Mal gewinnt man, mal verliert man
Das Leben in historischen Zeiten
Erinnerungen an den Herbst 2015
Von wegen Land der Dichter und Denker
Die vielen Gesichter des Krieges
Danksagungsvorwort
Donnerstag, 4. April 2019, Claus Kleber im ZDF-heute-journal. Mit sehr ernster Miene verkündet er folgende Botschaft: „Guten Abend! Zu Wasser und in der Luft sind heute Nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort ähnlich wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben.“1 Diese Meldung ganz am Anfang der Sendung dürfte so manchem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lassen haben. Sie wurde nach einer klitzekleinen Kunstpause von Kleber selbst, dem gefühlten ZDF-Urgestein mit 600.000 Euro Jahresgehalt und Mitglied der Atlantik-Brücke, als eine Vision, als eine fiktive Nachricht enttarnt.2 3 Was aber sollte das? Sollte dies ein verspäteter, wenn auch verdammt schlechter Aprilscherz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sein oder Werbung für das 70-jährige Bestehen der NATO, dem einstigen Verteidigungsbündnis der USA und ihrer Vasallen? Sollten wir gar auf einen bevorstehenden Krieg mit Russland in naher Zukunft eingestimmt werden? Wie dem auch sei, eine Frage bleibt: Darf man sich solch rhetorischer, stilistischer und kriegstreiberischer Methoden im zwangsgebührenfinanzierten Fernsehen bedienen?
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges leben wir in Deutschland schon mehr als 70 Jahre zumindest gefühlt in Friedenszeiten. Wir schreiben das Jahr 2019: Weltweite Terroranschläge, Attentate und Kriegseinsätze der NATO in jüngster Vergangenheit, die ohne UN-Mandate und unter dem Deckmantel eines humanitären Einsatzes geführt werden, nehmen wir mittlerweile kaum noch wahr. Allenfalls entlocken sie uns ein stummes, ratloses Achselzucken. Den wachsenden Antisemitismus in Europa verzeichnen wohl die meisten Menschen als Randnotiz. Was kann man als Einzelner schon dagegen tun? Andererseits