Adalbert Ludwig Balling

Wenn mit dem Herzen unterwegs ist man nie allein


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sich (auch heute noch) erst mal das Salz in der Suppe verdienen. Gar so sorglos, wie es mitunter scheint, ist ihr Alltag auch nicht. Da gilt es, jeden Tag ein Mittag- und Abendessen vorzubereiten. Die Männer fahren zum Fischen aufs Meer hinaus. Oder sie paddeln in ihren selbstgemachten Auslegerbooten zur Gartenarbeit. Der gemeinsame Garten liegt mehrere Kilometer entfernt auf einer größeren Insel, die etwas mehr Humus hat als das eigene Atoll. Auch das ist körperlich anstrengend und zeitraubend.

      Die Schulkinder benützen ebenfalls Kanus, um morgens auf das fußballfeldgroße Eiland zu gelangen, wo die Schulgebäude stehen sowie die Hütten der Lehrer, aber auch die mickrigen Behelfsbauten der Missionare und Missionshelfer.

      Also, das Leben auf den Siassi-Inselchen vor der Ostküste Papua-Neuguineas ist kein Zuckerschlecken; auch ihnen flattern keine gebratenen Tauben in den Mund; und von Südsee-Romantik reden allenfalls die Touristen. Auch das Kehren und Verschönern der Insel ist mühsame Handarbeit. Aber den Schulkindern macht es Spaß; sie lachen und singen dabei; es gehört zu ihrem Alltag…

      Wer sich geliebt weiß, wird niemals ernsthaft krank

      Frau G. war 100 Jahre alt geworden. Nach der Frühmesse in der Kapelle des Seniorenheims, in der wir ihrer in besonderer Weise gedacht hatten, wünschte ich ihr abermals alles Liebe und Gute, vor allem Gottes Segen für die kommenden Jahre. Dazu sangen alle Umstehenden das übliche »Happy Birth-Day«! Da flüsterte mir die Jubilarin zu: »Herr Pater, wollen Sie mich heute nicht auch einmal umarmen!?« – Ich nickte lachend, beugte mich hinunter und nahm sie, dieses zarte, schier durchsichtige Persönchen, vorsichtig in die Arme. Jetzt zwinkerte Frau G. mit vor Freude lachenden Augen und sagte: »Fester, Herr Pater, fester!« Und alle Umstehenden klatschten Beifall, als ich sie ein zweites Mal in die Arme schloss.

      Knapp 14 Tage später starb sie, die stets frohgelaunte und nie trübsinnige Frau G. Ein paar Tage zuvor hatte ich sie noch gefragt, diesmal unter vier Augen, wie sie es denn schaffe, nie den Kopf hängen zu lassen. Ihre prompte Antwort lautete: Wer sich Gott anvertraut, braucht sich nie zu fürchten; wer versucht, dankbar zu leben und auch für andere da zu sein, wird auch selber geliebt. Wer sich angenommen und geliebt weiß, wird niemals ernsthaft krank. »Und das ist mein Rezept, 100 Jahre alt zu werden: Was du nicht willst, das man dir antut, das füge auch keinem andern zu!«

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