Parkplatz ist für unsere Zwecke geeignet, denn die Händler sind an ihren Ständen beschäftigt und werden ihre Fahrzeuge kaum ständig beobachten. Du bleibst am Parkplatzbeginn stehen und ich suche uns ein Auto“, woraufhin sich Ulli auf die Suche nach einem Fahrzeug begab und in kurzer Zeit ein Auto aufgebrochen hatte. Nachdem er das Fahrzeug gestartet hatte, winkte er Claudius zu sich und beide entfernten sich, um die Beute aus dem Versteck zu holen und danach Neuruppin zu verlassen.
Im Justizzentrum Neuruppin herrschte zu der Zeit, als die beiden entflohenen Häftlinge das Fahrzeug gestohlen hatten, große Aufregung, denn der Bedienstete der zur Unterstützung am Haupteingang des Zentrums abberufen wurde, kehrt wieder in seine Abteilung zurück und vermisste seinen Partner und die junge Polizeianwärterin. Nach einigen Minuten begab er sich in den Zellentrakt und fand seine beiden Kollegen bewusstlos am Boden liegend. Er öffnete die Stahlgittertür und begab sich zu ihnen und sprach sie an, ohne jedoch Antwort zu bekommen. Er begriff sofort die Situation und ging schnellen Schrittes zu Kommissar Schneider, der soeben in Begriff war die Akte Claudius Bender zu schließen.
„Herr Kommissar, Sie müssen sofort mitkommen“, sagte er aufgeregt.
„Wohin?“, kam die überraschte Antwort.
„In den Zellentrakt.“
„Was ist geschehen?“
„Zwei unsere Mitarbeiter liegen bewusstlos am Boden.“
„Was?“, schrie Schneider und sprang vom Stuhl hoch und rannte zum Zellentrakt, wo er die beiden Polizisten am Boden liegend vorfand, wobei sich die junge Anwärterin leicht zu bewegen begann.
„Was ist geschehen?“, fragte sie Schneider.
„Wir wurden niedergeschlagen und danach weiß ich nichts mehr.“
„Der Kommissar begann sofort mit der Kontrolle der Zellen und musste, nach Befragung des Diensthabenden feststellen, dass sowohl Claudius Wolle als auch Ulli Bender sich nicht in ihren Zellen befand. Seine Gedanken rasten und überlegten die nächsten Schritte zur Wiederergreifung der Flüchtlinge. Er war sich bewusst, dass er sofort seinen Vorgesetzten informieren musste.
„Lassen sie sofort alle Ausgänge und Seitentüren schließen und von Beamten überwachen, ohne große Aufmerksamkeit zu erwecken. Die Besucher unsere Einrichtung dürfen von der Flucht keine Kenntnis bekommen, damit in der Einrichtung keine Panik entsteht und besorgen sie mir schnellstens das Video der letzten Stunde der Kamera im Eingangsbereich. Ich informiere jetzt unseren Vorgesetzten und rechnen sie mit schweren Vorwürfen seinerseits“, sprach Schneider.
„Wie sollen wir mit dieser Unterbesetzung besser arbeiten?“, erwiderte der Bedienstete und schaute Kommissar Schneider fragend an.
„Ich kenne die Problematik.“
„Wir wissen, dass Sie sich für uns einsetzen“, kam die Antwort.
In kürzester Zeit war das Justizzentrum förmlich abgeriegelt, ohne das die Besucher der Einrichtung davon Kenntnis hatten. Kommissar Schneider hatte seinen Vorgesetzten informiert, der daraufhin nach wenigen Minuten in Büro von Kommissar Schneider erschien und ihn anbrüllte:
„Wie konnte diese Sauerei geschehen?“
„Den exakten Vorgang kann ich Ihnen leider nicht sagen, da beide Bedienstete nicht konkret aussagefähig sind.“
„Wo befinden sich unsere Mitarbeiter?“
„Sie sind auf den Weg ins Krankenhaus.“
„Welche Häftlinge sind entflohen?“, wollte der Vorgesetzte wissen.
„Claudius Wolle und Ulli Bender.“
„Ulli Bender ist doch der Gewaltverbrecher, der wegen Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung einsitzen soll.“
„Ja.“
„Wer ist Claudius Wolle?“
„Er beging heute Nacht einen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft und war bei seiner Vernehmung geständig.“
„Die Flucht der Häftlinge darf zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Wir müssen jede Art von möglicher Hysterie unter der Bevölkerung vermeiden, besonders unter Berücksichtigung der Schwere der Straftaten von Ulli Bender. Eines kann ich Ihnen jedoch jetzt bereits versichern, lieber Kommissar Schneider, der Vorfall wird für Konsequenzen haben. Sie haben Ihre Aufsichtspflicht und Ihre Verantwortung Ihren Mitarbeitern gegenüber grob vernachlässigt.“
„Ich habe mehrmals auf unsere Unterbesetzung hingewiesen.“
„Das sind faule Ausreden. Wenn Sie im Dienst sind, haben Sie die Verantwortung für Ihre Kollegen und dieser müssen Sie sich bewusst sein.“
„Ein Mitarbeiter wurde ohne mein Wissen und meine Zustimmung kurzfristig zur Kontrolle der Besucher in den Eingangsbereich abberufen.“
„Warum wusste Sie nichts davon?“
„Ich war mit der Vernehmung von Claudius Wolle beschäftigt, so dass die Kollegen diese Entscheidung selbstständig getroffen haben.“
„Schöner Saustall bei Ihnen, wenn Ihre Mitarbeiter selbstständige Entscheidungen treffen, ohne ihren Vorgesetzten zu informieren“, schnauzte der Vorgesetzte, der offensichtlich mit der Arbeit von Schneider nicht zufrieden war.
In der Zwischenzeit war der Diensthabende mit dem Video vom Eingangsbereich im Zimmer von Kommissar Schneider eingetroffen und der Kommissar legte das Video sofort in ein Wiedergabegerät ein und startete das Video, nachdem er es um dreißig Minuten zurückspulte. Nach einigen Minuten sagte Kommissar Schneider:
„Sehen Sie die beiden Männer. Ich erkenne eindeutig Claudius Wolle und auch Ulli Bender. Sie verlassen seelenruhig das Justizzentrum. Niemand bemerkt ihre Flucht und da die Ausgänge nicht kontrolliert werden, hindert sie niemand am Verlassen der Einrichtung.“
„Wir müssen festhalten, dass Claudius Wolle als auch Ulli Bender offiziell flüchtig ist. Ich werde sofort alle Maßnahmen einleiten und beide zur landesweiten Fahndung ausschreiben. Ich hoffe, dass beide noch in Reichweite unserer Sicherheitsorgane sind, denn es besteht durchaus die Möglichkeit der Flucht ins Ausland. Die Wohnung von Claudius Wolle, der meines Wissens in Neuruppin gemeldet ist, wird observiert. Sie, Herr Kommissar Schneider, bleiben im Justizzentrum und leiten die Fahndung. Ich will über alle neuen Ermittlungen sofort und umfassend in Kenntnis gesetzt werden“, legte der Vorgesetzte von Kommissar Schneider fest und verließ den Raum, wobei er die Tür knallend hinter sich zuschlug.
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Zur gleichen Zeit, als Claudius Wolle und Ulli Bender sich auf der Flucht befanden, wurde in Wesenberg eine große Hochzeit gefeiert. Das Brautpaar waren Kinder von zwei sehr angesehenen Familien des Ortes und die Familien Ludwig und Leiser waren sehr froh über die Vermählung ihrer Kinder, die sich bereits seit ihrer Kindheit kannten. Die liebevolle Verbindung der Kinder kam für die Eltern selbst überraschend, da in den vergangenen Jahren diese Bindung nicht abzusehen war, umso glücklicher waren beide Familien, als sie von der Liebe ihrer Kinder erfuhren. Die Hochzeitsfeier sollte nach Ansicht der Eltern für ihre Kinder und auch für die Gäste der Hochzeitsfeier ein bleibendes Erlebnis werden und deshalb scheuten beide Familien kein Geld zur Ausstattung der Feier. Wesenberg war eine kleine Ortschaft mit zirca tausend Einwohnern und lag im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte und war ein „staatlich anerkannter Erholungsort“. Die im 13. Jahrhundert erbaute Burg ist das Wahrzeichen der Stadt und ein besonderer Mittelpunkt. Sie ist bei der Entstehung von Sümpfen umgeben gewesen und der Burgberg wurde offenbar von Menschen geschaffen. Heute sind Reste der Burgmauer erhalten sowie der sogenannte Fangelturm, auf dem sich seit einigen Jahren eine Aussichtsplattform befindet. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten hat heute die Touristinformation im Burginneren ihren Sitz sowie auch eine Heimatstube, die eine ur- und frühgeschichtliche Sammlung und ein kleines Forstmuseum beherbergt. Auch eine Fischereiausstellung kann man auf dem Burggelände besichtigen. Hier kann man über die Entwicklung der Fischerei, Fischfanggeräten und bis hin