Nationalgefühls und eines fanatischen Nationalstolzes“155. Hierbei spielten vor allem die Schlüsselwörter „Rasse, Blut, Boden, Geist, Führertum, Ehre, Wehr, bewusste Selbstbejahung der Nation“156 eine große Rolle.
Die Erlangung der 'Ehre' wurde als Erziehungsziel besonders hervorgehoben, dass sie das „natürliche Recht auf die Achtung [darstellte], die jeder Volksgenosse als Glied und Träger der Gemeinschaft für sich beanspruchen kann.“157 Die größte Ehre erlangte der Einzelne durch den harten Kampf für das Vaterland, sei es an der Kriegsfront oder in der Heimat.
Zusammengefasst sei betont, dass es sich bei den formulierten Erziehungszielen im Nationalsozialismus fast ausschließlich um Prinzipien der Menschenformung handelte, orientiert an den Bedürfnissen des Staates. Pädagogische Normen und Ziele verloren an Bedeutung und verschwanden im Laufe der Zeit fast vollends.158
Einmal in der Staatsjugendorganisation angelangt und mit den Werten und Normen des Nationalsozialismus bekannt gemacht, sollten die Kinder nie wieder Gelegenheit erhalten, andere Ideologien kennenzulernen, um zu verhindern, dass sie eigene Vorstellungen einer individuellen Lebensgestaltung entwickeln. Hitler formulierte es in seiner Rede in Reichenberg vom 2. Dezember 1938 folgendermaßen: „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch zu denken, deutsch handeln. Und wenn nun dieser Knabe und dieses Mädchen mit ihren zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort nun so oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganz Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alle mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre. Und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter. Und sie werden nicht mehr frei, ihr ganzes Leben.“159
5.2 Erziehungsziele im Bund Deutscher Mädchen
Die propagierte Trennung zwischen der Mädchen- und Jungenerziehung wurde folgendermaßen erklärt: „Die Natur hat zweierlei Menschen geschaffen, sie sollen auch verschieden bleiben; einer Vermännlichung der Frauen können wir aus einem gesunden, naturgemäßen Empfinden heraus nicht das Wort reden, weder im körperlichen noch im geistigen Kampfe.“160
Hitler blieb in seinen Angaben bezüglich der Mädchenerziehung ambivalent. Einerseits erwähnte er: „Analog der Erziehung der Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptgewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte.“161 In 'Mein Kampf' wiederum beschrieb er: „Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein.“162
Schirach erwähnte eine weitere wichtige Rolle der Mädchen. Sie sollten im BDM „zu Trägerinnen der nationalsozialistischen Weltanschauung erzogen werden.“163 Diese Aussage definierte die Mutterschaft mit den Begriffen Hausfrau, Mutter und 'Kulturträgerinnen'. Das Elternhaus sollte den Kindern Werte vermitteln, die als Fundament der ideologisch-politischen Vorstellungen des Nationalsozialismus dienten. Um dies zu gewährleisten wurden die Mädchen im BDM, bevorzugt an den Heimabenden, in den ideologischen Vorstellungen geschult, wobei die Punkte „Rasse – Gemeinschaft – Führer“164 einen großen Stellenwert einnahmen. In Anlehnung daran sind auch die Charaktereigenschaften zu verstehen, nach denen die Mädchen im BDM erzogen wurden: „Rassebewußtsein, Aufopferungsbereitschaft, Treue und Verantwortungsbereitschaft innerhalb der Gemeinschaft, sowie bedingungsloser Gehorsam gegenüber dem Führer.“165
Der Begriff der 'zukünftigen Mutter' wurde im BDM dagegen nur selten gebraucht. Der Erziehung der Jungen gleich, erhielt die körperliche Ertüchtigung den größten Stellenwert. So „müsse eine gesunde Körperschulung […] Voraussetzung sein; allzu großer Anhäufung von Wissensstoffen müsse Einhalt geboten werden“166. Der Schwerpunkt der körperlichen Ertüchtigung der Mädchen lag in der „harmonischen Durchbildung des Körpers und im edlen Dreiklang von Körper, Seele und Geist“167.
Neben der Gesundheit, dem Pflichtbewusstsein und der sozialen Einsatzbereitschaft als weitere wichtige Aspekte der Erziehung wurde auch auf ein jugendliches Eigenleben der Mädchen geachtet. Der hohe Stellenwert ergab sich aus der Tatsache, dass der weiblichen Jugend erstmals in der Geschichte eine eigene Jugendzeit zugestanden wurde.168
Die RJF propagierte darüber hinaus die Wichtigkeit einer Berufsausbildung der Mädchen, welche vornehmlich die sozialen Berufe betraf, analog des Grundsatzes „Heilen, Helfen, Erziehen“. Nach Möglichkeit sollte die Erwerbstätigkeit der jungen Frauen jedoch mit dem Eintritt in die Ehe aufgegeben werden.169
In Anlehnung an die politischen Ereignisse orientierten sich einige Erziehungsziele der Mädchen an denen der Jungen. Diese sollten sie dazu befähigen, im Falle eines Krieges ihren „Mann“ zu stehen.
5.3 Erziehungsziele in der Hitlerjugend
Als höchstes Erziehungsziel der Jungen kann wohl die „kraftvollkämpferische[…] Männlichkeit“170 genannt werden, die ihre Heimat im Krieg gegen die anderen Länder verteidigt. Hitler wollte den volkgebundenen deutschen Menschen, der im Angesicht der Geschichte seines Volkes um dessen Zukunft kämpft und schon die Jungen sollten durch die körperliche Ertüchtigung auf diese spätere Aufgabe vorbereitet werden.171 Ihre Zielsetzungen lagen in der Entwicklung eines gesunden Körpers, im Aktivismus, Kämpferischen und dem Ansporn zur Leistung. Des Weiteren sollten „Charakterwerte wie Tapferkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, Ausdauer, Entschlussfähigkeit, Verantwortungsfreudigkeit, Verschwiegenheit usw.“172 geschult werden. Die sportlichen Wettkämpfe dienten der Auslese der Tüchtigsten bzw. der Besten, wobei halbmilitärische Übungen hierbei einen großen Stellenwert einnahmen. So wurden regelmäßig militärische Ordnungsübungen, Marschdienste von Einheiten, „'Antreten', Exerzierübungen, Appelle und ähnliches“173 durchgeführt. Damit einhergehend wurden Verhaltensweisen wie das Ein- aber auch Unterordnen, eine gewisse Selbstdisziplin und der Gehorsam gegenüber Vorgesetzten geübt.
Kameradschaftlichkeit, Gemeinsamkeit und die Erziehung zum Truppengeist waren Erziehungsziele, die vor allem beim Gelände- und Wehrsport sowie bei Fahrten und Lagern gefördert und unterstützt werden sollten.174
Ein weiteres Erziehungsziel lag in der „Erziehung zur Einfachheit“175. Vor allem die Jungen sollten zu einem „harten und bedürfnislosen Geschlecht“176 erzogen werden, welches eine „maßvolle Haltung in allen Dingen“177 erreichte und in der Schlichtheit die Schönheit der Welt erkannte.
Durch die verschiedenen Rollen, die den Jungen in der HJ übertragen wurden, sollte der Geltungsdrang der Jugendlichen befriedigt sowie das Selbst- und Ehrbewusstsein ausgebildet werden.178
5.4 Weltanschauliche Schulung und Heimabende
Die Praxisarbeit im BDM und in der HJ sollte die bereits beschriebenen Ziele umsetzen. Dies implizierte, dass möglichst viele Bereiche des jugendlichen Lebens in diesen Prozess integriert wurden. Dafür boten sich die Heimabende an, welche ein- bis zweimal wöchentlich stattfanden. Auf ihnen sollte durch Gespräche, gemeinsames Singen, Lesen, Basteln etc. die Bindung der Jugendlichen untereinander gefestigt werden.179
Seit 1937 existierte ein spezifischer Jahrgangsschulungsplan, der die Vermittlung der anstehenden Themen einheitlich im gesamten 'Dritten Reich' koordinierte. In speziellen einheitlichen Schulungsmappen, die vierzehntägig erschienen, wurden die Themen der einzelnen Stunden vorgegeben. Die Schulungsmappe der Hitlerjungen nannte sich 'Die Kameradschaft', die der Mädchen