Karin Hermanns

Kaffeeklatsch und Sonntagsbraten


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Herbst (Gedicht)

       Ich geh mit meiner Laterne (Lied)

       Winter

       Rodeln mit Hindernissen (Geschichte)

       Schneeflöckchen, Weißröckchen (Lied)

       Vom Büblein auf dem Eis (Gedicht)

       A, a, a, der Winter, der ist da! (Lied)

       Adventskranz in Not (Geschichte)

       Weihnachten (Gedicht)

       Macht hoch die Tür (Lied)

       Kling, Glöckchen, klingelingeling (Lied)

       Die Nikolausschuhe (Geschichte)

       Der Bratapfel (Gedicht)

       Lasst uns froh und munter sein (Lied)

       Knecht Ruprecht (Gedicht)

       Leise rieselt der Schnee (Lied)

       Die Bescherung (Geschichte)

       O Tannenbaum (Lied)

       Stille Nacht, heilige Nacht (Lied)

      Geschichten vorgelesen zu bekommen, macht Freude, vor allem dann, wenn man selbst nicht mehr lesen kann, was bei vielen Demenzerkrankten der Fall ist. Da Menschen mit Demenz sich am besten an Ereignisse in der Kindheit erinnern, erzählt das vorliegende Buch Geschichten, die zeitlich in den jungen Jahren der heutigen Demenzerkrankten spielen.

      In unserem Kulturkreis sind Kindheitserinnerungen auch häufig mit Jahreszeiten verknüpft, von daher sind die Geschichten, aber auch die Lieder und Gedichte in diesem Buch diesen zugeordnet. Jahreszeitliche Feste, Bräuche, Naturerscheinungen, Traditionen und Lebensgewohnheiten haben das Leben der heutigen Senioren und Demenzerkrankten stark geprägt, strukturiert und sind tief verinnerlicht und so oft der Erinnerung zugänglich. So werden Weihnachten und Nikolaus im Winter gefeiert, Eis, reife Kirschen und Schwimmengehen gehören zum Sommer, Jungtiere, Frühjahrsputz und Ostern bedeuten Frühling, Wind, Regen, Erntedank und Drachensteigenlassen werden mit dem Herbst assoziiert.

      Über die Geschichten und die bekannten und vielleicht sogar einmal auswendig gelernten Lieder und Gedichte, die in diesem Buch präsentiert werden, kann ein Zugang zu der Innenwelt von demenzerkrankten Menschen ermöglicht und durch die Berührung von Vertrautem das sich verlierende Ich gestärkt werden. Die Lieder sind mit Gitarrengriffen versehen, so kann man das gemeinsame Singen leicht begleiten.

      Im Anschluss an die Geschichten findet der Vorleser viele Anregungen, wie das Vorgelesene über sinnliche Wege vertieft, erweitert und anschaulich präsentiert werden kann. Um den eingeschränkten kognitiven Aufnahme- und Verarbeitungsmöglichkeiten Demenzerkrankter entgegenzukommen, können folgende grundsätzliche Tipps für das Vorlesen eine Hilfe sein:

       Ob Sie einer Gruppe oder einem einzelnen Menschen vorlesen, setzen Sie sich immer so, dass Sie Blickkontakt haben und alle Sie gut hören können.

       Lesen Sie langsam, laut, deutlich, mit guter Betonung und machen Sie auf unterschiedliche Personen durch verschiedene Stimmlagen aufmerksam.

       Machen Sie aus dem Vorlesen ein sinnliches Erlebnis, indem Sie Gegenstände mitbringen und während des Vorlesens präsentieren, die das Gehörte unterstützen und die gesehen, gehört, angefasst, gerochen und eventuell auch geschmeckt werden können. Zu jeder Geschichte im Buch finden Sie jeweils entsprechende Anregungen.

       Wecken die Geschichten eigene Erinnerungen, haben diese Vorrang. Gehen Sie darauf ein und fahren Sie später mit der Geschichte fort. Beteiligung und Aktivierung des Zuhörers bzw. der Zuhörer sind wichtiger als jede Buchgeschichte. Wenn Sie unterbrochen haben, nehmen Sie den Faden wieder auf, indem Sie das bereits Gehörte kurz zusammenfassen.

       Wenn es sich anbietet, geben Sie dem bzw. den Zuhörer(n) ein kleines Erinnerungsgeschenk mit.

      Vor langer Zeit gab der Schöpfer allen Dingen ihre Farbe. Der Erde schenkte er ein warmes Braun und den Himmel darüber färbte er in einem beruhigenden Blau, von dem sich die weißen Wolken hell absetzten. Das Gras ließ er saftig grün werden, sodass es die Weidetiere wegen seiner Farbe mit großem Appetit fraßen. Das kleine Schlüsselblümchen bekam ein freundliches Gelb, sonst hätte es jeder wegen seines niedrigen Wuchses übersehen. Bei der Rose gab sich der Schöpfer besondere Mühe und ließ sie in leuchtendem Rot erstrahlen, denn sie war die Blume der Liebenden. Man konnte sie von Weitem sehen und sie stach aus allem heraus. Die Glockenblume erhielt die weiße Farbe der Braut, was sie sehr erfreute.

      Nur für den Schnee war keine Farbe übrig geblieben. Niemand nahm ihn deshalb wahr, denn man konnte ihn wegen seiner Farblosigkeit ja nicht sehen. Das machte dem Schnee das Herz schwer und er fing an zu weinen. Aber auch seine Tränen konnte niemand bemerken. Da überlegte sich der Schnee, alle, die eine Farbe bekommen hatten, zu fragen, ob sie ihm etwas von ihrer Farbe abgeben würden. Zuerst fragte er die Erde. Sie war schließlich eine Mutter und hatte wohl das größte Herz. Aber die Erde schlief tief und fest und konnte die Bitte des Schnees nicht hören. So bat der Schnee den Himmel um Hilfe, aber der wollte auf keinen Fall etwas von seiner Farbe abgeben, da die Wolken sein schönes Blau ohnehin oft genug verdeckten. Das grüne Gras wollte dem Schnee auch nicht helfen. Es war sowieso zornig auf die Weidetiere, die es abfraßen und seine Pracht zerstörten. Entmutigt und traurig schlich der Schnee zur Rose, die die Farbe der Liebe hatte. Aber die Rose war ein eingebildetes, stolzes Geschöpf und erklärte dem Schnee von oben herab, dass sie zu Höherem berufen sei, als ausgerechnet mit so etwas Nutzlosem wie dem kalten Schnee die Farbe zu teilen. Ohne sich auch nur im Geringsten rühren zu lassen, gab sie dem Schnee noch obendrein mit ihrer Dorne einen Stich, um ihn zu verjagen.

      Verletzt und traurig zog der Schnee weiter. Das Schlüsselblümchen sah ihn schon von Weitem kommen und regte sich fürchterlich auf. Es wollte um keinen Preis etwas von seiner gelben Farbe abtreten, denn es hatte Angst, selbst dabei blass und unansehnlich zu werden. Blieb nur noch das kleine, weiße Glockenblümchen, das zur Freude aller in einem Gartenbeet blühte. Als der Schnee völlig am Boden zerstört diesem seine Bitte vorbrachte,