kam ich auch meinen Schülern entgegen und gestattete ihnen einen im Unterricht gelernten Satz mit dem Gebrauch von „das und dass und den sich daraus ergebenen Kommaregeln“ als Spickzettel zu benutzen. Diesen durften sie als ständigen Begleiter in der Federtasche haben und jederzeit, außer beim Diktat, beäugen. Der jahrelange Gebrauch festigte ihre Kenntnisse und die späteren Abschlussarbeiten (ohne Benutzung) bestätigten den Erfolg eines vom Lehrer gestatteten Spickzettel.
Nun wird so manch einer sich ärgerlich äußern, dies wäre eine Anleitung für den Gebrauch illegaler Hilfsmittel. Da kann ich beruhigt sagen, dass die Schüler mehr von diesen Hilfsmöglichkeiten kennen, als der Lehrer glaubt. Das erfahren sie schon von den Eltern und Großeltern, wenn diese aus ihrer Schulzeit erzählen.
Die altbewährten Methoden der Eltern werden zwar noch angewandt, wurden weiterentwickelt, aber noch raffiniertere Methoden sind auf dem Vormarsch, die auch der modernen Technik entsprechen.
Schüler sind erfinderisch und Lehrer, die in die heutige Zeit hineingewachsen sind, werden die neuen Spickzettelmöglichkeiten ergründen.
Diese und auch viele andere Probleme, die auf ihn zukommen, werden der Inhalt seiner Lehrertätigkeit sein. Ein Lehrer sollte aber nie vergessen, dass er selbst einmal Schüler war. Denn nur dann kann er sich in die Gedankenwelt und Handlungen seiner Zöglinge hineinversetzen und sie verstehen.
Im Schulalltag muss er sich bewähren und dieser sollte kontinuierlich und durch Regelmäßigkeit bestimmt sein.
Doch trotz dieser Regelmäßigkeit und Pflichtbewusstsein bieten viele kleine, heitere Momente eine Aufhellung des Schulalltags. Der Lehrer muss sie nur finden und nutzen.
Aber hier soll noch nicht von Unterrichtsstunden die Rede sein, sondern von Schülererinnerungen, die immer wieder zum Schmunzeln und Lachen verführen, nämlich die
Verzweiflungsausbrüche
ihrer Lehrer und wie sie es geschafft haben, diese zu skurrilen Aussagen zu verleiten.
Hier einige Bespiele:
- Lehrer mit der Stirn an die Tafel gelehnt und mit beiden Fäusten an diese trommelnd: „Bin ich blöd oder seid ihr es?“ Schülergedanken: Natürlich er!
- „Manche schlafen in der Schule morgens die ersten sechs Stunden.“
- Lehrer vor dem Lehrertisch stehend und in die Hände klatschend: „Würdet ihr ein bisschen mitarbeiten? Bitte, bitte, bitte! Nur ein bisschen!“
- Zum Schüler: „Ich glaube, dein Fassungsvermögen ist 0 hoch 0.“
- „Manche von euch haben so ein geringes Fassungsvermögen, dass sie gar nichts mitbekommen.“
- „Manche schlafen in der Schule und erwachen erst, wenn sie nach Hause gehen.“
- Zwei Verliebte geben sich während der Stunde einen Kuss. Lehrer fragt: „Was macht ihr da?“ (Es war wohl eine dumme Frage!) Ein Schüler antwortet: „Die bereiten sich auf Gruppensex vor!“
- Lehrer trägt eine längere Zeit einen Unterrichtsstoff vor. Die Schüler reagieren nicht. Er: „Ich habe keine Lust, allein weiter zu schwatzen!“
- Ein Schüler hat eine Brille ohne Gläser auf. Lehrerin: „Du setzt sofort die Brille ab!“ Antwort: „Nee, sie haben ja auch eine auf!“
- „Bei euch ist es mir heute zu affig!“
- „Ich bin noch nicht fertig, ich will noch etwas sagen, habe ich gesagt!“
„Mensch, könnt ihr euch nicht einmal ein paar Minuten benehmen, jedes Mal erst laut werden, wie ein paar Rindviecher!“
„Fritz, du fauler Strunk!“
„Bringt mir eine Palme, ich brauch sofort ´ne Palme, damit ich daran hochklettern kann!“
Draußen ist es eisig kalt, im Klassenzimmer aber miefige Luft. „Dürfen wir das Fenster aufmachen?“
„Erfroren sind schon viele, aber erstunken ist noch keiner. Das Fenster bleibt zu!“
Ein Schüler erzählt: „Wir wollten Hausaufgaben kontrollieren und sie wollten mich drannehmen, haben es dann aber gelassen mit der Bemerkung „Du hast die Hausaufgaben eh von Ina abgeschrieben!“ Glück gehabt, ich hatte gar keine.“
„Ihr habt euch wieder einmal benommen, wie ein Gartenschlauch: hohl, krumm, nass und dreckig!“
Zu einem Schüler, der eine Lügengeschichte glaubhaft zu erzählen versucht: „Denkst du, ich ziehe die Hose mit der Kneifzange an!“
Zu einem großmäuligen Schüler: „Großen Rand, kein Zahn im Maul und La Paloma pfeifen.“
Zu einem Schüler, der hingebungsvoll mit dem Zeigefinger in der Nase bohrt: „Lass dich nicht stören, aber befolge meinen Rat. Nimm den Daumen! Wenn der abbricht, bekommst du mehr Rente!“
Ein Lehrer sollte Humor haben und schlagfertig reagieren. So sind manche unliebsamen Situationen zu überwinden und er erreicht mehr als starre Belehrungen.
Halfen aber ernsthafte oder humorvolle Ermahnungen oder Belehrungen nicht, griff der Lehrer zum Hausaufgabenheft oder zum Klassenbuch.
Durch das Hausaufgabenheft wurden die Eltern über die negativen Aktivitäten ihrer Sprösslinge, wie zum Beispiel vergessene Hausaufgaben, intensives Schwatzen oder Störversuche im Unterricht informiert, aber auch über lobenswertes Verhalten. Doch diese Möglichkeit wurde viel zu wenig genutzt.
Der Eintrag in diesem Heft ergab Ärger, denn die Eltern mussten diese Informationen unterschreiben. Bei negativen Einträgen war somit Ärger vorprogrammiert. Während aber diese Angelegenheit im Familienkreis blieb, waren Mitteilungen im Klassenbuch noch unangenehmer, ja sogar peinlich. Alle Schüler erfuhren es und die nachfolgenden Lehrer waren gewarnt. Wie sahen nun diese Einträge aus? Neben Lob für einzelne Schüler oder Klassen hier die interessantesten Bemerkungen einer Klasse vom 6. bis 10. Schuljahr, von einer Kollegin gesammelt:
Tadel für äußerst undiszipliniertes Verhalten – Tadel, denn trotz Verwarnung weiteres Werfen mit Steinen auf das Dach – Nahm unerlaubt das Experimentiergerät – Fehlt unentschuldigt im Werkunterricht – Stören den Unterricht – Zieht während des Unterrichts das Brett aus der Schulbank – Spritzen mit der Wasserpistole während des Unterrichtes – Stört und blättert in anderen Büchern – Provoziert den Lehrer – Erschienen nicht zum Physikunterricht – Auf der Suche nach den Hausschuhen verschwanden sie – Zerstört den Zeigestock – Weigern sich, nach dem Sitzplan ihren Platz einzunehmen – Erledigt Geografieaufgaben im Mathe-Unterricht.
Als diese Einträge bei einem Klassentreffen vorgelesen wurden, gab es Lachsalven über Lachsalven. Denn auch ohne Namen zu nennen, wusste jeder, wer gemeint war. Unbeteiligte würden es aber nicht erahnen, dass heute diese Männer einmal die Rabauken der Klasse waren. Ein Lehrer sollte durch diese schülerüblichen Vergehen nicht voreilig urteilen, denn erst nach Schulabschluss entwickelt sich die Persönlichkeit.
Zugegeben, manche Einträge waren wohl kleinlich und unnötig. So sahen das auch die Schüler bei einem Schulkameraden, der wegen jeder Kleinigkeit einen Eintrag bekam. Sie nahmen ihm das Hausaufgabenheft weg und trugen nun ihre Einträge ein, wie: Peter bemalt im Klo die Fliesen, watet durch den Schlamm, spielt mit seinem Popel, spielt mit Papierschiffchen in der Pfütze, klettert am Blitzableiter der Turnhalle hoch, lässt sein Ventil immer offen oder schubst eine alte Oma in die Pfütze, um nur einige zu nennen. Dieses Heft machte natürlich die Runde, aber es zeigte auch, dass sich die Schüler auf diese Art von Kleinigkeiten belustigten und allzu schnelle und unnötige Eintragungen lächerlich machten.
Entschuldigungen
Besonders beliebt waren Einträge über die ewigen Zuspätkommer und bei diesen kamen Ausreden und Ausflüchte schnell über die Lippen.
Aber