eine ordentliche Portion von diesem Essen hinuntergeschlungen hatte. Schön war das nicht.
Und schließlich bekamen wir etwas zu essen, was injera genannt wird und aussieht wie menschliche Haut. Es könnte sogar wie menschliche Haut schmecken, soviel ich weiß. Muss mal Hannibal Lecter fragen.
Pfui.
Adrian
Hast du eine lustige Geschichte
über Gesundheit und Sicherheit?
Ja, ich habe eine unfassbar lustige Geschichte über Gesundheit und Sicherheit. Leider ist diese großartige Anekdote so Seitenstechen auslösend, schenkelklopfend komisch, dass mir die Europäische Leitstelle für Ernst, Niedergeschlagenheit und Depression (ELEND) strikt verboten hat, sie schriftlich, mündlich oder in irgendeiner anderen Form weiterzugeben. Die Strafe für Zuwiderhandlung ist der Tod, und das Risiko gehe ich nicht noch einmal ein. Ich hatte 1997 ein niederschmetterndes Erlebnis mit dieser Behörde, als es mir nicht gelang, einen Saal voller Leute bei einem Round-Table-Treffen in Ashby-de-la-Zouch zu unterhalten. Nie wieder.
Vielleicht hat Jeff eine weniger lustige Geschichte, die er euch erzählen darf. Ich glaube, die ELEND hat ihm eine Saisonlizenz ausgestellt.
Jeff
Jeff, hast du als erfahrener Vielreisender einen Ratschlag für Langstreckenflüge?
Zuerst einmal sei dankbar, dass du die Möglichkeit hast, Reisen zu erleben. Im Ernst. In Indien gibt es einen Flugzeugingenieur im Ruhestand, der hinten in seinem Garten ein ausrangiertes Flugzeug stehen hat. Jeden Tag dürfen die Leute aus dem Dorf zu ihm kommen und einen virtuellen Flug genießen. Sie steigen ein, schnallen sich an, bekommen eine Sicherheitsunterweisung und gehen schließlich, nachdem ihnen ein Snack serviert wurde, wieder von Bord – ohne überhaupt geflogen zu sein. Aufgrund ihrer Armut wird vermutlich keiner dieser Leute jemals irgendwo hinfliegen. Wenn ich in Versuchung bin, mich aufzuregen über Verspätungen, Pannen, schlecht gelaunte Flugbegleiterinnen, die scheinbar nur darauf warten, ihre Passagiere mit einem elektrischen Viehstock zu zappen, oder über die nicht identifizierbare und nur halbwegs essbare Bordverpflegung oder darüber, dass der Kerl vor mir mir die Blutzirkulation abschnürt, indem er seinen Sitz nach hinten schiebt, dann rufe ich mir dieses Dorf in Indien in Erinnerung.
Zweitens: Wenn etwas schiefgeht, sei nett. Das ist nicht nur ein von Grund auf christlicher Gedanke, sondern es ist auch aus altruistischem Blickwinkel ratsam. Ich habe schon erlebt, wie Leute fluchend und brüllend am Check-in andere Sitzplätze verlangt, sich über Verspätungen oder Flugausfälle echauffierten und dann auch noch von den armen Leuten, die sie so traktierten, erwarteten, dass sie sich Mühe gaben, ihnen zu helfen, was sie jedoch nicht taten.
Einmal hatte ich auf einem Flug mit British Airways ein erstaunliches Erlebnis. Ich hatte ein ganz billiges Economy-Class-Ticket von Denver nach London, und beim Check-in wurde mir eröffnet, dass ich ein Upgrade für die Business Class bekäme und deshalb in der VIP-Lounge auf den Aufruf des Fluges warten dürfe. Ich war total begeistert und hüpfte regelrecht in die Lounge. Die Empfangsdame bemerkte meine ausgelassene Stimmung und fragte mich, warum ich so fröhlich sei.
„Ich freue mich, weil ich heute ein Upgrade bekommen habe. Das ist großartig!“
„Wie schön“, lächelte sie und sagte dann etwas, das mich überraschte. „Oft benehmen sich Leute, die ein Upgrade bekommen haben, plötzlich aggressiv und fordernd, sobald sie in die Lounge kommen. Obwohl sie für ihr Upgrade nichts bezahlt haben, stellen sie Ansprüche und kommen sich ungeheuer wichtig und bedeutend vor. Es ist schön zu sehen, wenn mal jemand dankbar ist.“
Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich. Zwanzig Minuten später kam die Empfangsdame auf mich zu. „Geben Sie mir bitte Ihre Bordkarte, Mr. Lucas. Ich muss Ihnen einen anderen Platz geben.“
Meine Gesichtszüge entgleisten, und mir sank das Herz. „Och nö! Werde ich jetzt wieder heruntergestuft?“, erkundigte ich mich.
„Nein. Sie bekommen noch ein Upgrade. Erste Klasse. Ich habe gerade einen Anruf aus der Maschine erhalten, dass sie jemanden weiter nach vorne setzen müssen. Da Sie so dankbar waren und so nett zu mir, dachte ich an Sie. Viel Spaß!“
Den hatte ich. Das Erlebnis war so toll, dass ich fast Tränen in den Augen hatte, als die Maschine landete.
Jeff
Jeff, hast du eine peinliche Beerdigungsanekdote?
Eigentlich nicht. Allerdings kenne ich jemanden, dem eine Beerdigung, die ich gehalten habe, furchtbar peinlich gewesen sein muss. Und zwar deswegen, weil er sie eigentlich selbst hätte halten sollen, das aber total vergessen hatte. Ich sage jetzt nicht, von welcher Denomination er kam (das wäre unfair gegenüber all den Heilsarmee-Offizieren in aller Welt). Sagen wir einfach, dass ich einen Anruf vom örtlichen Krematorium bekam und der Direktor am anderen Ende der Leitung hörbar in Panik war.
„Was machen Sie gerade, Jeff?“
Just in diesem Moment hatte ich im Garten gearbeitet, was schon komisch ist, weil das vermutlich die einzige Stunde in meinem Leben war, die ich je mit Gartenarbeit verbracht habe. (Rasenmähen ausgenommen. Das zählt nicht.) Wenn ich irgendwelche lebendigen Dinge anfasse, verwelken sie und gehen ein.
„Können Sie sich wohl schnell Ihren Anzug überziehen und herkommen? Ich habe hier eine Trauergemeinde, einen ungeduldigen Bestattungsunternehmer und einen Sarg mit einem Leichnam, aber keinen, der die Trauerfeier hält. Der eigentlich gebuchte Pastor hat es wohl vergessen, und ich kriege ihn nicht zu fassen. Sie müssen schnell kommen.“
Das tat ich dann auch. Es war schon unangenehm, gelinde gesagt, denn ich musste leise an die nächsten Angehörigen in der ersten Reihe der dicht besetzten Kapelle herantreten und sie nach dem Namen des Verstorbenen und ein paar Details zu seinem Leben fragen, bevor ich die obligatorische Trauerrede hielt. Sie waren sichtlich außer sich und wütend, aber dankbar für meine Hilfe.
Ich war froh, das für sie tun zu können.
Und mindestens ebenso froh war ich, dass ich nicht der Bursche war, der diesen überaus wichtigen Termin verschwitzt hatte. Ich kann nur hoffen, dass er am nächsten Tag noch die Sonne aufgehen sah.
Adrian
Adrian, würdest du für siebzig Pfund einen Abend in unserer Gemeinde veranstalten?
Möglich. Vielleicht sogar für umsonst. Könnte aber auch sein, dass ich mir wesentlich mehr erbitte. In den dreißig Jahren, seit ich (zu meiner Verblüffung) zum ersten Mal echtes Geld dafür bezahlt bekam, mich hinzustellen und den Leuten etwas zu erzählen, ist es mir noch nie leichtgefallen, über Honorare und dergleichen zu reden. Ich vermute, dass ich in der ersten Zeit das eine oder andere Mal übers Ohr gehauen wurde, vor allem, weil ich selbst kaum glauben konnte, dass ich den Leuten tatsächlich etwas zu bieten hätte.
Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich mir selbst ein paar Mal ins Knie geschossen habe.
Anfang der 1990er Jahre zum Beispiel bekam ich eines Morgens einen Anruf und wurde gefragt, ob ich bereit wäre und Zeit hätte, bei einer Veranstaltung zur Feier der Einweihung eines neuen Kirchenanbaus zu sprechen. Ein rascher Blick auf unseren Wandkalender zeigte mir, dass das Datum gut passte. Nur noch eine Frage war zu klären. Der Dialog entspann sich etwa folgendermaßen:
ER: Nur noch eine Frage, Adrian. Können Sie uns ungefähr sagen, wie viel Sie uns für die Veranstaltung berechnen werden?
ICH: (mich windend vor Verlegenheit und überlegend, ob ich nicht eher denen etwas dafür bezahlen sollte, dass sie so freundlich waren, mich einzuladen) Äh, schauen wir mal – fünfundsiebzig Pfund wären mir recht, danke.
ER: (offensichtlich sehr überrascht) Fünfundsiebzig Pfund! ICH: (unglücklich, weil ich offensichtlich viel zu viel verlangte) Ach, wissen Sie,