Mark Benecke

Vampire unter uns!


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und als gefährlich dargestellt.

      Eine Form von Inquisition ist auch in der Neuzeit nicht ausgestorben.

      Vampire bleiben weiterhin jene Schatten, die sie im Lichte der Zeit immer waren. Sie müssen es noch immer bleiben…

      Zum eigenen Selbstschutz wird der Vampir verborgen bleiben; er gibt sein Innerstes nicht preis und wandelt mit der Maske der Menschlichkeit zwischen den Menschen.

      Obwohl es in Deutschland, laut Grundgesetz, eine Religionsfreiheit gibt, die im Falle des Islam sogar Tierschutz hinter Religionsfreiheit stellt (Schächten der Tiere durch Nicht-Metzger), ist die wirkliche Religionsfreiheit nicht mehr wert als die Worte auf Papier – und wie allgemein anerkannt, ist dieses Papier sehr geduldig und verbrennt leicht in der Ignoranz.

      Wer von sich in Deutschland behauptet, ein Satanist zu sein oder Vampirismus zu praktizieren, wird dadurch zweifellos eine unangenehme Ernte eintragen.

      Vampirismus hat nichts mit Satanismus zu tun, außer der Verteufelung durch andere Religionen. Dass sie an manchen Stellen sicher Überschneidungen finden, ist genauso normal wie eine Überschneidung mancher Lehren im Islam und dem Christentum – dennoch sind es zwei komplett unterschiedliche Dinge.

      Um zu beschreiben, wie der Vampirismus in Deutschland aussieht, müsste man zuerst definieren, was ein Vampir ist; denn gerade hier gibt es in der Subkultur viele unterschiedliche Auffassungen. Das Klischee des Hollywoodvampirs allerdings, der sich in eine Fledermaus verwandelt und im Sonnenlicht zu Asche verbrennt, kommt in keiner dieser Subkultur-Definitionen zum tragen.

      Wahrscheinlich werde ich in diesen Kreisen mit dem hier vorliegenden Artikel (wieder) einige Aufruhr erzeugen, und viele werden mit den Ideen, Definitionen oder einer solchen „Offenbarung“ an sich nicht einverstanden sein.

      Das ist in Ordnung! Vielleicht ist es sogar gut, wenn es verschiedene Betrachtungsweisen gibt und die meine ist sicher nur eine davon. Ich selbst bin jemand, der sich schon seit vielen Jahren mit den Randbereichen beschäftigt und habe den Vampirismus bereits erlebt, bevor er in Deutschland zu einer solchen untergründlichen Popularität aufgestiegen ist.

      Nach einigen Jahren habe ich mich, wie die meisten, die man als „Ältere“ bezeichnet, aus der Öffentlichkeit in dem Sinne zurück gezogen und nur noch (wie auch die meisten „Älteren“) beobachtet.

      Dieser Artikel ist ein kleiner Bereich dieser Beobachtungen. Wie jede Darstellung versuche ich ihn zwar sachlich zu halten, kann es aber weder durch Zahlen oder Umfragen belegen – daher kann ein solcher Artikel nur die subjektive Ansicht eines „Älteren“ sein, der sich aus den aktiven Geschäften zurück gezogen hat und manchen Bereich der jüngeren Generationen daher kaum mehr ergründet.

      Eine pauschale Definierung, was ein Vampir ist, kann man kaum geben. Laut einer veralterten Beschreibung ist ein Vampir ein (Un)Toter, der aus seinem Grab aufersteht um sich am Leben (oft in Form von Blut) der Menschen (meist Angehöriger) zu nähren.

      Aus dieser Beschreibung heraus wurde der Vampir schnell zu einem Überwesen, dass übermenschliche Fähigkeiten und Kräfte besitzt. Das Bildnis des Bluttrinkens wurde pauschalisiert.

      Doch selbst dies wandelte sich und mit zunehmender Medienpräsenz. Das Wesen des Vampirs veränderte sich zu verschiedenen Erscheinungsformen. Was früher ein klassisch „böser“ Charakter war, wird nun zunehmend auch ein verführerischer.

      Selbst in Büchern und Filmen ist der Vampirtypus heutzutage so unterschiedlich wie seine Erschaffer.

      Dies zieht sich in vielen Gebieten auch in die Subkultur und das Verständnis des Vampirs fort.

      Das Wesen des Vampirs ist häufig an eine starke Individualisierung gebunden. Nicht zuletzt ist jeder Vampir ein Egomane, der sein Leben als eines der höchsten Güter versteht und nicht selten (siehe Filme und Bücher) bereit ist, für dieses Leben zu töten, um sich das anderer anzueignen.

      In der Subkultur gibt es daher viele verschiedene Definitionen und Namen für das Wesen des Vampirs, die mit Buchstabenveränderungen und dadurch veralterten Schreibweisen wie „Vampyr“ beginnen oder Namensgebungen aus anderen Kulturkreisen integrieren (z.B. Strigoi). Oft wird auch das Wort des Schattens verwendet, um auf die Unergründlichkeit und das Bewegen in den „Schatten, jenseits der Menschheit“ hinzuweisen – und nicht zuletzt als kleine Anekdote an den Schatten aus der Psychologie – der all jene Bereiche meint, zu denen der Mensch keinen Zugang hat.

      Vampire in der Subkultur sind also so vielfältig wie ihre individuellen Persönlichkeiten – ebenso vielfältig wie der Mensch in seinem Charakter ist. Jeder wird für sich selber eine Definition finden, die ihn zu einem Vampir macht, ebenso wie jeder Mensch seine eigene Definition davon hat, was ihn zu einem Menschen macht.

      Dass der Mensch sein Menschsein selbst untereinander nicht anerkennt (die oft durch Ländergrenzen definiert sind, aber auch andere „Grenzen“ haben), macht auch diese Eigenart des Vampirs mehr als verständlich.

      Viele Menschen sehen sich ihr gegenüber nicht als Mensch sondern als „Russe“, „Deutscher“, „Türke“, „Farbiger“ etc. – oder in religiösen Abgrenzungen als „Christ“ oder „Islamist“ etc. Jede dieser Differenzierungen hat Menschen schon ausgereicht, dem anderen das „Menschsein“ abzusprechen und als Rechtfertigung zu dienen, ihn zu töten.

      Die Definierung, was ein „Mensch“ ist, ist eine ebenso oberflächliche wie schwammige medizinisch-wissenschaftliche Kategorisierung, die dem Einzelnen nicht viel gibt.

      So sieht es auch in der Subkultur aus. Jeder findet seinen Namen, seine Existenz. Dabei sind Namen nur Schall und Rauch, nur Klang und Ton und aus Träumen gewebt, so wie die Vorstellung, dass man ein besonderes Wesen ist.

      Geboren wurden all diese Träume aus der Urgestalt des Vampirs und der Schleier, der über allen liegt, ist das schwarze Tuch des Vampirismus.

      Hier wird das grobe Geflecht gezeigt, aus dem dieser Schleier gewoben ist. Dies sind die groben Fasern, die das feine Gewebe zusammenhalten. Mehr oder minder werden sich die meisten Persönlichkeiten der Subkultur in einem dieser Bereiche wieder finden können.

      Die Feinheiten und speziellen „Fähigkeiten“ und Besonderheiten der Einzelnen werden in diesem Artikel nicht groß angesprochen. Dafür mag auf entsprechend tiefer gehende Literatur verwiesen sein.

      Dass der Vampirismus, wie alles Wachsende, sich ständig weiter entwickelt, mutiert und verändert, kann immer nur das Grobe wiedergegeben werden, denn im Zustand der Beobachtung hat er sich bereits wieder verändert…

      Gerade in der jüngsten Zeit hat sich ein neuer Vampir-Hype entwickelt. Solche Vampirismus-Pandemien (vorwiegend literarischer Natur) scheinen in unbestimmten Intervallen immer wieder zu kommen. Zumeist wird dies durch ein mehr oder weniger gutes Buch oder einen Film ausgelöst – und die dunkle Romantik der Blutsauger wird zu einer Sehnsucht. Liebe, aber auch Leiden, die unsterblich erscheinen.

      Im Kleinen findet der Vampirismus in Deutschland (jedoch auch in anderen Ländern) hier seinen Anfang.

      Für viele mag die Affinität zu Vampirbüchern oder –Filmen noch keine Zugehörigkeit zur Subkultur darstellen; doch aus einer Affinität kann eine Passion erwachsen.

      Zum ersten und größten Bereich der zum Vampirismus gehörigen Personen zählt demnach wohl der Vampir-Fan.

      Es gibt sehr viele, denen die Idee einer Übermenschlichkeit – sei es im Sinne von körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, oder sei es in Form einer Unsterblichkeit – sehr gefällt. Zudem finden viele Jugendliche darin eine Form von gotischer Romantik, die man heutzutage kaum mehr findet. Das Versprechen einer ewigen Liebe ist in einer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft – in der öfter per SMS denn persönlich der Partner verlassen wird – eine Ideologie geworden, die auf ihre finstere Art heilig wirkt.

      Es sind fantastische Geschichten über Wesen, die mehr sind als ein Mensch, nicht so ersetzlich wirken und