Petra Paulsen

Zivilcourage


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dass sie, also die 36 UrLogen, wichtige Ereignisse der letzten 300 Jahre geplant oder geprägt hätten. Kriege, Krisen, Umstürze und dergleichen würden darunterfallen, wobei es antidemokratische und demokratische Logen geben soll, und manche Mitglieder sowohl in der einen als auch in der anderen Loge anzutreffen sind. Allen Ur-Logen-Mitgliedern soll gemeinsam sein, dass sie die Alchemie des Geldes als höchste Kunst erachten. Über dieses Buch gibt es übrigens ein interessantes Video mit Werner Altnickel, der als Ex-Greenpeace-Aktivist gerne auch mal als Anhänger pseudowissenschaftlicher Verschwörungstheorien bezeichnet bzw. verunglimpft wird.125 Sicherlich kann es ebenfalls nicht schaden, sich die deutsche Zusammenfassung des mehr als 600 Seiten umfassenden Werkes anzusehen oder einen Blick auf die Internetseite von The Project Avalon zu werfen.126, 127 An dieser Stelle eine Frage an Sie: Kennen Sie das Foto mit Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD), wo beide die berühmte Raute der Kanzlerin machen? Es wurde beim traditionellen Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus 2016 aufgenommen.128 Ein gutes Jahr später fand in der Geburtsstadt der Bundeskanzlerin unter dem damaligen Bürgermeister Scholz der G20-Gipfel statt, an dem auch Frau Merkel teilnahm. Dieses Treffen und die damit verbundenen Proteste brachten der schönen Elbmetropole teils bürgerkriegsähnliche Szenen. Nein, das war wahrlich kein friedlicher Hafengeburtstag an der Elbe. Viel friedlicher ging es hingegen zwei Monate zuvor beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus zu, wo Olaf Scholz ein Grußwort zum 300. Geburtstag der Freimaurerei sprach.129

      Die Freimaurer, die auch als Söhne des Lichtes bezeichnet werden, sozusagen illuminiert sind, wobei es ja auch tatsächlich die von Adam Weishaupt 1776 gegründeten Illuminaten gab, sowie die US-Ein-Dollarnote haben ein symbolisches Element gemeinsam: Es ist das allsehende Auge, auch Auge der Vorsehung oder Auge Gottes genannt.130 Mit dem Bild Gottes aus der Bibel hat dies jedoch nichts zu tun, auch wenn im Aachener Dom, wo der Schrein von Karl dem Großen steht, und in der nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebauten Dresdner Frauenkirche dieses Symbol zu finden ist. In Verbindung mit dem Auge der Vorhersehung taucht dabei immer wieder ein Dreieck auf, welches oft als Pyramide dargestellt ist. Seit 1935 befindet sich unter Präsident Roosevelt auf dem Ein-Dollar-Schein eine 13-stufige Pyramide, aber auch eine winzig kleine Eule ist dort schräg links oberhalb der Eins zu sehen, wie die Ein-Dollar-Note ohnehin mit vielen interessanten Symbolen übersät zu sein scheint.131 Denken Sie an das alte Ägypten und was Sie damals im Geschichtsunterricht über den Bau der Pyramiden sowie das System der ägyptischen Gesellschaft gelernt haben. Wer machte dort den großen Teil der Gesellschaft aus? Na servus – kleiner Scherz unter uns Lateinern –, ich bin mir ganz sicher, Sie haben es bestimmt richtig erkannt.

      Unter den Augen der Eule

      Privat treffen sich die 2.000 einflussreichsten Männer Amerikas aus Politik, Finanzen, Militär, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Medien sowie deren geladene Gäste im exklusivsten und geheimnisvollsten Herrenclub der USA, dem Bohemian Club, 120 km nördlich von San Francisco zur größten Männer-Party der Welt. Dies berichtete schon 1982 der SPIEGEL in seiner 30. Ausgabe.132 In der Vergangenheit waren unter den Teilnehmern Persönlichkeiten wie die US-Präsidenten Herbert Hoover, Dwight D. Eisenhower, Richard Nixon und Gerald Ford sowie auch Helmut Schmidt als damaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Auch die beiden Bush-US-Präsidenten, auf die wir später noch zu sprechen kommen, das Politikurgestein Henry Kissinger – googeln Sie mal „Die Akte Kissinger“ mit dessen Kriegsverbrechen und Massenmorden – und der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, von dem später ebenfalls noch zu lesen sein wird, waren Teilnehmer des seit 1878 bestehenden politischen Freiluft-Hinterzimmers. Doch nicht nur das: Auch der aus Österreich stammende Arnold Schwarzenegger – „Terminator“ und kalifornischer Gouverneur bis 2011 – nahm im Sommer 2010 an einem solchen Treffen teil.133 Dort geht es bei einer zweiwöchigen großen Sause bei Tanz, Essen und Trinken natürlich nur um eines: Um Spaß und Vergnügen, um dem Alltag mal zu entfliehen. So stand es zumindest u. a. in einem Artikel der Frankfurter Rundschau aus dem Jahr 2008.134, 135 Auch Prinz Philip, Ehemann von Queen Elisabeth II. und Vater von Prinz Andrew, soll 1962 im Grove gewesen sein.136 So viele einflussreiche und monetär betuchte Männer und keine Frauen dabei, mag so manch einer sich jetzt wohl denken.

      Vielleicht fallen Ihnen an dieser Stelle aber auch gerade der „Lolita-Express“ des 578-US-Dollar-Millionärs, Investmentbankers und wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilten Jeffrey Epstein und seine guten wie Freunde Prinz Andrew und Bill Clinton ein? Dieser stand auch in gutem Kontakt mit Leslie Wexner, dem Inhaber der amerikanischen Modemarke Vicoria´s Secret für Reiz- und Damenunterwäsche. Auch nach seiner Verurteilung und seiner Entlassung aus dem Gefängnis hielt man Epstein in erlauchten Kreisen und im Geldadel die Stange. Wenn das keine wahre Freundschaft fürs Leben ist. So nahm Epstein beispielsweise im Jahr 2011 an einem Milliardärsessen teil, bei dem auch Elon Musk und Jeff Bezos zugegen waren.137 Gönnen Sie sich doch mal per YouTube einen Drohnenflug zu Epsteins Privatinsel Little St. James samt Tempel mit goldener Kuppel und zwei goldenen Eulen auf dem Dach. Die Queen ist jedenfalls not amused über die Freundschaft ihres von den Briten oft als „Randy Andy“ – der geile Andy – bezeichneten Sohnemanns zu dem pädophilen Wallstreet-Manager gewesen. Dieser soll am 10. August 2019 in seiner Zelle in einem New Yorker Hochsicherheitsgefängnis einen viele Fragen aufwerfenden Suizid – eventuell wurde er auch geselbstmordet – begangen haben, während in den laufenden Ermittlungen auch der britische Prinz mit Vorwürfen belastet und in Erklärungsnot gebracht wird.138, 139 Ein Insider soll zuvor sogar erklärt haben, die Königin befürchte, die Monarchie könnte nicht überleben, wenn der Skandal hochkocht.140 Nunmehr bleibt also abzuwarten, ob auch nach dem Tod von Epstein, der in seinem Haus ein Ölgemälde von Bill Clinton in einem blauen Kleid nebst roten High Heels in lasziver Pose hängen hatte, die durchaus Interpretationsspielraum bietet, weiter ermittelt wird oder ob die Akte zu seinem Sexsklavenring, zu dessen Kunden Politiker, Staatsanwälte und Professoren gezählt haben, als geschlossen gilt.141 Fein säuberlich hatte Epstein auf 92 Seiten eines schwarzen Notizbüchleins seine Kontakte in die höchsten Kreise der angeblich feinen Gesellschaft geführt. Neben manchen Namen hatte er das Wort „witness“, also Zeuge vermerkt.142 Möchten Sie mehr Details über die Hintergründe im Fall Epstein oder aber über die Bronfman-Erbin im Fall der Sex-Sekte Nxivm wissen? Dann empfehle ich Ihnen sehr gut recherchierte Beiträge auf YouTube von Amazing Polly in englischer Sprache, gute Übersetzungen dazu von Anon Rah ins Deutsche oder Videos des vermeintlichen Verschwörungstheoretikers Oliver Janich.

      Um die britische Krone müssen wir uns sicherlich keine Sorgen machen. Die Monarchie hat schon so viele Kriege, Eskapaden und Krisen überlebt, da wird doch eine solche „Lappalie“ nicht zu deren Sturz führen. Schließlich wurde der britische Discjockey und BBC-Moderator Jimmy Savile, der nach eigener Angabe als inoffizieller Eheberater von Prinz Charles und Prinzessin Diana Ende der 1980er-Jahre agiert haben soll, 1990 zu den Ehrungen des Geburtstags der Queen für sein soziales Engagement zum Ritter geschlagen. Noch im gleichen Jahr wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Ritter des Gregoriusordens ernannt. Er, den Scotland Yard als den schlimmsten Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes bezeichnete.143 Und denken Sie nur an die vielen Missbrauchsfälle von Telford und Rotherham, wo man im Reich der Insel-Royals so wunderbar weggesehen hatte.

      Nun aber wieder zurück zum Bohemian Grove mit seinen schützenden sowie gigantisch hohen Redwood-Bäumen. Zu diesem, einmal im Jahr über zwei Wochen stattfindenden Sommerlager, welches nur Männern vorbehalten ist und ungebetenen Gästen den Zugang strikt verwehrt, war Helmut Schmidt durch den damaligen US-Außenminister George Shultz eingeladen worden. Der hatte ihn im „politischen und sozialen Fort Knox“ in der „Straße der Verdammten“ des „Mandalay“-Camps untergebracht. Wie, das alles wussten Sie nicht? Dann haben Sie bestimmt auch nicht gewusst, dass Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe während des Kalten Krieges gilt, ebenfalls zu den illustren Gästen zählte. Ein weiterer solcher Gast war bereits in den 1930er-Jahren der Atomphysiker Ernest Lawrence. Dieser soll interessanterweise beim Geschirrspülen auf den Financier William Crocker getroffen sein. Von ihm erhielt er 75.000 US-Dollar für seine Forschungsarbeit, die grundlegende Voraussetzungen zum Bau der Atombombe schuf.144 Schon in seiner Ausgabe 31/1979 berichtete das SPIEGEL-Magazin unter der Überschrift