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Die Geschichte des Dorfes Wyhlert


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Schmidt: Ja, s’sinn d’meischdi bi dr Bahn gsieh. Des hän sie jo alles vun Hand mache miän. Dr Weis Wilhelm isch am Schdellwerk gsieh, uffem Schdellwerk 2. Dr Weis Fritz dowe war uffem Schdellwerk, dr Hansegüschdel isch au uffem Schdellwerk gsieh. Dr Hansegüschdel war uff sellem Schdellwerk.

      Renate Weis-Schiff: Dr Hebammevadder war an dr Bahn.

      Martin Schmidt: Der war Rottefiehrer. Der het d’Rott under sich g’han.

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      Julius Berne war einer der Schrankenwärter an der Bahnstrecke bei Kippenheimweiler. Die beiden Fotos stammen von Ostern 1942.

      Die Hanfrözi

      VON STEPHAN HURST

      Die Hanfrözi

      VON STEPHAN HURST

      Wo viel Wasser war, wurde auch Hanf angebaut; so auch in Kippenheimweiler. Der Gewannname Hanfrözi (das Gewann befindet sich rechter Hand neben der Rebwegbrücke) zeugt heute noch vom nicht allzu lange zurückliegenden Anbau einer wichtigen Nutzpflanze, dem Hanf. Er wuchs auf Feldern zu zwei bis drei Meter hohen Stängeln heran. Im Mai wurde er ausgesät, in seiner Blüte im August gezogen, ausgerauft, sortiert und zu Bündeln gebunden. Grob- oder Schleißhanf hießen die dicken, langen Stängel, Fein- oder Spinnhanf die dünnen und kurzen.

      Der Hanf stammt aus Mittelasien. Der männliche ist zarter in den Stängeln als der weibliche und wird auch Sommerhanf oder Fimmelhanf genannt. Die Samen der Hanfpflanzen ergeben das Hanföl. Die Inhaltsstoffe der Pflanze haben eine berauschende Wirkung, daher rührt auch die sinnige Bemerkung „der hett a Fimmel“. Das Wichtigste jedoch an der Hanfpflanze ist der sogenannte Bast, der außen an den Stängeln liegt und aus langen Fasern besteht. Diese galt es wie folgt zu gewinnen:

      Die Bündel wurden vom Feld in die „Rötze“, eine mit Wasser gefüllte Grube, gebracht und dort mit Steinen beschwert, bis die Pflanzen faulten. Dann wurden sie auf dem Feld getrocknet und auf der Darre – oft nur eine mit Stangen bedeckte Grube, in der ein Feuer brannte – gedörrt.

      Beim Grobhanf wurden von der Wurzel her die Fasern abgezogen. Dann folgte das Hecheln in reiner Handarbeit. Man verwendete hierzu die Hechel, eine Holzplatte mit spitzen runden Stahlnägeln. Durch diese wurden die Fasern immer wieder durchgezogen. Gebräuchlich ist auch die Redensart „jemanden durchhecheln“, deren Ursprung in dieser Tätigkeit zu finden ist und die kein Ruhmesblatt menschlicher Kommunikation darstellt. Die Fasern wanderten direkt oder über Zwischenhändler an Seiler. Sogar in Holland soll Segelleinen aus oberrheinischem Hanf hergestellt worden sein. Die Bearbeitung des Feinhanfes erforderte besonders viel Arbeit, da aus dem Endprodukt Hemden- und Wäschestoffe gewoben werden sollten. Die Stängel wurden mit der Hanfknitsche gebrochen, ausgeklopft und wieder gebrochen, bis die verholzten Pflanzenteile fast vollständig entfernt waren. Dabei half das Ziehen durch die Grobhechel. Nach mehrmaligem Ziehen durch die Feinhechel wurden auch die letzten Holzteile entfernt. Die Fasern wurden dann zu einem Bund gedreht, den man für das Spinnen im Winter aufhob. Nun war der Hanf fertig für das Spinnrad.

      Da Missernten selten waren und die mit dem Hanfanbau verbundenen Arbeiten über das Jahr verteilt werden konnten, war der Anbau des Hanfes lohnenswert. Er brachte seinerzeit schnelles Geld. Der Hanfanbau in der Rheinebene verschwand Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Baumwollimport und den Spinnmaschinen. Außer der Gewannbezeichnung und der Nähe zum Wasser erinnert heute nichts mehr an die einst florierende Hanfnutzung. Die Gruben verwilderten und wurden zu guter Letzt in den 1950er- und 60er-Jahren mit Bauschutt und Abfall jeglicher Art als Müllkippe missbraucht.

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      Auf dem Lageplan der Gemarkung sind rund 110 „Rötzen“ zu erkennen.

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      Hier sind die zur Hanfverarbeitung notwendigen Gerätschaften abgebildet.

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      Heute hat das Gelände neben dem Rebweg nahe der Bahnlinie Biotopcharakter und wird dankenswerterweise von den Jägern gepflegt.

      Die Wasserversorgung sowie der Straßenbau

      VON HERBERT UND STEPHAN HURST

      Die Wasserversorgung sowie der Straßenbau

      VON HERBERT UND STEPHAN HURST

      Die Ortsentwässerung

      Bevor die Kanalisation gebaut war, wurde das Dorf über offene Rinnen und Gräben entwässert. So gab es in der Bromergasse (heute: Blumenstraße) den Wettigraben, der in der Luisenstraße in den Herrotgraben mündete. Der Wettigraben begann etwa beim jetzigen Anwesen Kaulke (damals beim nun abgerissenen Anwesen Friedrich Zipf, „s’Rotschriebers“) und verlief hinter den Anwesen in der Blumenstraße, eine Kurve beim Anwesen Richard Zipf nehmend, bis zum Anwesen Richard Siefert in der Luisenstraße. Wenn es lange geregnet hatte, führte der Wettigraben ordentlich Wasser und sorgte teilweise auch für vollgelaufene Keller. Der Graben unterquerte auch den Stall der Familie August Spathelfer (heute: Werner Spathelfer). 1951 wurde er durch eine Kanalisationsleitung in der Blumenstraße ersetzt. Damals halfen viele Wylerter mit Schaufel und Schubkarre mit.

      Die Dinglinger Straße (heute: Kaiserswaldstraße) wurde durch den Graben zum Langen Weg Richtung Hursterhof (heute: Langenwinkel) entwässert. Ein weiterer Hauptentwässerungsgraben verlief am westlichen Ortsrand vom Gewann Hanfländer hinter den Hausgärten bis zum Seegraben. Diesem Graben wurde auch das Wasser aus der Hauptstraße zugeleitet. Zwischen den Häusern waren teilweise kleine Abflussrinnen, die in den Graben hinter den Anwesen führten. Die Gräben waren regelrechte Moorgräben.

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      Nach dem Kanalisationsbau wie hier in der Kaiserswaldstraße wurden die Straßen im alten Ortskern mit einer Bitumendecke befestigt und es wurden Gehwege angelegt.

      Mit dem Bau der Ortskanalisation wurde 1959 begonnen, sie wurde als Mischwassersystem gebaut und mündete in den Seegraben. Hauseigentümer, die Abwasser aus Küche, Bad und Toiletten einleiteten, mussten Hauskläranlagen bauen. In den Neubaugebieten wurde das Abwasser bereits getrennt. Heute wird das Abwasser des gesamten Stadtteils über einen Hauptsammler, der Mitte der 1970er-Jahre in Betrieb genommen wurde, dem Klärwerk Lahr zugeleitet. Die Hauskläranlagen sind seit dieser Zeit wieder außer Betrieb.

      Die Wasserversorgung

      Das Gebrauchswasser wurde bis vor nicht allzu langer Zeit mittels Schöpfbrunnen dem Grundwasser entnommen. Wie dies in noch früherer Zeit war, ist nicht überliefert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies durch auf Privatgrund gegrabene Brunnen und gemauerte Brunnen in der Bromergasse (heute: Blumenstraße) erfolgte. In der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden elektrische Hauswasserversorgungsanlagen („Wasserknechte“) von den Hauseigentümern eingebaut. Mit der Erschließung der Neubaugebiete und insbesondere dem Bau der Schornsiedlung wurde Kippenheimweiler an das Versorgungsnetz von Lahr angeschlossen. Dies galt jedoch nicht für den alten Ortskern. Erst 1976/77 war es so weit, dass nach zähem Ringen und endlosen Gesprächen ein sukzessiver Anschluss des Ortskerns erfolgte.

      Die Zeitzeugen Konrad Schneble und Hermann Weis, beide altgediente Gemeinde- und Ortschaftsräte, fassen zusammen:

      „Mit dem Bau der Kaiserswaldhalle war klar, dass etwas passieren muss. Es musste gewährleistet werden, dass in die Halle sauberes und