Rolf Schmidt

Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung


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Videospuren ohne Halt passieren kann.

      Die Fahrstrecke vom Wohnort bis zum Fährhafen in Dänemark ist doch ganz schön lang. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, mir unterwegs eine Zwischenübernachtung zu suchen. Auch dabei war mir das Internet eine große Hilfe. In der dänischen Stadt Kolding habe ich eine entsprechende Möglichkeit gefunden. Es ist eine kleine Pension in der Nähe des Hafens der Stadt. Im Übernachtungspreis ist auch das Frühstück am nächsten Tag enthalten. So hoffe ich, jeden Zeitdruck zu vermeiden und meine Reise nach und durch Norwegen ganz entspannt schon in Dänemark beginnen zu können. Man weiß ja nie, was alles auf einer so langen Anfahrt von fast eintausend Kilometern passiert. Wenn ich dann verspätet in Hirtshals ankomme, ist eventuell die Fähre fort und der Urlaub schon vor dem eigentlichen Beginn vorbei.

      Bisher habe ich immer meine Reisen in die nördlichen Länder über verschiedene Reisebüros oder -agenturen gebucht. Die empfohlenen Touren habe ich aber stets mit eigenen Ideen ergänzt oder bin einfach vor Ort eigene Wege gefahren.

      Gesichert waren bei diesen Reisen aber immer Unterkunft und Verpflegung. Ich habe dies einmal aus Bequemlichkeit meinerseits, zum anderen wegen der hohen Einzelpreise gemacht. Jetzt habe ich mir aber vorgenommen, eine meiner nächsten Reisen organisiere ich doch einmal selbst. Beginnend von der Anreise mit der Fähre über die Übernachtungen bis hin zur Verpflegung werde ich alles selbst in die Hand nehmen. Diese Reisevariante reizt mich schon lange. Es muss ja nicht immer ein großes und mit vielen Sternen versehenes Hotel sein, eine Ferienhütte tut es ja auch. Ich habe da schon eine schöne Strecke im Auge - aber verraten wird erst einmal nichts!

       Norwegen

      Was ist eigentlich dieses Norwegen für ein Land, das solch eine Anziehungskraft auf große Touristenströme ausübt?

      Das Königreich Norwegen (Kongeriket Norge/Noreg) ist ein Land im äußersten Norden von Europa auf der skandinavischen Halbinsel, auf der auch noch Schweden liegt. Oftmals wird auch gern Finnland zu Skandinavien gezählt, obwohl es nach eindeutiger wissenschaftlicher Meinung eigentlich nicht so richtig dazugehört.

      Mit einer Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung von mehr als 1.750 Kilometern ist Norwegen das längste Land Europas. Im Gegensatz zu dieser gewaltigen Länge steht die geringe Breite in Ost-West-Richtung mit nur 430 Kilometern. In Höhe der Stadt Narvik in Nordland, jenseits des Polarkreises, ist das Land lediglich etwa 7 Kilometer breit.

      Norwegen ist über 385.000 Quadratkilometer groß und hat nach den allerneuesten Zählungen etwas mehr als 5,05 Millionen Einwohner. Es verzeichnet gegenwärtig als eines der wenigen Länder in Europa einen Bevölkerungszuwachs von mehr als 65.000 Menschen pro Jahr. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Norweger beträgt 80,5 Jahre. Während die Frauen etwa 83 Jahre lang leben, schaffen es die Männer lediglich auf nur 78 Jahre. Ich möchte nur mal wissen, warum das in fast allen Ländern so ist, dass die Frauen immer länger leben.

      Norwegen ist ein Staat mit konstitutioneller Erbmonarchie. Seit 1991 ist König Harald V. das Staatsoberhaupt des Landes. Von ihm werden der Ministerpräsident und die Minister der Regierung ernannt. Das norwegische Parlament (Storting) umfasst 169 Abgeordnete, die vom Volk für die Dauer von 4 Jahren gewählt werden. Die Regierung wird gegenwärtig von Erna Solberg als Ministerpräsidentin geführt. Bereits seit dem Jahr 1913 besteht in Norwegen als einem der ersten Länder in Europa das Frauenwahlrecht.

      Auch die zirka 60.000 bis 100.000 im Land lebenden Sami haben ein eigenes Parlament. Die genaue Zahl dieser Menschen lässt sich nur sehr schwer ermitteln, da große Teile der samischen Bevölkerung noch immer in ihren angestammten Siedlungsgebieten zwischen den Ländern Norwegen, Schweden, Finnland und Russland unterwegs sind. Im Oktober des Jahres 1989 wurde in Karasjok in Lappland das samische Parlament, das Sameting, durch Norwegens König Olav V. eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt finden dort regelmäßige Sitzungen der gewählten Vertreter der Bevölkerungsminderheit zu Fragen der samischen Einwohner statt.

      Norwegen hat auch sehr viele berühmte und bekannte Persönlichkeiten in den verschiedensten Lebensbereichen hervorgebracht. So unter anderem:

      den Dramatiker Hendrik Ibsen (1823–1906),

      den Komponisten Edvard Grieg (1843–1907),

      den Polarforscher Fridtjof Nansen (1861–1930),

      den Maler Edvard Munch (1863–1944),

      die Literatur-Nobelpreisträgerin Sigrid Undset (1882–1949),

      den Naturforscher Thor Heyerdal (1914–2002).

      In Norwegen ist eine sprachliche Besonderheit vorhanden. Es gibt zwei unterschiedliche, aber gleichberechtigte Sprachtypen. Zum einem ist es das Bokmal (die Buchsprache), das einen offiziellen Status hat. Es basiert hauptsächlich auf dem Dänischen. Bokmal wird von 85 bis 90 Prozent der norwegischen Bevölkerung geschrieben und gesprochen. Norwegen heißt in dieser Sprachart beispielsweise Norge.

      Zum anderen ist da das Nynorsk (das Neunorwegische), das ebenfalls einen offiziellen Status besitzt. Dieser Sprachtyp ist im Gegensatz zum Bokmal eine Synthese aus den verschiedenen norwegischen Dialekten. 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung bedienen sich Nynorsk. Hier heißt Norwegen dann Noreg.

      Beide Sprachtypen sind im Land gleichberechtigt. Formulare und Vordrucke werden immer in den beiden Spracharten bereitgestellt. Auch Fernsehen und Radio bieten Sendungen in den jeweiligen Sprachen an.

      Norwegens südlichster Punkt ist das Kap Lindesnes (57° 58´ 43´´ Nord), das auch zu meinem diesjährigen Besuchsprogramm gehören wird. Das Nordkap ist aber leider nicht, wie von vielen Besuchern angenommen wird, der nördlichste Punkt des Landes. Die 4,18 Kilometer westlich vom Nordkap gelegene Landspitze Knivskjellodden (71° 11´ 9´´ Nord) ragt noch ein ganzes Stück weiter in das Nordpolarmeer hinein.

      Von den über 150.000 großen und kleinen Inseln, die sich vor der etwa 25.000 Kilometer langen Atlantikküstenlinie Norwegens befinden, sind aber nur 2.000 bewohnt.

      Das Land ist geprägt von großen Gebirgsketten und riesigen Hochebenen, den Fjells. Mehr als 20 Gipfel dieser Gebirge sind über 2.300 Meter hoch. Der höchste Berg Norwegens ist der im Jotunheimen-Gebirge befindliche Galdhöpiggen mit 2.469 Metern.

      Der Jostedalsbreen ist mit einer Fläche von über 450 Quadratkilometern der größte Festlandsgletscher des Landes und auch Europas. Sein Eis ist durchschnittlich 500 Meter stark.

      Der Mjösa-See im Gudbrandsdalen, der sich von Eidsvoll im Süden bis Lillehammer im Norden hinzieht, ist mit 365 qkm der größte See Norwegens.

      Der längste Fluss des Landes ist die Glomma mit einer Länge von 601 Kilometern.

      Ungefähr 10.000 vor unserer Zeitrechnung besiedelten die ersten Menschen die Küstengebiete Norwegens. Bis zum 8. Jahrhundert entstanden dann überall viele ganz kleine Königreiche. Erst 872 vereinte Harald Harfagre (Harald Schönhaar) durch blutige Kriege die einzelnen Reiche. König Olav Haraldsson setzte mit großer Grausamkeit die Bestrebungen zur Reichseinheit und auch das Christentum in Norwegen weiter durch. Trotz seiner sehr umstrittenen Vorgehensweise wurde er nach seinem Tode 1030 für seine Verdienste um Norwegens Einigung als „Olav der Heilige“ verehrt und in Trondheim beigesetzt.

      In den folgenden Jahrhunderten musste Norwegen verschiedene Pakte mit Schweden und Dänemark eingehen, die sich nicht immer positiv auf die weitere selbständige Landesentwicklung auswirkten. In Eidsvoll verk kamen 1814 insgesamt 112 Abgesandte aus dem ganzen Land zu einer Nationalversammlung zusammen. Unter den Teilnehmern waren neben anderen auch sieben Bauern, dreizehn Kaufleute und fünf Gutsbesitzer. Sie beschlossen am 14. Mai 1814 die erste Verfassung des Landes. Obwohl es bis zur endgültigen Loslösung Norwegens von Schweden und Dänemark noch ein langer Weg war, wird dieser Tag heute als Nationalfeiertag alljährlich mit einem großen Kinderumzug in Oslo durch die Stadt bis hin zum königlichen Schloss begangen.

      Norwegen war eines der Gründungsmitglieder der NATO. Dennoch haben die Bewohner sich bereits im Jahr 1972 und dann nochmals 1994 in Volksabstimmungen eindeutig gegen den Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union entschieden.