Sie glauben das jetzt nicht? Dann will ich mal ein paar Kontrollen aufzählen: Fahrkarten-Kontrolle (Billettkontrolle) in Bus und Bahn, Zutrittskontrolle an Ihrem Arbeitsplatz, Ölfeuerungskontrolle und Öltankkontrolle (Heizung), Elektrokontrolle (Haus), Kaminkontrolle (Feuerstelle), Abgaskontrolle (jetzt endlich abgeschafft für Autos mit OBD), Motorfahrzeugkontrolle (so was wie TÜV). Da kommen noch die medizinischen Kontrollen dazu und dann noch die Kontrolle am Zoll und am Flughafen und und und …
Geschwindigkeitskontrollen muss ich nicht extra erwähnen, die kennt auch jeder.
Tipp
Für unangemeldete Kontrollen sollten Sie immer ein paar Kekse zuhause bereit halten – Bargeld gilt als Bestechung.
Noch mal: Ihr SWR ist sicher. Wenn Sie irrtümlicherweise meinen, dass die Profis das besser können als Sie, dann bedenken Sie bitte, dass die Titanic von Profis gebaut wurde und die Arche von Laien.
Unmöglicher Fall
Und noch einmal: Ihr Siedewassereaktor ist sicher, das ist klar. Trotzdem: Sie sollten als Vorsorge für den absolut unmöglichen Fall, dass er doch durchgeht, eine vertrauliche Liste von Leuten anlegen, die dann als Liquidatoren eingesetzt werden können.
Empfehlung
Lassen Sie schon zu Baubeginn eine gewisse Anzahl von Medaillen herstellen. Die russische Vorlage mit Blutstropfen und den verschiedenen Strahlungsarten erscheint uns aber als zu krass. Wählen Sie ein schönes Motiv mit Sonnenaufgang oder Schmetterling oder Bioknospe.
Was diese Liste potenzieller Liquidatoren angeht: Jeder kennt unangenehme Nachbarn, die in so einem unwahrscheinlichen Fall infrage kämen. Die kann man dann um die kleine Gefälligkeit bitten.
Tipp
Lassen Sie sich beraten von einem erfahrenen Hersteller von Sportpreisen. Er kann Ihnen eine Auswahl an Medaillen und Pokalen zeigen und gewährt Ihnen Mengenrabatte. Er hat auch entsprechende Urkunden vorrätig.
Vorsorge
Besorgte, aber sonst sympathische Nachbarn können Sie beruhigen indem Sie Bonbons verteilen. Diese Bonbons sollen dann bei einem Reaktorunfall als Erste Hilfe – Massnahme gelutscht werden. Bewährt haben sich unter anderem Bonbons, auf denen man das Matterhorn sieht.
Empfehlung
Auch dabei gilt: Sparen Sie nicht an der falschen Stelle. Kaufen Sie Produkte mit Swissnessfaktor 12,3 („Wer hat’s erfunden?“) und berechnen Sie die Anzahl grosszügig. Vermeiden Sie das Unwort „Jod-Tablette“, das klingt zu sehr nach Medizin und Vogelfutter.
Und das war’s dann auch schon. Jetzt haben wir gemeinsam den Schritt von der Steinzeit in die Einsteinzeit vollzogen.
Wir haben nun insgesamt ausreichende Kenntnisse über so einen Siedewassereaktor und können uns ganz auf die folgende Geschichte konzentrieren, bei der wir diese Vorkenntnisse gut gebrauchen können.
Unser Fall führt uns nämlich unter anderem auch nach Leibstadt ins AKW namens KKL.
Dort passiert etwas sehr, sehr Merkwürdiges. Und das war dann der Auslöser für diese Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber blöderweise nicht in allen Details.
Löscher – Löcher
Personen (Auswahl)
Jelato | Komissar in Basel, neu mit Wohnsitz im Oberbaselbiet analytisches Denken, ätzend, wird nie befördert |
Seine Frau | Hat wohl immer noch keinen Namen, gibt aber oft DEN entscheidenden Hinweis |
Gerome | Jelatos schwarzer Freund Kommissar in Wismar seelenverwandt mit Jelato wird auch nie befördert |
Karli | alias „Mr. Hmm“ Forensiker aus Basel jobt jetzt in Aarau rum |
Werner Schlaucher | Mordopfer Mitarbeiter der Brandschutzfirma Nonfire AG |
Richard Bungert | Täter? Mitarbeiter der Brandschutzfirma Nonfire AG |
Luigi Volare Astrid Sorglostrom | Fluglehrer Flugplatz Schupfart Besucherbetreuerin im KKL freundlich und kompetent |
Erik Hellstrom | Werkleiter zu kleiner Wichtigtuer und inkompetent |
u.a.m. |
Ort der Handlung
Die Schweiz, speziell die Kantone Baselland und Aargau
Tod im Wald
Mit breitem Grinsen sagte Jelato: „Na, komm, nimm ein Alkoholfreies! Tu mir den Gefallen.“
Aber Gerome hatte kein Mitleid: „Vergiss es, Bleichgesicht! Du fährst heute!“
„Mann, eye, der schwarze Mann lässt wieder mal keine Gelegenheit aus, sich verhasst zu machen.“
„Wenn ich schon mal hier bin, dann will ich auch eure Biere kennenlernen.“
„Hast ja recht. Hab ich ja bei euch im Norden auch so gemacht. Noch ’ne Wurst?“
„Lass mal lieber noch ein Steak rüber wachsen, die werden sonst schwarz.“
„Das sagt der Richtige.“
„Na dann.“
Die beiden Freunde hatten sich nach langer, langer Zeit endlich mal wieder getroffen. Jelato war immer noch Kommissar bei der Kripo in Basel – scheinbar wird man dort nie befördert –und sein schwarzer Freund hatte den gleichen Job in Wismar an der Ostsee. Jelato-Freunde wissen das, ist ja schliesslich nicht das erste Jelato-Buch. Und wer die drei Winnetou-Bücher gleich mit dem dritten Band anfängt, der ist selber schuld. Jelato und Gerome werden jetzt also nicht mehr vorgestellt, sondern frecherweise einfach als bekannt voraus gesetzt. Punkt.
Aus dem geplanten Kurzbesuch von Gerome bei Jelato wurde aber nix. Das liess Jelato nicht zu. Und seine Frau – aha, die macht also auch wieder mit und hat immer noch keinen Namen – schon grad gar nicht. Ihr Motto war: Keiner darf dünner zur Tür rausgehen als er rein gekommen ist – und so kochte sie auch.
Das Food-Center – der Kühlschrank – war stets gut gefüllt und in Jelatos Weinkeller wurde man immer fündig.
Also wurde aus dem ursprünglich geplanten Kurzbesuch eine anständige Woche mit geschätzten 30’000 Kalorien – pro Person notabene.
Heute aber hatten sich die beiden Kommissare in den Wald geflüchtet. An einer Waldhütte in der Nähe wollten sie Würstchen und Fleisch grillen – hierzulande sagt man grillieren – und sich ein paar Bierchen genehmigen. Als Ort hatten sie sich die Waldhütte Laufenburg ausgesucht, die heisst eigentlich Waldhütte Ebni und steht – wie es sich gehört für eine Waldhütte – mitten im Wald. Sie erreichten die Hütte nach einer kleinen Wanderung von Kaisten vom Parkplatz am Friedhof aus zu Fuss. Ist nicht sehr weit, geht aber ein Stückchen bergauf. Zwischendurch hat man einen wunderbaren Blick auf den Rhein und in den Schwarzwald.
Wie junge Buben sassen sie nun an der Feuerstelle, natürlich ab und zu beissenden Qualm in den Augen, und wärmten alte Zeiten und vor allem das Grillgut auf.
Sie genossen die Stille. Gelegentlich huschte ein Eichhörnchen über den Weg, blieb in der Mitte stehen, sicherte nach allen Seiten, beäugte verwundert unsere Grillmeister und flitzte dann weiter. Wahrscheinlich wunderte es sich in seinem Eichhörnchenkopf, dass die Beiden sich nicht um die leckeren Nüsse am Boden kümmerten, sondern so komisches verbranntes Zeug zu sich nahmen. Das ist doch heiss – aua. Um besser beobachten zu können, kletterte es einfach