wurden. Als die Sowjetunion ihre Armee zurückzog, sah sich die US-Administration außerstande, die blutigen Machtkämpfe der verschiedenen Gruppen zu verhindern, die ganz Afghanistan verwüsteten. Als schließlich die Taleban mit ihrer radikalen Auslegung des Koran die Oberhand gewannen, sahen sich die USA und weitere NATO-Staaten in der Pflicht, deren Herrschaft zu beenden, nicht zuletzt auch deshalb, weil „El Quaida“ in Afghanistan wie in Pakistan eine Operationsbasis aufgebaut hatte. Irgendwann werden die Soldaten des westlichen Bündnisses Afghanistan verlassen, ohne die Macht der Taleban gebrochen zu haben.
Was den langandauernden schrecklichen Bürgerkrieg in Syrien betrifft, ist es notwendig, an den Ursprung dieses Konflikts zu erinnern: Mit der Machtergreifung Hafiz Al-Assads 1971 wurde die religiöse Minderheit der Alawiten zum Träger der politischen Macht gegenüber der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Der Aufstand gegen den Assad-Sohn, der als friedlicher Massenprotest begann, wird von Sunniten geführt. Mit Assad kämpfen deshalb die Alawiten nicht nur um ihr politisches Überleben. Die Hoffnung des Westens auf einen demokratischen Wandel werden sich als „Selbsttäuschung“ erweisen, denn es war und ist unwahrscheinlich, dass das Ziel der tief gespaltenen Opposition ein demokratisches Syrien ist. Dagegen spricht auch die Präsenz von Kämpfern aus dem Lager der Dschihadisten und anderer radikalisierter Gruppen, die in Syrien, oder aus dem, was dann noch geblieben sein wird, einen Gottesstaat errichten wollen. Dass von der Opposition immer wieder der Demokratiebegriff ins Spiel gebracht, ist ohne wirkliche Bedeutung. Wenn man sich der Gunst des Westens versichern will, weiß jede Opposition längst, dass man Demokratie als Ziel verkünden muss.
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Und Asien? Das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien und die Dreiteilung des Landes in Indien als hinduistischen Staat, sowie in Ost-und Westpakistan als islamische Staaten führt zu wechselseitigen Massakern an den andersgläubigen Minderheiten, die zu flüchten versuchen. Mahatma Ghandi wird, als er sich gegen diese Welle der Gewalt stellt, von einem fanatisierten Glaubensgenossen ermordet. Schon 1947 kommt es zum ersten Kaschmir-Konflikt, der niemals wirklich bereinigt werden kann. Als sich Ostpakistan ab 1971 politisch unter dem Namen Bangladesch selbständig macht, führen Machtkämpfe und blutige Unruhen zu Millionen Toten und über 10 Millionen Flüchtlingen.
In Kambodscha kamen 1976 die Roten Khmer unter Führung Pol Pots an die Macht und errichteten ein Schreckensregime mit dem „Ziel“, Kambodscha radikal umzugestalten. Nahezu zwei Millionen, über ein Drittel der Gesamtbevölkerung, wurden ermordet. Erst 1979 mit dem Einmarsch vietnamesischer Truppen und kambodschanischer Rebellen endete der Terror*.
Indonesien wird 1965, als die kommunistische Herrschaft Sukarnos durch das Militär beendet wird, zum Schauplatz einer blutigen Abrechnung mit den Anhängern der PKI Sukarnos und aller irgendwie Verdächtigen. Hunderttausende werden ermordet oder in Straflager verbracht… Andere Staaten wie Birma, Malaysia oder Laos sollen an dieser Stelle genannt werden.
Und nach wie vor schwelt der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan…
Wenn Machthaber Mörder in und ohne Uniform, Folterknechte und Menschenjäger brauchen, dann werden sie bis heute mehr als genug finden. Man gibt ihnen die Waffen und Folterwerkzeuge, sie sind an keine Gesetze gebunden, es gilt nur der Befehl zur Vernichtung aller „Gegner“. Macht man Menschen zu gesetzlosen Herren über Leben und Tod, dann zeigt sich deren Macht ausschließlich im Tod der ihnen Ausgelieferten.
Zerfall eines Imperiums und ein neues Zeitalter des Aufbruchs zu den alten Ufern
Als 1991 die kommunistische Herrschaft im so genannten Ostblock, bestehend aus der UdSSR, Polen, der ČSSR und der DDR, Ungarn, Bulgarien und – mit „Sonderstatus“ – Rumänien, beendet wurde, löste sich der Vielvölkerstaat Sowjetunion auf und die beiden deutschen Staaten vereinigten sich mit dem Beitritt der DDR zur BRD.
Die USA und die mit ihr verbündeten Staaten hatten sich im Jahrzehnte andauernden Ost-West-Konflikt als die ökonomisch stärkste Machtgruppierung der Welt behauptet. Der „Kalte Krieg“ war zu Ende. Kam nunmehr Frieden für die Menschheit?
Genau das geschah – entgegen allen Hoffnungen – nicht. Vielmehr wurde die Politik der USA im Laufe der Jahre aggressiver und – angesichts der Gefahr des zunehmenden weltweit operierenden Terrorismus mit seinen Netzwerken – immer gewaltbereiter. Offenkundig hatte die westliche Welt angesichts des Sieges über das kommunistische System ein entscheidendes Problem nicht wahrnehmen wollen. Denn mit dem Ende des Kommunismus blieben sie mit ihrer globalen Verantwortung die nunmehr einzige Macht, die über die Kraft verfügte, internationale Konflikte zu lösen, militärische Konfrontationen einzudämmen oder zu beenden. China war inzwischen auf dem Weg zur wirtschaftlichen Großmacht und Russland sah sich durch Osterweiterung von EU und NATO bis an seine Landesgrenzen in seinen Sicherheitsinteressen missachtet.
Als Beleg dafür, dass es vor und ebenso wenig nach dem Ende der sozialistischen Staatengemeinschaft seit 1945 keine Woche, kaum keinen Tag gegeben hat, wo Frieden auf der Welt war, folgt eine zweigeteilte Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Bis 1990/ 91 | |
1945 (September) | Kapitulation Japans (Ende des II. Weltkrieges) |
1948 | Erster Nahostkrieg, als ein Bündnis arabischer Staaten den neugegründeten Staat Israel angreift, um |
ihn zu vernichten; weitere Kriege – wie der Sechstagekrieg, Jom-Kippur-Krieg – folgten | |
1951 | Ende des Bürgerkrieges in Griechenland |
1953 | Koreakrieg |
1954 | Ende des Indochinakrieges Frankreichs |
1956 bis 1962 | Algerienkrieg Frankreichs |
1967 – 1970 | Bürgerkrieg in Nigeria (Biafra) |
1956 – 1973 | Vietnamkrieg (USA und Verbündete, u. a. Australien und Neuseeland) (Der Krieg in Indochina bzw. Vietnam begann mit der japanischen Besetzung im II. Weltkrieg und der Befreiung durch die US-Army im Bündnis mit dem kommunistischen Widerstand der Viet-Minh und war endgültig nach dem Kambodschakrieg 1979 beendet. Mit wenigen Unterbrechungen zog sich der Krieg über 35 Jahre hin. Zuletzt kämpften die Enkel der Generation der Kämpfer der Viet-Minh.) |
1973 | Militärputsch in Chile |
1975 – 1978 | Bürgerkrieg in Angola |
1975 bis 1988 | Bürgerkrieg in Nicaragua |
1977 bis 1979 | Vietnam besetzt Kambodscha und beendet die Diktatur der „Roten Khmer“ unter Pol Pot, in der Zeit seiner Herrschaft wurden zwei von fünf Millionen Kambodschanern umgebracht |
1978 – 1979 | Bürgerkrieg in Zaire |
1979 – 1990 | Syrisch-libanesischer Krieg und Bürgerkrieg im Libanon |
1980 – 1988 | Erster Golfkrieg Irak und Iran |
1980 – 1988 | Bürgerkrieg in Ruanda |
1979 – 1987 | Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion, Bewaffnung der Mudjahedin durch die USA |
1983 |