Dave Nocturn

Babylon


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      Armageddon, die Suche nach Eden

      Band 4

      Babylon

      © 2012 Begedia Verlag

      © 2012 Dave Nocturn

      ISBN: 978-3-943795-20-2 (epub)

      Idee und Exposé: D. J. Franzen

      Umschlagbild: Lothar Bauer

      Layout und Satz: Begedia Verlag

      Korrigierte Version

      Der Fliegerhorst in Nörvenich wird von Zombies überrannt. Die Gruppe der Pilger kann nur unter großen Verlusten aus dieser Hölle entfliehen. Sie gelangen mit letzter Kraft nach Bonn, das der Oberbefehlshaber der letzten intakten Einsatzstreitkräfte gegen die Horden der Untoten abgeriegelt hat. General Dupont versucht die Stadt zu einem Gottesstaat inmitten der Apokalypse zu machen, um vor Gott Vergebung für die Sünden der Menschheit zu erbitten. Doch auch Bonn ist nicht das Eden, dass die Pilger suchen.

      Es ist nur eine moderne Version von ...

      ... Babylon

      Kapitel I

      Mumm aus der Dose

      Sandra ging nicht aus dem Kopf, dass sie zwar in Sicherheit waren, Gabi aber weiter unter ihrem Asthma leiden sollte.

      »Verdammt, verdammt, verdammt, das ist nicht fair!«

      »Was ist nicht fair?«

      Sandra zuckte zusammen. Ein Soldat war neben sie getreten und sah sie fragend an.

      »Wir haben es bis hierher geschafft, und dann gibt es keine richtigen Medikamente.«

      »Wieso? Unsere Lazarettapotheke ist doch randvoll gefüllt.«

      »Ja, mit solchen Dingen wie Schmerzmitteln, Antibiotika und Wunddesinfektionsspray.«

      Der Soldat schaute sie verständnislos an. »Das ist ein Militärstützpunkt. Was haben Sie denn erwartet, dass wir hier haben? Antibabypillen? Was suchen Sie denn?«

      Sandra sah ihn giftig an. Der Spruch über die Antibabypillen schrie danach, mit einem Tritt beantwortet zu werden. Sie seufzte und ließ die Schultern hängen.

      »Schon gut. Sie haben ja recht. Ich hatte halt die Hoffnung, Hilfe für ein kleines Mädchen zu finden, dass unter Asthma leidet. Aber außer dummen Sprüchen gib es hier wohl nichts.«

      »Asthma? Wie schlimm?«

      »Ziemlich. Ihr Zustand hat sich ständig verschlechtert. Sie atmet nur noch flach und rasselt dabei deutlich hörbar.«

      »Nimmt sie Salbutamol?«

      »Salbutamol?«

      Der Soldat grinste. »Okay, wahrscheinlich nicht. Das ist ein Spray, dass die Bronchien frei macht. Normalerweise nehmen das Asthmatiker.«

      »Nein, noch nie gehört. Aber wenn es das hier gäbe, dann wüsste der Arzt doch davon.«

      »Tsch, leise.« Der Soldat sah sich verstohlen um. »Der weiß davon nichts. Aber ich habe ein paar Packungen von dem Zeug. Wir setzen es hier als … Doping ein.«

      »Doping? Wer wir?«

      »Na, die Rekruten. Die Ausbildung ist verdammt hart. Jeden Tag Leistungsnachweise, Märsche und immer auf die Kampfbahn. Echt zum Kotzen. Und wenn man seine Leistungspunkte nicht bringt, gibt es Ärger mit dem Zugführer.«

      »Ja und? Was hat das mit diesem Salbudingsda zu tun?«

      »Salbutamol. Es ist auch ein Anabolikum. Es macht, dass man besser atmen kann und dass die Muskeln wachsen. Geiles Zeug halt. Und es hilft auch bei Asthma. Steht zumindest auf der Packung.«

      »Haben Sie es hier?«

      »Nein, auf meiner Stube.«

      »Dann holen Sie es. Schnell!«

      »Moment! Erst müssen wir über die Bezahlung reden.«

      Sandra sah ihn verständnislos an. »Bezahlung? Die Welt ist am Ende und Sie wollen Geld?!?«

      Der Soldat fletschte die Zähne. Ein schlecht imitiertes Grinsen.

      »Sie … oh nein! Vergessen Sie es!« Sandra hob abwehrend die Hände.

      »Hab’ dich nicht so, Schätzchen. Nur ein kleines bisschen Spaß. Du und ich. Dann kannst du deiner Kleinen das Zeug geben. Ich heiße übrigens Peter. Bin ich denn so hässlich?«

      »Nein, nicht hässlich. Nur dämlich.«

      Wut flackerte im Gesicht des Soldaten auf. »Was?!? Du Schlampe!«

      Er trat einen Schritt vor und griff nach Sandra. Die junge Frau sprang ihm jedoch entgegen und warf den überraschten Mann um. Beide fielen zu Boden. Sandra drückte ihr Knie wuchtig auf die Genitalien des unten liegenden Soldaten. Blitzschnell zog sie ihre Waffe und hielt sie dem verblüfften Mann ans Ohr.

      »Jetzt pass mal auf, du Sau! Wenn du nicht willst, dass ich dein bisschen Gehirn hier über den Betonboden verteile, dann gehst du jetzt mit mir in deine Stube und gibst mir das verdammte Spray!«

      Ein Niederdrücken ihres Knies verlieh ihren Worten noch mehr Bedeutung. Die Augen des Mannes weiteten sich, Tränenflüssigkeit bildete sich an ihrem unteren Rand.

      »Und wage es nicht, irgendetwas Dummes zu tun! Deine Vorgesetzten würden sich bestimmt freuen, von deinen kleinen Eskapaden zu hören.«

      Sandra stieß den Lauf der Waffe in das Ohr ihres Gegners. Der stöhnte vor Schmerz auf. Sandra erhob sich geschmeidig und trat drei Schritte zurück. Sie winkte dem Soldaten mit der Waffe, er solle aufstehen. Dieser erhob sich mühselig. Sandra spannte den Hahn.

      »Gib mir einen Grund, Arschloch, und ich drücke ab.«

      »Damit würdest du nicht durchkommen.«

      »Ach nein? Du wärst dann tot, und ich würde mich da schon herauswinden. Willst du es darauf ankommen lassen?«

      »Okay, okay, du hast gewonnen. Hier entlang.«

      Der Soldat ging mit gebeugten Schultern vor Sandra her. Er führte sie durch ein paar Gänge, bis sie vor einer Tür standen, die genauso aussah, wie alle anderen Türen in diesem Korridor.

      »Hier ist es.«

      »Okay. Geh rein und hol das Zeug! Geh aber so, dass ich deine Hände jederzeit sehen kann. Ich will sehen, was du tust, verstanden?«

      »Ist schon gut. Ich mache keine krummen Sachen.«

      Er ging in die Stube und trat zu einem der dort stehenden Spinde. »Die Tür geht zu deiner Seite auf. Wenn du sehen willst, was ich hier mache, dann musst du hereinkommen.«

      Sandra zerbiss eine Fluch zwischen den Zähnen. Langsam schob sie sich in das Zimmer, die Waffe immer im Anschlag. Schließlich stand sie so, dass sie das Innere des Schrankes und die Hände des Mannes sehen konnte. Sie zitterten. Erst jetzt fiel ihr auf, wie jung der andere in Wirklichkeit war.

      »Du bist noch nicht lange Soldat, oder?«

      »Nein. Ich war noch in der Grundausbildung, als alles zum Teufel ging.«

      »Wie alt bist du?«

      »Neunzehn.«

      »Neunzehn? Und was hat dich dann geritten, so mit mir umzugehen?«

      Ihr Gegenüber drehte sich um und hob entschuldigend die Hände. »Naja, du bist attraktiv. Und ich … und ich … ich habe noch nie und … wollte nicht …«

      »… als Jungfrau sterben?«

      Nicken.

      »Oh, Junge, du hast zu viele Filme gesehen. So geht das nicht!«

      Der andere lächelte zaghaft. Sandra sah zum ersten Mal den Jungen durch die harte Männerschale blitzen, die nur Fassade war.

      »Kannst du es mir verdenken?«

      Sandra