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Die Geschichte des Dorfes Wyhlert


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Schon um das Jahr 1765 war Jakob Meyer mit seiner Tochter Ursula nach Siebenbürgen ausgewandert und holte um 1773 seine Söhne Johannes, Jakob und Andreas nach.

      Ende des 19. Jahrhunderts (1886) wanderte Karl Weis (OSB Nr. 991) nach Australien aus und suchte dort sein Glück. Seine Söhne Georg und Friedrich folgten ihm 1894 nach.

      Dokumentiert ist dies auch in zwei Briefen, die ihm sein Bruder Wilhelm (OSB Nr. 989) nach Australien schrieb. Darin heißt es unter anderem: „Ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen. Denn alles kündet mir auf und will Geld, aber woher nehmen bei einem solchen Jahrgang. Nicht ein Mann im höchsten Alter sagt, das sei nie erlebt worden, dass kein Futter mehr gewachsen ist wie dieses Jahr. Mich kostet das Heu dieses Jahr über 400 Mark. In unserem Ort sind über 2.000 Zentner Heu aus Italien gekommen. Der Zentner kommt bereits auf 6 Mark, darum ist auch das Vieh wohlfeil. Der vorige Winter hat uns gar großen Schaden getan. Die Reben sind in Teilgegenden ganz verfroren.“

      3. Kapitel. Kippenheimweiler in der Zeit des 1. und des 2. Weltkriegs

      3. KAPITEL

      Kippenheimweiler in der Zeit des 1. und des 2. Weltkriegs

      Der Erste Weltkrieg von Stephan Hurst

      Der Erste Weltkrieg

      VON STEPHAN HURST

      Mit Beginn des Krieges wurde das Deutsche Reich von fast allen ausländischen Märkten abgeschnitten. Die Männer im wehrfähigen Alter wurden eingezogen. Sie fehlten überall und dringend in der Landwirtschaft, im Handwerk und in den Fabriken. Kriegsgefangene konnten dies nur beschränkt ausgleichen, und Frauen mussten zunehmend auch „Männertätigkeiten“ verrichten. Erschwerend kam hinzu, dass fast alle Pferde im Krieg eingesetzt wurden und nur Kühe sowie Ochsen als Zugtiere verblieben.

      In Kippenheimweiler hatte die Bevölkerung durch die hohe landwirtschaftliche Ausrichtung weniger Hunger zu leiden als die Stadtbevölkerung, jedoch war auch hier die Bevölkerung zu Abgaben gezwungen. So stand jeder Familie, abhängig von der Familiengröße, eine begrenzte Menge an Mehl, Fleisch und Eiern zu. Schokolade, Kaffee und Käse waren nicht erhältlich. Hausschlachtungen waren zwar noch möglich, jedoch nur mit besonderer Erlaubnis, und das Fleisch wurde auf die Familienration angerechnet. Durch den Krieg waren die Preissteigerungen enorm. Die Produktion an Brotgetreide zwischen der Zeit kurz vor dem Krieg und 1917 halbierte sich. Dinge des täglichen Gebrauchs verschlechterten sich zusehends. Seile, Papier und Stoffe waren kaum noch erhältlich, und wenn, dann in schlechter Qualität. Metalle mussten, soweit möglich, abgegeben werden. 1917 wurden die beiden größten Glocken der Kirche beschlagnahmt und für Kriegszwecke verwendet – ein schmerzhafter Eingriff auch in das religiöse Empfinden der Menschen im Dorf.

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      Der eingezogene Soldat Oswald Siefert (1882–1948) mit seiner Frau Karolina Zipf und den beiden Kindern Frieda und Richard im Hof des heutigen Anwesens Elsa und Bernhard Preschle

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      30 Kriegsteilnehmer aus Kippenheimweiler ließen auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Viele Heimkehrer wurden für ihr ganzes Leben durch die traumatischen Erlebnisse in den Schützengräben geprägt.

      Das Kriegerdenkmal vON STEPHAN HURST

      Das Kriegerdenkmal

      VON STEPHAN HURST

      Das Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gibt es heute nicht mehr. Es stand auf dem Platz vor der evangelischen Kirche in Richtung des Anwesens Bohnert und wurde in den 1970er-Jahren abgetragen und dann im Hochwald entsorgt. Dies wäre heute unter geschichtlichem Aspekt so nicht mehr denkbar, in jenen Jahren jedoch entsprach dies dem Zeitgeist. Das Denkmal hätte zudem restauriert und umfangreich ausgebessert werden müssen. Was hatte es mit dem Kriegerdenkmal auf sich, und wann wurde es errichtet?

      Ein Blick zurück: Nach dem verlorenen Weltkrieg änderte sich die Gestaltung von Kriegerdenkmälern erheblich. Galten vor 1918 die Denkmäler vor allem den Teilnehmern der siegreichen Kämpfe des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und waren diese geprägt vom stolzen Selbstbewusstsein des jungen Deutschen Reiches, so änderte sich dies nach 1918. Millionen von Toten und Verletzten wurden beklagt, der Krieg war verloren, und auch in Kippenheimweiler gab es viele Opfer. Allein im Ortssippenbuch sind 30 Gefallene benannt, für eine kleine Gemeinde wie Kippenheimweiler ein ungeheurer Aderlass. Viele Familien hatten Tote zu beklagen. Daher ist es nur zu verständlich, dass sich der Kriegerbund Kippenheimweiler am 20. April 1925 mit einem Baugesuch „zum Erstellen eines Kriegerdenkmals auf dem Kirchenplatz“ an die Gemeinde wandte. Karl Zipf als Bauherr und Vertreter des Kriegerbundes sowie der verantwortliche Bauleiter, Bildhauer Franz Sieferle aus Lahr, übergaben das Baugesuch mit Planunterlagen. Mit angehängt war auch die Zustimmung des direkten Nachbarn Friedrich Siefert, der erklärte, er habe gegen die Erstellung des Denkmals nichts einzuwenden.

      Nur wenige Tage später, am 28. April 1925, erteilte das evangelische Pfarramt Kippenheim seine Erlaubnis, auf dem der evangelischen Kirche gehörenden Platz ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Teilnehmer des Weltkrieges 1914–1918 aus Kippenheimweiler zu errichten. An die Erlaubnis knüpfte das Pfarramt einige Bedingungen, beispielsweise „dass der Kriegerbund auf Verlangen des evangelischen Kirchengemeinderats das Denkmal wieder zu entfernen hat für den Fall, dass die Kirchengemeinde den Platz selbst benötigt und für den Fall, dass sich durch die Errichtung des Denkmals irgendwelche Störungen des kirchlichen Lebens ergeben sollten“.

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      Dem Baugesuch wurde ein Situationsplan, datiert vom 15. April 1925, mit dem genauen Standort beigefügt. (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg, B717-2 Nr. 4380)

      Nachdem das Bauamt am 19. Mai 1925 seine Zustimmung gegeben hatte, konnte bereits am 29. Juni 1925 die Fertigstellung des Fundaments verkündet werden. Am 14. Juli 1925 erging an das Bezirksamt Lahr die Nachricht, „dass das Kriegerdenkmal planmäßig ausgeführt worden ist und die Besichtigung zu Beanstandungen keinen Anlass gab“. Leider ist nicht mehr bekannt, wann die Einweihung erfolgte. Sie dürfte wohl noch in der zweiten Jahreshälfte 1925 erfolgt sein.

      Heute ist es der mächtige Sandsteinblock an der Leichenhalle, der als Mahnmal für alle Opfer der Kriege steht. Er erinnert auch an die leidvolle Zeit des Zweiten Weltkrieges, welcher alleine in Kippenheimweiler 58 Gefallene, Vermisste und Tote forderte. Seine Inschrift lautet:

      „Gedenket der Gefallenen und Vermissten unserer Gemeinde 1870–1871/1914–1918/1939–1945 und der Männer, Frauen und Kinder, die in unserer Heimat im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten.“

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      Das Denkmal wurde links und rechts von steinernen Sitzbänken eingerahmt, die an der vorderen Seite durch zwei Pfeiler mit einem Stahlhelm abgeschlossen wurden. Im unteren Drittel sind alle Soldaten des Krieges 1914–1918 namentlich aufgeführt, darüber auf dem mittleren Segment die Soldaten des Krieges 1870/71. Links und rechts davon befinden sich zwei Bildnisse. Sie zeigen den Abschied 1914 sowie die Rückkehr 1918. Das obere Drittel schließt das Denkmal gestalterisch mit Stufen ab. Der Platz vor dem Denkmal ist eingekiest.

      Wylert in der Weimarer Republik und der NS-Zeit

      VON STEPHAN HURST