Dieter Kremp

Hoof wie es früher einmal war


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meiner Schule aufzuführen. Spengler war der Vorsitzende des Presbyteriums. Die Hauptrolle in dem Theaterstück spielte Karin, ein Mädchen, dessen Familie neben uns im Zollhaus wohnte. Das Mädchen war katholisch, was dem Spengler gar nicht passte. Seine Mutter hatte im Dorf „keinen guten Ruf“, war sie doch geschieden und lebte mit einem jüngeren Partner zusammen. Als „de Herrgott“ hörte, dass Karin im Theaterstück in der Kirche mitspielen sollte, kam er wutentbrannt zu mir in die Schule und sagte: „Karin darf nicht mitspielen; sie ist katholisch und ihre Mutter ist geschieden.“ Und ich erwiderte: „Wenn Karin nicht mitspielen darf, wird meine Schule das Theaterstück nicht aufführen.“ Schließlich durfte Karin doch mitspielen und die Aufführung beim Festgottesdienst in der evangelischen Kirche war ein großer Erfolg.

      Etwas anderes, von kirchlicher Seite kommend, ärgerte uns alle in dieser Zeit in Leitersweiler. Den Schulkindern war es von dem legendären, strengen Pfarrer Seynsche verboten, sich an Fastnacht zu verkleiden und in „Paffe Saal“ auf den Kindermaskenball zu gehen. Wenn es die Kinder trotzdem taten, schrie er die Eltern an. Auch mit den Beatles hatte der „altertümliche“ Pfarrer seine Probleme. Im Konfirmandengottesdienst zeigte er mit seinem Finger auf meinen Sohn, der als Konfirmand ganz vorne saß: „So, jetzt kommt der Fratz mit den langen Haaren dran!“ Die Beatles trugen damals lange Haare.

      Mein erster Schulpraktikant an der evang. Volksschule in Leitersweiler war 1964 Armin Harth („de Asi“) aus Bubach. Als er sich bei mir vorstellte war ich bass erstaunt. Er hatte sich bei einem Fußballspiel die rechte Hand gebrochen und konnte nicht schreiben. So hielt er zwar den Unterricht in meiner Klasse, doch ich musste für ihn an die Tafel schreiben.

      Als ich 1964 als Rektor nach Leitersweiler kam und dort auch wohnte, rissen die engen Verbindungen mit meinen Hoofer Freunden nicht ab. Der Bürgermeister von Leitersweiler war Fritz Bittel, mit dem ich immer die besten Kontakte hatte. Schon im September 1964, kurz nach meinem Dienstantritt an der Leitersweiler Schule, trat ich in den Sportverein ein und wurde alsbald in den Vorstand gewählt, wo ich das Amt des Schriftführers übernahm. Der erste Vorsitzende war Ewald Theiß, ebenso ein guter Freund. In dieser Zeit war ich auch Schriftführer und Organisationsleiter des neu gegründeten Ostertaler Leichtathletik-Vereins. 1967 wurde ich als Biologielehrer ans Gymnasium Wendalinum versetzt, wo ich 18 Jahre lang Biologie unterrichtete. Mitte der 1960er Jahre begann auch meine Laufbahn, meine anderen Hobbys zu pflegen. Ich war 50 Jahre lang im ganzen Saarland und in der benachbarten Pfalz als Referent in Sachen Heilkräuter, Pilzkunde und biologischer Gartenbau tätig. Vorträge und Exkursionen standen das ganze Jahr über auf dem Programm. In der Zeit war ich auch in der saarländischen Lehrerfortbildung erfolgreich tätig.

      Ein anderes schreckliches Ereignis, das sich in Leitersweiler zutrug, habe ich bis heute noch nicht vergessen. In meiner Abschlussklasse unterrichtete ich einen 14 Jahre alten Schüler namens Harald Müller. Es war April 1965. Harald und ein Klassenkamerad von ihm waren zusammen auf dem ehemaligen Munitionsdepot der Amerikaner oberhalb der „Schermeshöhe“ auf der Gemarkung Haupersweiler. Sie entrümpelten dort den Boden und nahmen Granaten mit nach Leitersweiler. Im Keller von Harald Müller hantierten sie an der Munition, ohne dass die Eltern dies merkten. Ein Blindgänger explodierte und der Junge wurde tödlich verletzt. Und dies geschah wenige Tage vor seiner Konfirmation. Einige Wochen später wurde das Munitionsdepot endlich entsorgt.

      1975 wurde unser Haus in Hoof am Eltzenberg erbaut und im Dezember desselben Jahres zogen wir von Leitersweiler nach Hoof. Sofort übernahm ich im Obst- und Gartenbauverein das Amt des Schriftführers, das ich 35 Jahre lang ausübte. Etwa zur gleichen Zeit wurde ich Vorstandsmitglied im Bund Naturschutz Ostertal, einem der ersten Naturschutzvereine im Saarland. 1976 wurde ich in den Landesvorstand des Verbandes der Obst- und Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz gewählt, wo ich 25 Jahre lang als Schriftführer aktiv tätig war, ebenso als Mitgestalter der Verbandszeitschrift „Unser Garten“. Auch in den Vorstand des Kreisverbandes St. Wendel der Obst- und Gartenbauvereine trat ich damals ein – und das bis heute.

      Ein echter „Heemer“ (Hoofer) bin ich wohl schon und stolz bin ich, ja gleich drei Heimatdörfer in meinem Herzen verankert zu haben: Hoof, Steinbach und Leitersweiler.

      (Anmerkung: Sämtliche Schulreskriptenbücher, Schultagebücher und Gemeindeakten von 1860 bis 1945 befinden sich seit 1960 im Stadt Archiv im Dienstgebäude der Stadt St. Wendel, wo ich sie im Spätherbst 1960 abgab. Ich kann aber jederzeit dort, nach Anmeldung, Einsicht in die Akten nehmen, wozu ich eine Lupe brauche. Leider werden die dort verzeichneten Unterlagen nicht ausgeliehen. Man kann aber Schriften kopieren.)

       „Die Heemer sind in Hoob daheim“ – Hoof ist unsere Heimat

      Fürwahr, die „Heemer“ lieben ihre Heimat! Das Wort „Heemer“ kommt von „Heim“. Also sind die „Heemer in „Hoob“ „de häm“ (daheim). Sie sind hier „heimisch“ und fühlen sich in „Hoob“ pudelwohl. Das Wort „Heemer“ kommt vom althochdeutschen Wort „heim“, was so viel wie „Haus“ bedeutete. Im Gotischen heißt es „haims“ oder „hem“, was so viel wie „Dorf“ oder „Wohnort“ bedeutete. Im Angelsächsischen heißt es „ham“, im mittelhochdeutschen heißt es „heem“, was so viel wie „Dorf“ bedeutete. Das Wort „Heemer“ („Heim“) kommt aber auch vom altfranzösischen „hameau“, was eine „kleine Siedlung“, ein „Weiler“ bedeutete. Die Grundbedeutung des Wortes aber ist die „Herdstelle“, woraus auch die liebevolle Bezeichnung „ess Heimche am Herd“ zurückgeht, eben die Hausfrau, die „am Herd kocht“.

      Das Wort „Heimat“ kommt aus dem mittelhochdeutschen „heimuoti“, was eben „Heimat“ bedeutet. Also ist Hoof „die Heimat der Heemer“, hier sind die „Heemer“ daheim (dahemm).

      Was bedeutet nun das Wort „Hoof“? Das Wort kommt ursprünglich vom althochdeutschen und altfriesischen Wort „hof“, was ein „umfriedeter Raum oder Anhöhe“, ein Ort auf einem „hübel“ (Hügel) war. So war ja auch die keltische, römische, später fränkisch-alemannische Siedlung auf der „Schermeshöhe“ auf einer „Anhöhe“. Im Norwegischen heißt es „hov“ und im mittelhochdeutschen „hübel“, was „Hügel“ oder „Bergrücken“ bedeutet.

      Auch das Wort „hoch“ ist damit sprachverwandt. „Hoch“ heißt im althochdeutschen „hoh“, im gotischen „hauhs“ („Haus“) und im altniederländischen „hoog“ („hügel“). Und das führt uns zurück auf die „Adelheid vom Hofe“, die unserem Dorf den Namen „Hoof“ gab. Urkunden und Funde bestätigen, dass auf der „Schermeshöhe“ („Scherbenhöhe“) ein römischer Gutshof stand. Und da sind wir auch wieder bei dem Wort „hoch“ („Höhe“), wurden doch solche Siedlungen in römischer und alemannischer Zeit nur auf „Anhöhen“ erbaut: Ein „Hof“ auf der „Höhe“. Die Dörfer mit der Endung „hofen“ sind sehr wahrscheinlich alle alemannischen Ursprungs. So ist es auch zu erklären, dass es vor allem in Süddeutschland über 500 Dörfer und Städte mit der Endung „hofen“ gibt (in der Schweiz „hoven“).

      Dass die Adelheid vom Hofe eine Adelige war, besagt ihr Name. Denn Adelheid kommt aus dem althochdeutschen „adal“, was so viel wie „adlig“, „edel“ heißt. (Adele = Die Adlige; „heit“ = vornehmes Wesen, vornehme Art).

      Wir „Heemer“ oder „Hoofer“ sind stolz darauf, stammen wir doch alle von einer „Adligen“ ab.

      Wer ist nun aber ein „echter Heemer“? Nur der in Hoof geboren ist? Und wenn ein „eingezogener“ nach Hoof oder „Hoob“ kam und hier einheiratete, ist er dann auch nach 50 Jahren noch kein „Heemer“?

      „Balze Albert“ wusste es einst – und „de Bayer Karl“ konnte ein Lied davon singen.

       Woher kommt die Hoofer Mundart?

       Die Hoofer Mundart ist eine Mischung aus alemannischen und

       fränkischen Elementen

      Das