Günther Klahm

Gedanken und Erlebtes zu Wald, Wild und Jagd


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Endnote

      Vorwort

      Genau zehn Jahre sind es nun her, dass ich im Engelsdorfer Verlag mein erstes Jagdbuch „Wie die Jagd so spielt“ veröffentlichte. Neun Jahre hat es sich auf dem Buchmarkt gehalten. Inzwischen wird es bei mehreren online-Buchhändlern gebraucht zu einem Mehrfachen des ursprünglichen Preises angeboten. Danke der Ehre! Schön zu wissen, was mein geistiges Kind meinen verehrten Lesern wert war und ist!

      Schon oft wurde ich von dem einen und anderen Leser nach einem neuen Jagdbuch gefragt und sogar dazu aufgefordert. Aber neben hauptberuflichen, familiären und sonstigen Anforderungen an mich musste ich erst mal was Besonderes erleben, worüber es sich in einem Buch zu berichten lohnt. Ich schreibe ein Buch nicht für mich, sondern für meine Leser. Es ist daher vollkommen legitim, dass diese von mir Geschichten erwarten, mit denen sie sich identifizieren können, die sie vielleicht so oder so ähnlich auch schon mal erleben durften oder die sie in dieser Art auch mal erleben möchten oder auch nicht und die ihnen eine mögliche Haltung und einen möglichen Weg zeigen, den sie als Jäger zu gehen bereit sind.

      Zehn Jahre sind eine lange Zeit! Eine Dekade, in der ich auch jagdlich vieles erlebt habe, wenn auch nicht alles so spektakulär war, dass sich darüber in einem Buch zu berichten lohnen würde. Man kann nicht aus jedem Pups einen Donnerschlag machen, um es einmal deftig auszudrücken.

      Aber so ein paar Dinge stechen doch hervor! Da ist zunächst einmal der Rückgang unserer Reh- und Schwarzwildbestände, zumindest hier im saarländischen Ballungsgebiet. Kommt mir bitte jetzt keiner und behauptet, das Wild wäre heimlicher geworden und käme in einem naturnah bewirtschafteten Wald seltener in Anblick! Nach 40 Jahren Jagd hier und anderswo weiß ich, wovon ich rede und schreibe. ICH bin der, der fast jeden Tag draußen im Revier ist und sehe, was los bzw. nicht los ist. Unser Wald verkommt mehr und mehr zu einem Tummelplatz für alle möglichen „Events“ sowie für Hunde, vor allem für die, ohne Leine, und das alles Tag und Nacht. „Kein Platz für wilde Tiere!“, um mit dem immer noch bekannten Zoodirektor Bernhard Grzimek posthum zu sprechen.

      Es gab und gibt Politiker, gleich welcher parteipolitischen Couleur, die ihr Mäntelchen gerne in den Wind hängen. Und den lassen-leider-immer mehr wehen, die sich als dazu berufen glauben und sich gerne als fortschrittlich ausgeben, aber von Wald, Wild und Jagd keine Ahnung haben. Da wird der Rehbock (!) zur Frau (!) des Hirschen erkoren. Übrigens: Ich habe nichts gegen die Homo-Ehe. Aber belassen wir sie doch bitte beim Menschen!

      Nun denn: Wir hatten hier im Saarland 788 Tage Kampf für Wald und Wild, als die Bündnisgrünen zusammen mit der CDU und der F.D.P von 2009 bis zum 6. Januar 2012 die Regierung bildeten. Mehr dazu später! Der Kampf steckt immer noch in unseren Knochen. Es wird lange dauern, bis sich Wald und Wild und auch wir Jäger davon erholt haben. Da ist so viel Porzellan unnötigerweise zerdeppert worden, und es wird für alle Seiten nicht einfach sein, da wieder zueinander zu finden und eine stabile Basis des Vertrauens zu schaffen. Hoffen wir, dass das zarte Pflänzchen, das der jetzige Leiter des Saarforst-Landesbetriebes, Hans-Albert Letter, gesetzt hat, anwächst und gedeiht! Mehr dazu auf den folgenden Seiten!

      Und wenn wir schon gerade dabei sind: Ich komme aus der Forstwirtschaft, und in meinem Herzen schlagen immer Wald und Wild oder, wenn man es so will: Forstwirtschaft und Jagd und sonst gar nichts! Ich fühle mich beiden verpflichtet. Auch dazu später mehr!

      Mein Buch richtet sich daher nicht gegen die Förster, denen wie mir Wald und Wild am Herzen liegen, auch wenn sie gegen ihre eigene Überzeugung Dinge tun müssen, die ihnen von oben herab aufgesetzt werden. Sie sind – wie ich – in ihrem Beruf weisungsgebunden.

      Ich danke daher allen Förstern, die trotz Weisungsgebundenheit ihr Möglichstes getan haben bzw. tun, und ich danke diesen auch, dass ich bei ihnen jagen durfte bzw. darf. Den gleichen Dank spreche ich auch den privaten Jagdpächtern aus, in deren Reviere ich jagdliches Gastrecht genießen durfte bzw. genießen darf. Schön, dass es euch gibt!

      Inzwischen hat sich ein Teil meiner jagdlichen Aktivitäten auch unter das Kreuz des Südens verlagert – nach Namibia! Nicht nur jagdlich ein fantastisches und wundervolles Land! Waidmannsdank den Jagdfarmern und ihren Helfern für die schönen Erlebnisse, Erfahrungen und Jagderfolge, die ich bei ihnen erleben durfte. Ich hoffe und wünsche es mir, dass es mir noch lange vergönnt sein wird, euer Jagdgast zu sein.

      Waidmannsdank auch den Förstern und Jägern, die mir meine Unzulänglichkeiten, die ich als Mensch auch habe, und Missgeschicke nachsehen und verzeihen konnten! Wer dies nicht konnte oder kann und frei von diesen ist, der werfe den ersten Stein auf mich. Gerade diesen wünsche ich, dass wenn ihnen mal ein jagdlicher Fauxpas passiert, sie niemals solchen Menschen gegenübertreten, wie sie mir und vielleicht auch Anderen gegenübergetreten sind.

      In einigen Beiträgen dieses Buches kommt auch Nikolaus Hubertus zu Wort. Satirisch und mit Biss kommentiert er Politik und gesellschaftliche Entwicklungen um die Jagd. Wir sind uns beide bewusst, dass wir uns mit diesem Buch nicht nur Freunde schaffen. Manche werden ob der Kritik an ihnen vielleicht Gift und Galle spucken und uns Polemik vorwerfen. Wir sind das gewohnt, der Nikolaus Hubertus und ich. Oft sind es die so genannten „Gutmenschen“, die gerne Andersdenkende kritisieren und ihnen ihre Ansichten und ihren Lebensstil per Gesetz aufzwingen wollen und sich im Grundgesetz unseres freiheitlich-demokratischen Staates sicher fühlen.

      „Ihr Gutmenschen, das Grundgesetz gilt für alle, auch für die, die eure Ansichten und eurer Tun kritisieren, und das habt auch ihr zu respektieren“, sagen euch Nikolaus Hubertus und ich.

      Ich wünsche allen, die mein zweites Jagdbuch nun lesen, eine angenehme, freudige, aber auch mitunter nachdenkliche Lektüre.

      Mit Waidmannsheil für Wald und Wild!

      Günther Klahm

      Im Hornung (Februar) 2014

      Teil 1: Gedanken zu Wald, Wild und Jagd 2010 bis 2014

      Wald und Wild und sonst nichts!

      „Die Kriege waren gestern. Wir reden nicht mehr übereinander, sondern offen miteinander“, beschrieb im Oktober 2013 der Leiter des Saarforst-Landesbetriebs, Forstdirektor Hans-Albert Letter, das neue Verhältnis des Saarforstes zur saarländischen Jägerschaft. Nicht mehr kategorisch „Wald vor Wild“, sondern, wie die für den Saarforst-Landesbetrieb damals zuständige Umwelt-Ministerin Anke Rehlinger (SPD) auf dem Landesjägertag 2013 bereits ankündigte, „Wald und Wild“. Jedoch mit einer Einschränkung: Bei Flächen, auf denen Naturverjüngung auflaufen soll und zu sichern ist, hat der Wald Vorrang vor dem Wild. Diese Flächen seien aber zeitlich und räumlich begrenzt, betonte Letter.

      Damit können Jäger und Förster gut leben. Denn die Jäger jagen auch an und auf landwirtschaftlichen Flächen, die durch Wild gefährdet sind. Ich kenne jedenfalls keinen Jäger, dem übermäßige Wildschäden an land- und forstwirtschaftlichen Nutzpflanzen egal sind, auch wenn er für diese Schäden finanziell aufkommen muss. Land- und Forstwirte sind Menschen, die wie der Jäger viel Zeit, Arbeit und Geld auf ihren Flächen investieren. Dies ist zu respektieren.

      Es kann und darf aber nicht sein, dass das Wild – gemeint ist in erster Linie das Schalenwild – dafür alle Rechnungen „bezahlen“ muss, damit ja kein Schaden an irgendeinem Bäumchen oder Getreidehalm entsteht. Wild lebende Tiere haben in unserer Kulturlandschaft genauso ihre Existenzberechtigung wie Buchen, Eichen, Rüben, Kohl und Mais. Also keine Maximalforderungen von welcher Seite auch immer, sondern Verständnis füreinander sowie Verständigung und Miteinander!

      Dazu der Leiter des Saarforst-Landesbetriebes, Hans-Albert Letter, im Oktober 2013: Mit der natürlichen Verjüngung der Nadelbäume und der Mehrzahl der Laubbaumarten, insbesondere der Buche, habe man nun bei einem Naturverjüngungsanteil von nahezu 95 Prozent dank der angemessenen Bejagung seit 20 Jahren keine Probleme mehr. Lokal gäbe