Hero Leander

Herzensöffnung (2): Versöhnung


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      „Doch!“, antwortete ihr Vati. „Wir sind zu Hause. Ab sofort wohnen wir hier.“

      „Stimmt das?“, fragte Eva ihre Mutter.

      „Ja, Eva. Das ist jetzt unser Zuhause. Wir müssen uns aber noch richtig einrichten.“

      „Und was wird aus unserem Haus unten?“, fragte jetzt Laura.

      „Das gehört in Wirklichkeit Onkel Manfred und Tante Dagmar. Sie haben uns dort nur bis zur Hochzeit wohnen lassen. Jetzt sind Mutti und ich verheiratet und wir wohnen nun hier oben. Tante Dagmar und Onkel Manfred werden ab heute wieder unten im Häuschen wohnen“, erklärte ihr Wolfram.

      „Dann werden wir ja unsere Beete gar nicht mehr haben“, sagte Eva traurig.

      Darauf antwortete ihr Dagmar: „Die werden wir für euch so lassen, wie sie sind. Ihr könnt uns doch immer besuchen, wenn ihr möchtet.“ Dabei sah Eva Wolfram fragend an.

      Er nickte freundlich und meinte: „Jetzt geht ihr aber erst mal alle ins Bett und macht Mittagsschlaf. Ihr habt in den letzten Tagen wenig geschlafen. Du auch, Eva. Morgen musst du wieder in die Schule.“

      Eva gefiel das ganz und gar nicht, aber sie fügte sich. Manfred und Dagmar räumten inzwischen ihren persönlichen Bedarf in ihr kleines Häuschen am Fuße des Grundstücks und brachten alles, was Maria, Wolfram und den Kindern gehörte, hoch in die Villa. Mit ihrem neuen VW Passat war das gar kein Problem.

      Als die Kinder im Bett waren, zeigte Wolfram Maria die gesamte Villa. Er fing in der zweiten Etage mit den vier Gästezimmern und dem kleinen Bad an. In der ersten Etage lagen ihr Schlafzimmer, das große Bad, das Kinderzimmer, das Spielzimmer und noch zwei Zimmer ohne Bedeutung sowie drei Abstellräume.

      „Hier werden unsere Kinder später jeweils ein eigenes Zimmer haben.“

      „Und wer bekommt das vierte Zimmer?“, fragte Maria.

      „Hm, wer weiß? Vielleicht brauchen wir irgendwann ein viertes Kinderzimmer“, sagte Wolfram lächelnd.

      Maria verstand ihn nicht gleich, doch kurz darauf sah sie etwas verlegen nach unten. „Du wünschst dir ein eigenes Kind?“, fragte sie dann.

      „Nein, kein eigenes. Das ist nicht mein Wunsch. Aber ich mag Kinder einfach und drei sind wenig, wenn man vier Kinderzimmer hat. Wir können auch eins adoptieren, wenn dir das lieber ist. Mir ist das wirklich egal.“

      Maria sah ihren Mann an und schüttelte den Kopf. Dann umarmte sie ihn ganz liebevoll und beschloss in diesem Moment, ihm ein Kind zu schenken.

      „Was gibt es hier noch alles, was ich nicht kenne?“, fragte sie jetzt.

      „Dazu müssen wir ins Erdgeschoss. Hier gibt es den Saal, in dem wir Weihnachten gefeiert haben, die Bibliothek, ein Speisezimmer, das Klubzimmer mit dem Fernseher, zwei kleine Gästetoiletten, die Küche, ein kleines Büro und noch ein paar andere Räume. Am besten wir sehen sie uns der Reihe nach an.“

      Sie gingen die Treppe hinunter und besichtigten Raum für Raum. Anschließend gingen sie in den Keller, wo Brünners Souterrain-Wohnung lag. Dann gab es hier noch den Waschmaschinen- und den Bügelraum, ein paar kleinere Abstellräume und eine Toilette. Zum Schluss zeigte Wolfram ihr das Schwimmbecken, welches direkt unter dem Saal war. Von hier aus gab es auch eine Tür zur Toilette.

      „Hier ist ja noch ein Schwimmbecken. Wozu brauchen wir denn zwei davon?“

      „Willst du im Winter da draußen nackt herumlaufen?“

      „Ach so … na ja … eher nicht. Dann können wir ja baden, wann immer wir wollen. Das ist verrückt! Das ist ja wie im Film! Ist dieses Becken auch verstellbar?“, wollte Maria wissen.

      „Genauso wie das draußen. Das habe ich voriges Jahr einbauen lassen, als ob ich gewusst hätte, dass ich es schon dieses Jahr brauche. Vielleicht gehen wir heute Abend mit den Kindern baden. Dann schlafen sie sicher wie die Murmeltiere.“

      Maria nickte etwas abwesend. Sie musste das alles erst mal verkraften. Durch den Besuch bei ihren Eltern hatte sie den ganzen Villa-Gedanken weit verdrängt. Jetzt war er wieder mit voller Wucht da. Ihr gefiel die Villa. Aber der Gedanke, dass sie hier wohnen sollte, wollte sich einfach nicht einstellen. Alles war hier so groß, so weitläufig.

      Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ja ihre Eltern eingeladen hatten. „Was willst du meinen Eltern zeigen, wenn sie kommen?“, fragte sie jetzt besorgt.

      Wolfram zuckte mit den Schultern. „Alles! Jetzt können sie doch wissen, wie ihre Tochter wohnt. Hauptsache, sie behalten es in Håp Land für sich. Dort möchte ich, so lange es geht, der Angestellte in der KOSCH-GmbH sein. Deshalb wäre es gut, wenn sie von der Villa erst hier erfahren.“

      „Das Gesicht meines Vaters kann ich mir jetzt schon vorstellen. Ihm wird wohl eine Weile die Luft wegbleiben.“

      „Er wird es trotzdem überleben, glaube ich“, meinte Wolfram lächelnd. „Gehen wir wieder hoch und helfen Dagmar und Manfred beim Räumen. Unsere Wäsche muss noch einsortiert werden, das Spielzeug der Kinder und auch die anderen Kleinigkeiten. Bis heute Abend müssten wir damit fertig sein.“

      Die Sachen aus dem Häuschen lagen alle schön ordentlich im Saal. Dagmar und Manfred waren mit dem Umräumen schnell fertig. Das war auch nicht anders zu erwarten, hatten sie doch schon im Dezember vieles zusammengepackt und auch für den Rest Umzugskartons bereitgestellt. So trugen Wolfram und Maria die Wäsche nach oben in ihr Schlafzimmer und das Spielzeug ins Spielzimmer. Alles wurde gleich in die Schränke verteilt.

      Nun wollte sich Maria die Küche genauer ansehen und ging hinunter. Hier stand der Herd in der Mitte. Alles war drei Nummern größer als in ihrem Häuschen, das ihnen ja gar nicht gehörte. Ob sie sich daran gewöhnen konnte, wusste sie noch nicht. Dagmar würde ihr sicher dabei helfen, dachte sie. Dieser Gedanke beruhigte sie.

      Als sie Wolfram nicht im Spielzimmer fand, erkannte sie den ersten Nachteil von so einem großen Haus. Wo war er? Rufen wollte sie ihn nicht, weil die Kinder noch schliefen. Aber er hatte sie die Treppe hochgehen hören und war ihr gefolgt. Wolfram hatte nur kurz im Büro seine E-Mails überflogen. Sie gingen zusammen wieder hinunter und er erklärte Maria jetzt das Arbeiten mit dem Computer.

      Das war für Maria neu. Sie hatte Andrea bewundert, wie schnell sie gelernt hatte, mit dem Computer umzugehen. Nun musste sie es selbst lernen. Was am Anfang so unvorstellbar schwierig aussah, war es am Ende gar nicht. Man musste sich nur auf das konzentrieren, was man wollte. Beim Schreiben suchte Maria ständig die Buchstaben, zumal es ihr zusätzlich schwerfiel, auf Deutsch zu schreiben. Norwegisch wäre ihr in diesem Fall lieber gewesen.

      Als sie die Kinder hörten, gingen sie hoch und holten sie aus den Betten. Ihr Vati meinte zu ihnen: „Ab sofort dürft ihr allein aufstehen und euch anziehen, wenn ihr alle zusammen ausgeschlafen habt. Ihr müsst nicht mehr warten, bis wir euch holen.“ Ihre Mutti nickte ihnen zu. Damit war diese Sache beschlossen.

      Sie gingen nun ins Klubzimmer und setzten sich dort an den gedeckten Tisch. Dagmar hatte ihnen Kakao und Kuchen hingestellt. „Aber bedienen lassen will ich mich nicht von Dagmar!“, sagte Maria selbstsicher.

      „Das musst du auch nicht. Wir haben das so abgesprochen, dass sie das heute noch tut, damit du erst mal hier ankommen kannst. Ab morgen wird sie die Villa nur noch mit vorheriger Anmeldung betreten. Das Gleiche gilt auch für Manfred.“

      „So habe ich das nicht gemeint“, sagte Maria kleinlaut.

      „Aber ich! Als wir unten gewohnt haben, wolltest du doch auch nicht, dass sie einfach ins Haus kommen.“

      „Ja schon, das war ja auch unser …“

      Wolfram schüttelte den Kopf. „Nein! Es war ihr Haus. Trotzdem ist es so richtig. In unser Haus kann nur der kommen, der sich vorher anmeldet. Das ist doch bei deinen Eltern genauso. Man klopft und tritt dann erst ein, wenn man geöffnet bekommt. Das gilt hier ebenso. Wer uns besuchen will, muss sich vorher melden. Die Größe des Hauses spielt dabei keine Rolle.“

      „Ja,