umstehenden Gäste applaudierten und jubelten laut. Wenn es um eine Wette ging, fieberten die Zuschauer immer besonders stark mit.
„Das war doch reines Glück“, sagte Beau abfällig.
Zac richtete sich zu seiner vollen Größe von 1,95 Metern auf und widersprach: „Das hatte mit Glück absolut nichts zu tun, großer Bruder.“
„Wie auch immer“, entgegnete der und verschaffte sich mit seinen beinah schwarzen Augen und gerunzelter Stirn einen Überblick über die neuen Positionen der Kugeln auf dem Tisch.
Zac machte es ihm wirklich schwer. Der Rest seines Feierabends stand auf dem Spiel, und Zac verlangte ihm wirklich alles ab. Marci, eine der Kellnerinnen, hatte sich krankgemeldet, und es wurde langsam voll im Lokal, sodass Zac unbedingt Hilfe brauchte.
„Ich kann es gar nicht erwarten, dich in einer Schürze zu sehen“, sagte er zu Beau.
„Das wird nicht passieren“, entgegnete der. Sein schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht, als er stieß, doch die Kugel verfehlte das Loch.
Beaus Verlobte Eden tröstete ihn mit einem Tätscheln und sagte dann tonlos in Zacs Richtung: „Ich kann es auch kaum erwarten.“
„Zac, Telefon für dich!“, rief da seine Serviceleitung.
Er legte sein Queue hin, zeigte auf Beau und sagte: „Aber nicht schummeln.“
Beau machte ein unschuldiges Wer-ich?-Gesicht, während Zac schon auf dem Weg zum Tresen war. Das Restaurant war wegen des Spiels der Red Sox, das im Fernsehen übertragen wurde, gut gefüllt. Die Menge johlte gerade bei einem entscheidenden Run.
Zac blieb kurz stehen, um hinzuschauen, und ging dann weiter. Er gab Sheriff Colton im Vorbeigehen einen Klaps auf die Schulter und mied bewusst die Nische, in der Morgan LeBlanc mit einer Freundin saß. Er hatte sich ein paarmal mit Morgan getroffen, und demnächst stand wieder ein Date an. Obwohl er sich wirklich Mühe gab, ihre Treffen aufregend zu finden, gelang es ihm irgendwie nicht.
Jetzt schob er sich hinter den Tresen, nahm den Hörer in die Hand und sagte: „Ja, hier ist Zac.“
„Zac, Gott sei Dank“, hörte er aus der Leitung.
Er spürte einen Adrenalinstoß, sodass es ihn am ganzen Körper kribbelte und seine Schultern sich verspannten. Seit sieben Monaten hatte er die Stimme nicht mehr gehört, den niedlichen Südstaatenakzent, bei dem er normalerweise Herzklopfen bekam, der jetzt aber dafür sorgte, dass ihm beinah das Herz stehenblieb.
„Es ist gerade etwas passiert. Ich … bin gestürzt, und ich weiß nicht so genau, wo ich hier bin. Kannst du mich bitte holen kommen?“
Er rieb sich die Stirn, und seine Gedanken gingen wild durcheinander.
„Wie bitte?“, fragte er völlig entgeistert.
„Ich möchte nicht zu spät kommen, aber ich bin nass geworden, und mein Haar …“
„Zu spät für was denn?“, fragte er nach.
„Das ist nicht lustig, Zac Callahan“, antwortete sie und schien den Tränen nah.
„Mein Kopf tut so weh, und ich … kannst du mich bitte hier abholen?“
„Lucy, was redest du denn da? Wieso rufst du mich an?“
Es folgte eine lange Pause, und dann fragte sie: „Willst du mich auf den Arm nehmen?“
Er erinnerte sich an den Tag vor sieben Monaten, an dem er von einer Wochenendtour zurückgekommen war, als wäre es gestern gewesen. All die unbeantworteten Anrufe, die vielen Male, die er an ihre Tür geklopft und keine Antwort bekommen hatte. Wie er voller Sorge ihren Vermieter angerufen und erfahren hatte, dass die Wohnung leer und Lucy weg war.
Er merkte, wie seine Finger den Hörer fester packten. „Ruf jemand anders an, Lucy. Das ist nicht mehr mein Problem“, sagte er schroff.
Er hörte sie erschrocken nach Luft schnappen, dann fragte sie mit bebender Stimme: „Wieso bist du so gemein zu mir?“
Ja, wieso war er …? Er nahm den Hörer vom Ohr weg, schaute ihn kurz finster an, nahm ihn dann wieder ans Ohr und erklärte: „Du bist es, die gegangen ist, Lucy. Wenn du irgendwo hin musst, nimm ein Taxi.“ Er wollte gerade auflegen, da sagte sie: „Warte bitte, Zac. Das kannst du mir doch nicht antun. Ich bin auf den Kopf gefallen, habe eine dicke Beule und schlimme Kopfschmerzen, und ich brauche Hilfe. Ich brauche dich.“
Es zog schmerzhaft in seinem Bauch. Wie oft hatte er sich in den vergangenen Monaten danach gesehnt, diese Worte aus ihrem Mund zu hören. Sie klang … irgendwie verwirrt und so verloren. Und außerdem hatte sie doch niemanden – keine eigene Familie.
Und du bist ein Riesentrottel, Callahan.
„Bitte! Ich habe keine Ahnung, wo ich bin oder was passiert ist. Du musst mir helfen!“
Er lehnte sich mit dem Rücken an die Bar und antwortete: „Geh ins Krankenhaus, Lucy. Du brauchst ein …“
„Ins Krankenhaus gehe ich auf gar keinen Fall!“, sagte sie panisch.
Zac strich sich mit der Hand über sein stacheliges Kinn, und ihm fiel wieder ein, dass sie ja diese Krankenhausphobie hatte. Hier am Telefon würde er sie niemals dazu überreden können, eine Notaufnahme im Krankenhaus aufzusuchen. Nicht einmal, als sie sich eine Sehne im Fuß gerissen hatte, war sie dazu bereit gewesen. Ein Freund von ihm, der in der Notaufnahme arbeitete, hatte sie schließlich zu Hause behandelt.
Wenn sie wirklich eine Kopfverletzung hatte, konnte das schlimme Auswirkungen haben, bis hin zu einer Hirnblutung.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und wusste, dass er genervt und hartherzig klang.
„Wo bist du denn?“, fragte er und dachte gleichzeitig, was für ein Trottel er doch war.
„Ich … ich weiß es gar nicht. Bleib bitte dran und leg nicht auf.“
Dann hörte er ein schlurfendes Geräusch am anderen Ende der Leitung und versuchte, trotz der Geräuschkulisse im Roadhouse etwas zu verstehen.
Er hörte, wie eine Frauenstimme eine Adresse herunterrasselte.
„Moment“, hörte er Lucy mit gedämpfter Stimme sagen. „In Summer Harbor?“
„Nein Schätzchen, in Portland.“
„Portland …?“, fragte Lucy erstaunt nach. „Portland, Oregon?“
„Was? Nein, Maine. Portland, Maine.“
Oh Gott – Zac drückte sich die Finger in die Augenhöhlen.
„Lucy“, sagte er und hörte wieder das schlurfende Geräusch. „Lucy.“
„Ich bin noch dran, Zac. Ich bin in …“
„Ich hab’s gehört“, sagte er leicht entnervt. Eigentlich hätte er nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden sollen, denn sie war einfach aus seinem Leben verschwunden, und er war endlich darüber hinweg.
Ja, klar bist du das. Deswegen eilst du ihr jetzt auch auf der Stelle zu Hilfe.
Er hatte schon immer eine Schwäche für Lucy gehabt. Schon seit sie das erste Mal ins Roadhouse gekommen war, hatte sie ihn völlig in der Hand. Bis sie ihm mit ihren schicken spitzen Schuhen über sein Herz gelatscht war.
„Ich hoffe für dich, dass das kein Trick ist, Lucy“, warnte er sie.
„Wieso sollte ich so etwas tun?“, fragte sie, und in ihrer Stimme schwang eine Mischung aus Empörung und Verletztheit mit.
Er schnaubte. War er denn jemals aus ihr schlau geworden?
„Bitte, Zac. Ich weiß wirklich nicht weiter.“
Seine Entschlossenheit schwand, als er