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Die Geschichte des Dorfes Wyhlert


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Schönheit“ und den Jungmädeln wurde ein, so im Heimatbrief vom April 1944 erwähnt, „sehr schönes Programm abgewickelt“.

      In den Morgenstunden des 10. Mai 1940 begann der Angriff der Wehrmacht auf Frankreich. Schon zuvor war eine Evakuierung der Dörfer in der Rheinschiene geplant, welche sich in einer Breite von etwa 20 Kilometern, der „Roten Zone“, befanden. Auch Kippenheimweiler war betroffen.

      Die Evakuierung der „Roten Zone“ erfolgte in den ersten Septembertagen des Jahres 1939. Am 3. September (nach der englischen und der französischen Kriegserklärung) kam der militärische Befehl zur sogenannten Freimachung der Wohngebiete.

      Dafür gab es gedruckte Weisungen. Die „Rote Zone“ sollte nicht nur zum Schutz der Zivilbevölkerung freigemacht werden, sondern auch zur Sicherstellung der Beweglichkeit der Wehrmacht.

      Der selbstständige oder vorzeitige Antritt des Rückmarsches, das eigenmächtige Verbleiben im Freimachungsgebiet und das Entfernen von einem Marschblock oder einer sonstigen Transporteinheit waren strengstens untersagt. Die Ausrüstung für den Marsch war einschließlich der Ausweispapiere und Urkunden festgelegt und auf 15 kg beschränkt.

      Nach etwa drei Monaten, zum Ende des Jahres 1939, konnten die zumeist Frauen und Kinder aus Ebingen / Württemberg wieder nach Kippenheimweiler zurückkehren, nachdem es am Rhein ruhig geblieben war und Soldaten am Westwall stationiert waren.

      Zeitzeugen erinnern sich:

      Martin Schmidt: Im Krieg annä 39 sinn sie ins Bayrische und Württembergische kumme, sie sinn jo alli furt kumme. D’Miädere, also d’Fraue mit kleini Kinder, un drno wu sie do annä 40 ieber Rhien gsieh sinn, no hänn sie widder kenne heim kumme. Des denkt mir noch.

      Stephan Hurst: Sinn do alli üs Wylert ins gliche Dorf kumme?

      Martin Schmidt: Nei, di sinn nit alli im gliche Dorf gsieh. Wu sinn sie z’erscht gsieh, im Bayrische oder wu, dert isch’s nit so rosig gsieh. Dann sinn sie nach Bitz bi Ebinge, do sinn sie binnere Frau gsieh, dert isch’s ne schun guet gange, drno. D’Großmuedder het immer gsait, ich geh nit furt, ender geh ich in dr Rhien.

      Werner Spathelfer (Jahrgang 1936): Mir sinn nach Bitz bi Ebinge kumme, ins Württebergische. Un do ware mir dann mit dr Lisa fier drei Monate ungfähr. Do war ich no nit in dr Schuel. Ja, so 43 oder 42 bin ich in d’Schuel kumme. Ja, do war ich drbi, minni Müdder un d’Lisa, un d’Chrischta un d’Geddl. Im Vadder sinni Schweschter, die ware au drbi. Un dann ware mir drei Monat in Bitz, un dann sin mir nochmol verlegt wore nach Augsburg. In Bitz do war des ä wunderscheni Zit, do häm mir jo hit noch Besuch, also Verbindunge beschtehn hit noch, un in Augsburg ischs uns ganz schlecht gange, un no het d’Müdder halt gsait, sie bliebt nimmi do, sie geht jetzt heim.

      Ingrid Karl: In welchere Form schlecht?

      Werner Spathelfer: Kei rechts Esse, kei rechti Zimmer, kei schlofe, nix. Midder Isebahn sinn mir dann heim, sinn mir dann ab. Bi so ä Nacht- und Nebelaktion isch ä Rot-Kriz-Isebahnzug in Augsburg gschdande, un in dänne sinn mir dann iegschdiege.

      Ingrid Karl: Ohne dass es jemand gwisst het?

      Werner Spathelfer: Ja, des het in Wylert eigentlich gar nieämä gwisst, dass mir kumme.

      Ingrid Karl: Des het d’Oma dann entschiede, ni?

      Werner Spathelfer: Minni Müdder het des dann entschiede, ja, dass mir gehn, mir bliebe jetzt nimmi, mir gehn jetzt heim. Dr Krieg war schun noch, aber die sinn nach Frankreich immer widder niehmarschiert, un do war bi uns nix me, do war Rueh. Un dann sinn mir dann halt heim, do hänn die Rotkriezschweschtere uns versorgt mit Esse un so Zeigs halt, un mit Trinke, des weiß ich noch guet.

      Die Männer blieben im Dorf und fuhren nicht mit ins Württembergische, aber auch einige Frauen. Christel Stark berichtet:

      Un d’Müdder isch nit gange, sie het gsait, sie losst d’Vadder nit alleinich un isch daheim bliebe. Awer der Reisekoffer, des war ä sone große Koffer üs Weide, der war packt im Fall eines Falles. Also mir sinn nit furtgange. Dann weiss ich vun Soldade, wu bie uns im Hüs ware oder do unde wars bi’s Gäßlers un’s Bührefiärers, uff däne beidi Ackere sin grossi Nussbeim gsieh, do henn si ä Barack ghan. Un d’Müdder un d’Schäre Ernschdin die hän gwäscht fier diä Soldade, do hab ich au ä Gigli Güzili kriägt, des war schun ebbis, denn erschtens hets jo au im Kriäg gar keini Sießigkeite gänn oder mr het hald Marke ghan, Läbensmittelkarde, un des was fier Schokolad oder Güzili war het miäße vun dr Zuckermärkli un des war jo dänn schun ä weng rar. Ja, so wars. Ja, un bis Schneble’s do war d’Gulaschkanon un mir Kinder sin als Kinder drno do ghockt, wu ebbs los war.

      Nach dem Krieg gegen Frankreich 1940 kehrte wieder Ruhe im Grenzgebiet ein. Die jungen Männer verdienten sich ein Zubrot beim Abbau des Stacheldrahtverbaus am Rhein:

      Martin Schmidt, Jahrgang 1924: No sinn mir jungi Kerli do num gange, un no hänn mir Schdacheldroht wegmacht. Um Nunnewier rum, z’Wittewier bis uff Kappel, dr ganz Rhien entlang. Un do hänn mir gschaftt, im Summer au, Summer wie Winter, bis mir drno iehzoge wore sinn. Un no sinn mir, im Dezember war ich 17, im Februar sinn mir gmuschdert wore un im März sinn mir schun zum Militär kumme. No isch des wieder äweg kumme, aber des hänn d’Soldade wu schdationiert gsieh sinn, annä 39, no isch der Schdacheldroht do hie kumme. Do isch nur Gras gwachse im Summer, do hesch nix meh kenne bühre. Un no hänn mir ä weng Geld verdient do, 45 Pfennig in dr Schdund hänn mir ghan. Des isch ä näddi Zit gsie fier uns, wer isch dabie gsieh, dr Becke Kurt, dr Krummholze Karl, dr Zipf Wilhelm doobe, des wäre mir gsie. No hänn mir als ieber dr Rhien, im Winder, hänn mir do gschafft. Do isch so ä Driller gsieh un ä Haschbel obedruff. No het einer miäse drille un einer het miäse dr Droht, sinn so Rolle gmacht wore, no isch des uff Laschtwäge wieder furttransbortiert wore.

      Am Dorf standen seinerzeit drei Westwallbunker:

      Werner Spathelfer: Do hämm mir jo drei Bunker ghan, do iebe, einer, wu d’Soldade gschosse hänn, einer war so ä Verpflegungsbunker un einer war wu dr Schdab drinn ghockt isch.

      Ingrid Karl: Un wo ware die Bunker: Im Wald?

      Werner Spathelfer: Nei, die ware grad so wu dr Baggersee jetzt isch, 150, 200 Meter oder 300 Meter vum Dorf weg.

      Im Frühjahr 1942 wurden die Nahrungsmittelrationen gekürzt, was zu verbreiteter Unzufriedenheit führte. Die meisten Männer waren im Krieg eingezogen, sodass zunehmend Kriegsgefangene aus den besetzten Gebieten in der Landwirtschaft aushelfen mussten. Auch in Kippenheimweiler.

      Die Frauen mussten neben den Jugendlichen und älteren Einwohnern verstärkt schwere Arbeiten verrichten und übernahmen sehr oft die Rolle der Männer.

      Die Auswirkungen des Krieges rückten insbesondere ab 1943 näher. Die Versorgungslage verschlechterte sich zusehends und die Meldungen mit den Todesnachrichten der umgekommenen Soldaten nahmen mehr und mehr zu. Insgesamt sind im Zweiten Weltkrieg 38 Gefallene aus Kippenheimweiler zu beklagen, zudem blieben 14 Männer vermisst. In Kippenheimweiler starben außerdem sechs Zivilisten: Wilhelm Stubanus, Lina Surbeck, Jakob Zipf, Karl Fleig, Otto Hurter und Hilda Hurter durch Beschuss.

      Ab dem Herbst 1944 nahmen die Angriffe aus der Luft bedrohlich zu. Die Luftangriffe der Jagdbomber (Jabos) wurden zur ständigen Gefahr für die auf dem Feld Arbeitenden.

      Herbert Zipf erinnert sich:

      Mir hän jo in Kippenewillert au Russe ghet, Gfangeni. Ins Lindewirts war au einer, un dr Gregor isch ins Burgermeischders gsi, der het a weng Ditsch kenne. Mir sin als Buebe mit dene Russe zamme gsi und hän däne Rauchware gänn, un dann hänn sie uns als ä weng Russisch glehrt un mir ihne Ditsch.

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      Normalerweise eine typische Männerarbeit: Lene Fleig geb. Weis beim Pflügen 1942

      Hilde