Herbert Schoenenborn

Der Schatz der Kürassiere


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hier keine Deutschen, sonst würden sie vorsichtiger sein“, raunte von Buschhagen.

      „Soldaten sind es jedenfalls nicht, das können sowohl Freischärler als auch Bauern sein“, entgegnete Müschen leise.

      „Kommt, drei gegen drei, die schnappen wir uns, aber Vorsicht, es ist möglich, dass sie bewaffnet sind, je nach dem, mit wem wir es zu tun haben“ raunte Ahren, sprang auf und stürmte mit gezogenem Pallasch in Richtung der Fremden, die beiden anderen folgten. Die Unbekannten, die inzwischen noch ungefähr zwanzig Meter von dem Waldstück entfernt waren, bemerkten nun die Kürassiere, da deren Vorpreschen nicht geräuschlos von Statten ging. Sie wandten sich aus Sicht der Soldaten nach rechts, liefen ein Stück den Waldrand entlang und verschwanden dann im Unterholz. Mit einer Flucht nach vorne hatten die Kürassiere nicht gerechnet.

      „Mist, die sind schneller als wir und dazu noch ortskundig. Die kriegen wir nicht mehr, mit unseren Uniformen sind wir für eine Verfolgung nicht geeignet“, grollte Ahren, der den Unbekannten am nächsten gekommen war.

      „Ausgerechnet in der Nähe unserer Stellung und dazu noch unter unseren Augen brechen drei Männer durch unsere Linien. Ich möchte nur zu gerne wissen, was die zur nachtschlafenden Zeit hier gesucht haben“, ärgerte sich von Buschhagen.

      „Die hatten was bei sich, eine Kiste oder so was ähnliches“, bemerkte Ahren. „Sie müssen sich irgendwo von ihrer Last getrennt haben, sonst wären sie uns nicht entkommen“, fügte er hinzu.

      „Ich glaube da vorne liegt was!“ Müschen zeigte auf einen schemenhaften Gegenstand in einigen Metern Entfernung.

      „Du hast Recht Kurt, da steht eine Kiste, habe ich doch richtig vermutet“, sagte Ahren. Vorsichtig näherten sich die Männer dem Gegenstand.

      „Da muss was Wichtiges drin sein, ansonsten hätten sie nicht versucht, die Kiste bei Nacht und Nebel durch unseren Belagerungsring zu schmuggeln.“

      „Wir werden uns die Kiste in unserem Quartier einmal genauer ansehen. Ich hätte gerne, dass dies zunächst unter uns bleibt, aber wie kommen wir unbemerkt an den Wachen vorbei? Jetzt rächt es sich, dass wir in unserer Kompanie die besten Männer der Eskadron haben“, klagte von Buschhagen.

      „Ich gehe vor und werde die Posten unter einem Vorwand kurzzeitig vom Tor abziehen.“

      „Gute Idee Oskar, wir folgen dir mit der Kiste in fünf Minuten“, Buschhagen schaute auf seine Taschenuhr.

      „Wehe ihr wartet mit dem Öffnen nicht, bis ich da bin, dann bekommst du von mir keine Zigarre mehr, Anton“, drohte Ahren und machte sich auf den Weg in Richtung Bauernhof. Wie vereinbart folgten ihm von Buschhagen und Müschen mit der Kiste nach fünf Minuten und gelangten unbemerkt in die Wohnstube des Bauernhofs. Kurze Zeit später traf auch Ahren ein. Um den Tisch frei zu haben, hatte Müschen die Petroleumlampe hochgedreht und an einen gebogenen Nagel in einem Deckenbalken gehängt. Von Buschhagen rieb sich in freudiger Erwartung die Hände.

      „So, dann wollen wir das Geheimnis mal lüften.“ Von Buschhagen stellte die ungefähr einen Meter im Quadrat messende Holzkiste auf den Tisch.

      „Wie bekommen wir nur das massive Vorhängeschloss auf?“ Ahren kratzte sich am Hinterkopf.

      „Ich schieß das Schloss mit meiner Pistole auf“, schlug Müschen vor.

      „Bist du jeck, Kurt, willst du die Männer aufwecken?“, sagte Ahren entsetzt.

      „Typisch Kurt, immer mit dem Kopf durch die Wand“, ergänzte von Buschhagen.

      „Habt ihr eine bessere Idee?“, fragte Müschen beleidigt.

      „Was haltet ihr davon, wenn wir versuchen die Scharniere mit einem Bajonett abzuhebeln, das dürfte einfacher sein, als das Schloss zu knacken“, schlug Ahren vor.

      „Die Idee ist gut, aber ich befürchte, dass ein Bajonett zu schwach ist“, warf von Buschhagen ein.

      „Dann nehmen wir eben einen Schanzspaten, der ist robust genug“, schlug Müschen vor.

      „Wir müssen nur aufpassen, dass wir den Kisteninhalt nicht beschädigen“, mahnte Ahren. Müschen holte seinen Spaten.

      „Zu dumm, dass die Scharniere innen befestigt sind, außen wäre einfacher“, meinte er.

      „Hauptsache wir bekommen das Spatenblatt zwischen Deckel und Kistenrückwand geschoben, dann müsste es gehen, Kurt.“

      „So geht das nicht. Ihr müsst die Kiste vorne fester runterdrücken, ihr Experten“, keuchte Müschen.

      „Klappt auch so nicht, wir müssen unsere Taktik ändern. Stellen wir die Kiste auf den Boden und probieren es mit zwei Spaten, du Anton stellst dich drauf und Oskar und ich versuchen es gemeinsam“, sagte Müschen.

      Gesagt, getan. Zuerst knirschte das Holz, dann lösten sich berstend die Scharniere vom Kistendeckel.

      „Geschafft! Schauen wir mal, was drin ist“, von Buschhagen und Ahren stellten die Kiste wieder auf den Tisch. Müschen klappte den geborstenen Kistendeckel nach vorne.

      „Sieh mal einer an, eine Schatztruhe“ stellte von Buschhagen erstaunt fest. „Was haben wir denn da alles? Eine Schatulle. Mach doch mal auf Oskar! Was ist drin?“

      „Ein Collier, ein Armband und zwei Ringe, ich verstehe ja nicht viel davon, aber die dürften sehr wertvoll sein, seht mal die vielen kleinen Edelsteinchen.“

      „Was haben wir denn noch? Einen Lederbeutel mit Goldmünzen! Zähl mal nach Kurt.“

      „Das sind Louisdoren, fünfzig Stück, ein kleines Vermögen“, stellte Müschen fest.

      „Und hier habe ich noch zwei Goldbarren“, fügte von Buschhagen hinzu.

      „Schaut mal, wie süß, zwei Heiligenbildchen“, spöttelte Ahren.

      „Heiligenbildchen? Du Banause! Oskar, das sind Ikonen. Der Maltechnik nach stammen sie aus Russland, und sind mindestens doppelt so viel wert wie die fünfzig Louisdoren – jede Ikone für sich, versteht sich.“

      „Wie schön, dass wir einen Fachmann dabei haben, aber für irgendwas muss dein abgebrochenes Kunststudium ja gut sein“, frozzelte Ahren.

      „Das wird ja immer interessanter“, sagte von Buschhagen und entnahm der Kiste einen in Leinentüchern eingewickelten Gegenstand.

      „Sieh mal Kurt, ein Bild“, sagte er und reichte es Müschen, nachdem er die Tücher entfernt hatte.

      „Kurt, was ist los mit dir, hat es dir die Sprache verschlagen?“

      „Stell mal die Kiste weg, Oskar, damit ich das Bild auf den Tisch legen kann“, sagte Müschen heiser, und seine Hände zitterten leicht, als er es hinlegte.

      „Wenn es das ist, wofür ich es halte, und es keine Fälschung ist, dann ist das ein Vielfaches von dem wert, als der ganze Plunder hier zusammen!“ Müschen strich mit der Hand ehrfürchtig über den goldenen Rahmen des Bildes.

      „Kurt, komm zu dir und mach es nicht so spannend, was hat es mit dem Bild auf sich?“, fragte von Buschhagen neugierig.

      „Seht hier die Signatur R.U.S.M“, von Buschhagen und Ahren beugten sich über das Bild.

      „Und, was bedeutet das?“ Ahren sah Müschen fragend an.

      „Raphael Urbinas Sua Manu, sinngemäß übersetzt, Raphael von Urbino eigenhändig.“

      „Ich verstehe immer noch nicht, worauf du hinaus willst“, Ahren war irritiert.

      „Das Bild wurde von Raphael gemalt, einer der bedeutendsten italienischen Maler des 16. Jahrhunderts, und aus dieser Zeit stammt sehr wahrscheinlich auch das Bild“, belehrte Müschen seine Kameraden.

      „Seht einmal die geniale Pinselführung, diese Farben“, schwärmte er, hob das Bild hoch, um es näher ins Licht der Petroleumlampe zu halten.

      „Hey, wartet mal, hier auf der Rückseite