wir dort verbringen, anstatt Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden. Wir müssten weniger leiden und würden uns nicht teilweise sinnlosem Zeitvertreib, Hobbys oder chronischem Partyrausch hingeben. Worauf warten Sie - auf Ihre Rente?
Benutzen Sie Fragen nach dem Tod, um die Möglichkeiten zu entdecken. Nehmen Sie sich dafür Zeit, ein bisschen Einsamkeit, einen Block und einen Stift. Keine Ablenkung, kein E-Mail in der Nähe, kein Mobiltelefon, nicht einmal ein normales Telefon. Mieten Sie eine Hütte auf der Alm. Nehmen Sie nicht Ihren Partner mit. Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte, was würde ich mit der verbleibenden Zeit anfangen? Was hätte Priorität? Wenn der Arzt sagt, Sie hätten noch dreißig Tage, worauf würden Sie sich konzentrieren? Was, wenn es ein Tag wäre? Eine Stunde? Und wie viel Zeit würden Sie damit verbringen, sich selbst zu bedauern?
Die Beantwortung dieser Fragen ist der Beginn einer lebenslangen Recherche nach dem wirklich Wichtigen in ihrem Leben - Ihrem viel zitierten „Sinn des Lebens“: Ihrem Sinn, Ihren Werten.
Das Geheimnis: Hätten wir den Tod nicht, würden wir uns keine Gedanken um unser Leben machen. Wir haben den Tod, um unser Leben zu verstehen. Ein reiches, sinnvolles Leben erfordert deshalb eine Auseinandersetzung mit unserem eigenen Tod.
Dann spüren wir uns selbst. Je näher wir unseren eigenen, eigentlichen Werten kommen, umso lebendiger fühlen wir uns. Man kann seine Werte an der eigenen Lebendigkeit