wurden im Krieg gegen König Pyrrhos von Epeiros die süditalischen Griechenstädte unterworfen; danach begann das epochale Ringen mit der nordafrikanischen Handelsstadt Karthago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum in den drei Punischen Kriegen. Auch das militärische Genie Hannibals, dessen glänzender Sieg bei Cannae (216 v. Chr.) die Römer an den Rand der Niederlage brachte, vermochte das Schicksal seiner Vaterstadt nicht zu wenden. Nach dem Sieg Scipios d. Ä. bei Zama kannte Rom keine gleichrangigen Gegner mehr; die hellenistischen Großmächte Makedonien und Syrien wurden niedergeworfen, Nordafrika und Spanien erobert. Freilich zeigten sich bereits erste innere Konflikte und soziale Verwerfungen, die schließlich in das „Jahrhundert der Bürgerkriege“ münden sollten.
Ein Zauderer?: Fabius Maximus Cunctator
„Unus homo nobis cunctando restituit rem“ – „ein Mann hat uns durch sein Zaudern den Staat gerettet“ – so verkündete der Dichter Ennius den Ruhm des römischen Feldherrn, der mit einer durchdachten, wenn auch zunächst höchst unpopulären Strategie dem überlegenen Feldherrngenie Hannibals zu begegnen suchte. Um die Niederlage Karthagos im 1. Punischen Krieg (264 – 241 v. Chr.) zu rächen, vor allem aber der stetig wachsenden römischen Dominanz im westlichen Mittelmeerraum zu begegnen, war der punische Feldherr von der karthagischen Machtbasis in Spanien über die Alpen nach Italien gezogen und hatte am Ticinus und an der Trebia erste Siege erfochten (218 v. Chr.). Das folgende Jahr brachte eine weitere Katastrophe: Ein römisches Heer wurde am Trasimenischen See in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen. In dieser Notlage legten Senat und Volk die Kriegführung in die Hände eines Mannes – der erfahrene Militär Q. Fabius Maximus (gest. 203 v. Chr.) wurde zum Dictator gewählt.
Mit klarem Blick erfasste er die Situation: Unter der Führung Hannibals – der noch heute zu den größten militärischen Genies der Weltgeschichte gezählt wird – waren die karthagischen Truppen in offener Schlacht nicht zu bezwingen. Zudem stand der punische Feldherr im Feindesland und musste eine rasche Entscheidung suchen, da seine Truppen und Ressourcen durch den alltäglichen Verschleiß des Krieges immer mehr schwanden, während die Mittel der Römer auf eigenem Territorium wuchsen. Daher entschloss sich der Dictator zu einer zurückhaltenden Kriegführung: Er stellte sich nicht zur Schlacht, sondern bekämpfte kleinere punische Kommandos und bedrohte durch die Taktik der „verbrannten Erde“ die Versorgung von Hannibals Armee.
Dieser wiederum verwüstete – gleichsam vor den Augen der Römer – das südliche Italien; dabei schonte er freilich die Güter des Fabius und brachte diesen dadurch in Misskredit. Schon bald zeigte sich die Wirkung seiner Kriegslist; nach einem unbedeutenden Erfolg wurde der Stellvertreter im Kommando (der „Magister equitum“) gleichberechtigt an die Seite des Dictators gestellt. Schon bald ließ er sich von Hannibal zur Schlacht verleiten, wurde aber geschlagen und nur durch das Eingreifen des Fabius vor der völligen Vernichtung bewahrt. Reumütig kehrte er unter den Oberbefehl des Dictators zurück, der die bewährte Taktik zur Verärgerung des punischen Feldherrn weiterführte.
Das folgende Jahr sollte diese Entscheidung bestätigen: Denn der neu gewählte Konsul (das Amt des Dictators endete nach sechs Monaten) führte das römische Heer in die größte Katastrophe seiner Geschichte; am Abend von Cannae (2. 8. 216 v. Chr.) bedeckten 70.000 gefallene Römer das Schlachtfeld. Danach folgte man wieder der Strategie des Fabius, der noch mehrfach Kommandos im 2. Punischen Krieg übernahm: Man ging offensiv gegen die Bundesgenossen Hannibals vor; er selbst erhielt jedoch bis zu seinem Abzug aus Italien keine Gelegenheit mehr zu offener Feldschlacht.
Den endgültigen Sieg in diesem gewaltigen Ringen hat Fabius Maximus nicht mehr erlebt. Alle römischen Bürger steuerten eine Münze zur Bestattung bei – nicht wegen der Armut des Verstorbenen, sondern um den Mann zu ehren, der einst als „Zauderer“ (Cunctator) verspottet worden war, jetzt aber als der „Schild Roms“ galt.
Sieg über Hannibal: Scipio Africanus d. Ä.
Nach der Niederlage bei Cannae hatte die Zermürbungsstrategie der Römer gegen Hannibal weitere Katastrophen verhindert (s. Fabius Maximus Cunctator, (s. Fabius Maximus Cunctator, S. 26 f.), aber der Feind stand weiterhin ungeschlagen in Italien, das furchtbar unter den Verwüstungen des 2. Punischen Krieges litt. Da traf eine weitere Schreckensmeldung ein: Die beiden Feldherren in Spanien, zwei Brüder aus dem Haus der Scipionen, waren besiegt und gefallen, die Iberische Halbinsel bis zum Ebro verloren (211 v. Chr.). Angeblich wagte sich keiner der römischen Militärs um die Nachfolge zu bewerben – bis auf einen erst 24-jährigen, zwar tapferen (er hatte seinem Vater in der Schlacht am Ticinus gegen Hannibal das Leben gerettet), aber völlig unerfahrenen Jüngling: P. Cornelius Scipio, Sohn und Neffe der gefallenen Brüder (235 – 183 v. Chr.).
Aus unbekannten Gründen tatsächlich mit dem Kommando betraut, erwies sich der junge Mann schon bald als der fähigste Feldherr, den Rom je besessen hatte: 209 v. Chr. eroberte er Neu-Karthago (j. Cartagena), den feindlichen Hauptstützpunkt auf der Iberischen Halbinsel. Reiche Beute fiel in seine Hände, zudem die Kriegskasse des Gegners und die Geiseln, die den Karthagern von ihren Verbündeten als Bürgen der Vertragstreue gestellt worden waren; durch sie vermochte Scipio zahlreiche Stämme auf seine Seite zu ziehen. Nach mehreren siegreichen Schlachten war Spanien in römischer Hand (206 v. Chr.).
Gegen den Rat des greisen Fabius Maximus, der zuvor die Vertreibung der Feinde aus Italien gefordert hatte, führte der junge Feldherr die Legionen zwei Jahre später nach Afrika. Seine wagemutige Strategie erwies sich als richtig; nach einigen Niederlagen berief die karthagische Regierung Hannibal in die Heimat zurück.
Nach jahrzehntelangem Ringen musste jetzt die Entscheidung zwischen beiden Großmächten fallen – und die bedeutendsten Feldherren ihrer Zeit standen einander gegenüber. Vergeblich versuchte der punische Heerführer, der die verzweifelte Lage seiner Vaterstadt erkannte, durch Verhandlungen annehmbare Friedensbedingungen zu erreichen; die Waffen mussten entscheiden. Der Sieg Scipios bei Zama (202 v. Chr.) besiegelte das Schicksal Karthagos, dem nur noch wenige Jahrzehnte des Überlebens verblieben (s. Scipio Africanus d. J., S. 31 f.); der Beiname „Africanus“ erinnerte seither an den in der bisherigen Geschichte Roms einzigartigen Triumph des Feldherrn.
Der Sieg über den verhassten und gefürchteten Feind brachte ihn jedoch fortan in Konflikt mit der römischen Tradition, der eine überragende Einzelpersönlichkeit bislang fremd war. Gewiss, man ehrte ihn, er galt als „princeps“, als „Erster der Bürger“ (s. Augustus, S. 60 ff.), aber der Oberbefehl gegen Antiochos III., den Herrscher des Seleukidenreiches, wurde ihm verwehrt. So war er nur als Unterfeldherr seines Bruders an der Schlacht bei Magnesia beteiligt, die den Nahen Osten der römischen Oberhoheit unterwarf (190 v. Chr.).
Kleinlicher Neid führte danach zu Anklagen gegen Scipio wegen angeblicher Unterschlagungen; diesen entzog er sich in ein freiwilliges Exil in Liternum am Golf von Neapel. Hier starb er 183 v. Chr. – im selben Jahr wie sein großer Gegner Hannibal.
Den Groll und die Enttäuschung des Africanus über die missgünstigen Mitbürger verkündete seine Grabinschrift: „Ingrata patria, ne ossa quidem mea habes“ (Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine besitzt du). Angeblich bewahrt der nahe gelegene Lago di Patria die Erinnerung an diese Worte – und damit an den ersten Römer, der aus der Enge der republikanischen Tradition zu eigener historischer Größe hervortrat.
Ein strenger Moralist: Cato d. Ä.
„Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“* – „übrigens bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“ – mit dieser hasserfüllten Forderung, die er allen Reden im Senat anfügte, ging Cato der Ältere in die Geschichtsbücher ein. Aber es wäre ungerecht, diese prägende Gestalt der römischen Republik auf die Abneigung gegen die einstige große Rivalin Roms und auf seine unerbittliche moralische Strenge zu beschränken.