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Der Herkules: 300 Jahre in Kassel


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‚Conversations-Lexikon‘ (1839–1855). Die seinerzeit noch selbständige Wilhelmshöhe ist hier Teil des Artikels über „Kassel“. Im Meyer wird außerordentlich subjektiv geschwärmt vom „schönsten und großartigsten Garten auf deutscher Erde“. Wie bereits im Brockhaus ist auch hier vom „irdischen Paradies“ die Rede und völlig überwältigt heißt es: Die Worte unserer Sprache sind zu arm, um ein anschauliches Bild des Ganzen zu geben […]. Das Herkulesbauwerk selbst wird sachlicher bedacht: Dieses Gebäude, wegen seiner achteckigen Form auch das Oktogon genannt, besteht aus 3 über einander gestellten, von fast unzähligen Säulen getragenen Kreuzgewölben, welche oben in eine Plateform enden, über der sich eine 96 Fuß hohe Pyramide mit der kolossalen (mit dem Fußgestell 42 Fuß hohen) kupfernen Statue des auf seine Keule gelehnten Hercules erhebt.25

      Die chronologische Sicht auf die Erwähnung der Herkulesfigur in Allgemeinenzyklopädien zeigt, dass Schloss und Park Wilhelmshöhe bzw. ursprünglich der Weissenstein vom separaten Eintrag im Laufe der Zeit in das Lemma Kassel hinüberwachsen. Die Einzigartigkeit des Ortes wurde in der Vergangenheit vor allem in der Einfügung der großartigen Wasserkünste in die natürliche Topographie gesehen. Der Gegenstand unserer Recherche, die Herkulesfigur, findet ihren Platz allerdings erst 80 Jahre nach ihrer Errichtung in den einschlägigen Nachschlagewerken. Von da an gewinnt der Herkules an Wahrnehmung, Ansehen und Bedeutung. Die Eingemeindung von Wilhelmshöhe fällt zeitlich zusammen mit illustrierenden Abbildungen in den Nachschlagewerken, sodass ab den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts der Herkules mit den Kaskaden das Paradebild für Kassel abgibt. Vom Abbild zum Wahrzeichen ist es nur noch ein kleiner Schritt. Der Herkules rückt damit von der zunächst vergessenen zur sachlich vermessenen Randfigur und schließlich zum abgebildeten Wahrzeichen der Stadt Kassel auf und nicht nur deswegen gehört er auf jeden Fall zur Allgemeinbildung.

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