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Die Geschichte des Dorfes Wyhlert


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      Wichtig war uns auch, gerade die Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. Wir meinen, dass uns dies gut gelungen ist. Sie haben uns viel zu sagen gehabt, und wir haben die Berichte gerne festgehalten: zeugen sie doch von einer Zeit, die im Schwinden begriffen ist und sich rasant wandelt. Es ist nicht nur das wichtig, was gesagt, sondern auch wie es berichtet wurde: lebhaft, interessiert, aufgeschlossen und erfrischend direkt. Auch ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt für die offene Art und die Zeit, die sie sich nahmen.

      Auch die Vereine, die kirchlichen Organisationen sollten unbedingt zu Wort kommen. Ihnen und den zuständigen Autoren gilt ebenso unser Dank, weil sie mit ihrer Arbeit die Vereinsaktivitäten wunderbar würdigen und die Vereinsgeschichte lebendig beleuchten.

      Großer Dank gilt auch den MitarbeiterInnen des Kaufmann-Verlages für die hervorragende Begleitung und die fachliche Unterstützung. Ebenso gebührt den fleißigen Helfern in der Ortsverwaltung für ihre Geduld mit uns ein großer Dank. Eine besonders intensive Unterstützung bei allen die Gemeinde betreffenden Fragen und der Zuordnung von Personen erfuhren wir von Herbert Hurst und Karl Beinroth. Auch hier gab es nie ein Nein. Herzlichen Dank an sie beide. Ebenso ist es dem ausgezeichneten Gedächtnis von Hilde Schiff und Martin Schmidt zu verdanken, dass gerade auf den besonders alten Fotografien viele abgebildete Personen einen Namen bekamen. Abschließend ein großer Dank an meine immer gastfreundliche Nachbarin Renate Weis-Schiff, bei der die meisten Zeitzeugenbefragungen stattfanden.

      War die gute alte Zeit immer so gut? Ja und nein. Der heutige Fortschritt brachte viele Errungenschaften, die wir nicht missen wollen. Gleichzeitig verschwand ein Teil der Identität, so hart es klingen mag. Hier und da blitzt sie auf, aber das Kleinteilige, das lokal auf das Dorf Beschränkte, das Miteinander, das „Aufeinander-angewiesen-Sein“ ist weniger geworden. Vielleicht ist dies einfach der Preis des Wohlstandes, weil sich vieles kaufen lässt, ohne auf die Mithilfe des Nachbars oder der Verwandtschaft angewiesen zu sein.

      Mit dem vorliegenden Buch wollen wir einerseits das Vergangene festhalten, aber vor allem andererseits auch anregen, sich mit der Geschichte von Wylert, unserem Dorf, und der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Es soll unterhalten, zum Schmunzeln bringen und mit den Worten von Winston Churchill zum Nachdenken anregen: „Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.‘‘

      Viel Vergnügen!

      Teil 1 Kippenheimweiler von den Anfängen bis heute

      Teil 1 Kippenheimweiler von den Anfängen bis heute

      1. Kapitel. Kippenheimweiler in der Frühen Neuzeit – Einblicke in ein kleines Dorf

      1. KAPITEL

      Kippenheimweiler in der Frühen Neuzeit – Einblicke in ein kleines Dorf

      VON THORSTEN MIETZNER

      Auf den folgenden Seiten soll ein erster Einblick in die Geschichte Kippenheimweilers bis etwa 1800 gewonnen werden. Die zurzeit vorliegende Literatur sowie der hier zur Verfügung stehende Platz lassen es leider nicht zu, in aller Ausführlichkeit alle rechtlichen, ökonomischen, sozialen und politischen Aspekte der Dorfgeschichte angemessen zu behandeln. Wer aber einen ersten Einblick in das Dorf zu einer Zeit gewinnen möchte, die so ganz anders war als unsere, der ist hier richtig.

      Beginnen wir mit einer „alten“ Karte, die im Ortssippenbuch von Kippenheimweiler auf Seite 32 wiedergegeben ist. Nach der beigegebenen Beschriftung soll es sich um einen „Ausschnitt der Karte der Mortenau“ aus dem 14./15. Jahrhundert handeln. Eine Quellenangabe fehlt leider.

      Diese Karte ist bemerkenswert, denn sie zeigt zum einen die Region um Kippenheimweiler in einem sehr frühen Stadium – im Mittelalter –, zum anderen zeigt sie deutlich den Bezug zu Kippenheim und den Rodungscharakter des Dorfes. In der Art freilich, wie sie hier wiedergegeben ist, weckt sie das Misstrauen des Historikers. Denn sie ist ganz offensichtlich nachgezeichnet, also nicht die grafische Reproduktion einer originalen Karte. Die Schrift passt ebenfalls kaum ins 14. oder 15. Jahrhundert, die Karte wäre ganz untypisch für diese Zeit. Dennoch hat es wohl eine Vorlage gegeben. Aber welche?

      Bei der Suche nach der „echten“ Karte der Mortenau stößt man schnell auf die Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert von Waldseemüller, Mercator und David Specklin. Und hier – genauer: bei Specklin – wird man denn auch fündig. Seine berühmte Oberrheinkarte von 1576 zeigt all jene Orte, die auch im Ortssippenbuch abgebildet sind, freilich in einer teilweise abweichenden Schreibweise. Vor allem aber fehlt in dieser Karte der „Schlauch“ in den Wald, der die Zeichnung im Sippenbuch so eindrücklich macht. Der Verdacht liegt also nahe, dass der Zeichner hier seiner Vorlage etwas „nachgeholfen“ hat. Vielleicht um seiner These vom „Rodungsdorf“ und der „zwangsläufigen Orientierung“ nach Kippenheim etwas nachzuhelfen. Solange also keine andere Vorlage gefunden wird – und wie erwähnt ist dies für das 15. oder gar 14. Jahrhundert sehr unwahrscheinlich –, müssen wir uns also von der Karte im Ortssippenbuch verabschieden, können aber auf die zwar jüngere, aber auch eindrucksvolle Arbeit von David Specklin verweisen.

      Specklin zeigt Kippenheimweiler in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit dem gleichen kartographischen Symbol wie andere Dörfer auch: ein stilisierter kleiner Kirchturm mit zwei Häusern rechts und links. Westlich von Kippenheimweiler sehen wir auf der Karte Wald, ebenso an der Unditz, die hier übrigens nördlich an Kippenheimweiler vorbeifließt (Westen ist auf der Karte oben). Ansonsten aber ist die Ebene Richtung Kippenheim und nach Süden bereits waldfrei, wenn auch sicher noch nicht so trocken wie heute. Insgesamt ähnelt aber das Kartenbild sehr der 200 Jahre jüngeren badischen Landesaufnahme von 1780. Hat sich also nichts verändert in dieser Zeit? Stillstand etwa?

      Fassen wir doch einmal zusammen, was wir über das alte Kippenheimweiler so wissen oder begründet vermuten können, und beginnen wir dabei mit „Langeisiesuuilare“ (anstelle der beiden u kann man auch ein w oder ein v lesen), jener ominösen Erwähnung, die um 1007 in Straßburg entstand. Worum ging es dabei? Nach 1007, dem Jahr eines Brandes, musste die Kirche St. Thomas in Straßburg ihre Besitzungen neu aufzeichnen. In diesen Aufzeichnungen steht, dass die Kirche „in vico autem Kippenheim curtem 1 et dimidium partem aecclesiae ejusdem vici et villulam Langisesuuilare de Hugone comite Hohenburc regnante prefalus Rihuuinus episcopus conquisierat et fratribus radiderat“.[1]Zu Deutsch: Graf Hugo schenkte dem Straßburger Bischof Richwin einen Hof und den halben Teil der Kirche in Kippenheim sowie den Weiler Langisesvilare, was dieser Bischof wiederum an die Kirche St. Thomas weitergab. Der Eintrag bezieht sich auf die Zeit zwischen 913 und 933, die Amtszeit Richwins. Dieses Langisesvilare nun ist immer mit Kippenheimweiler gleichgesetzt worden, denn einen anderen Weiler in der Umgebung von Kippenheim gab es nicht. Dennoch gibt es gute Gründe, auch skeptisch zu bleiben. Fassen wir diese Gründe mal zusammen:

      1.Der Name Langisesvilare taucht nur dieses eine Mal in den Quellen auf. In den Jahrhunderten danach ist dagegen von „Wiler“, „Oberwiler“ oder „Niederwiler“ die Rede.

      2.Etwa ein Drittel aller Weiler-Dörfer in unserer Region verschwand im Spätmittelalter wieder.

      3.Erst ab dem Hochmittelalter werden viele Dörfer und Weiler überhaupt ortsfest.

      4.Es gibt deutliche Anzeichen von Wüstungen auf der Gemarkung von Kippenheimweiler (Obere Wüstmatt, Untere Wüstmatt).

      5.Die spätere Gemarkung Kippenheimweilers erstreckt sich über ein Gebiet, das im Früh- und Hochmittelalter noch wesentlich feuchter gewesen sein und eine dauerhafte Besiedlung kaum geduldet haben dürfte.

      All das spricht gegen eine Siedlungskontinuität und stattdessen eher dafür, dass es im westlichen Vorfeld von Kippenheim mehrere Versuche gegeben hat, das Land zu roden, trockenzulegen und einen Weiler fest zu installieren. Die Ersterwähnung von Kippenheimweiler im Jahre 1365 verweist