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Die Geschichte des Dorfes Wyhlert


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derfe owe beanschbruche, un d’Kuchi owe un ein Zimmer hett mian vermietet were. Hilde Schiff: Vieli sinn vum Rheinland kumme. Üsgebomdi au. S’Hurschte Maxe, denkt dir noch sell klei Hiesli, die hänn alle d’Halfti abgann un hänn sich mian beschränke. Renate Weis-Schiff: Sie sinn jo nit verwehnt gsi in sellene Johre un mir jo au nit. Die sinn froh und dankbar gsieh, wenn sie guet uffgnumme wore sinn, was die hinder sich ghan hänn. Die wu gar nix meh ghet hänn. Die sinn oft middem Koffer kumme un meh war nit drbie sunscht. Hilde Schiff: Hajo, des ware armi Litt, nit.

      Erst durch die Währungsreform am 20. Juni 1948 war es der Bevölkerung möglich, wieder vernünftige Waren für ihr Einkommen zu erhalten. Die Währungsgesetze der westlichen Alliierten sahen eine Barquote pro Kopf der Bevölkerung von 60 DM vor, von denen 40 DM am Sonntag, dem 20. Juni 1948, ausgezahlt wurden; der Rest folgte etwa zwei Monate später.

      Auch für die ins Dorf kommenden Flüchtlinge war es eine schwere Zeit, hatten sie doch oft bis auf weniges alles verloren: ihren Besitz, ihr Haus, ihre Grundstücke – und ihre Heimat.

      Mit wenig, dem, was auf dem Leiterwagen oder dem Handkarren Platz hatte, mit den Kindern und Angehörigen, kamen sie aus den Ostgebieten nach einer weiten, beschwerlichen und oft unvorstellbaren Odyssee mit Leid und Entbehrung im Westen an, auch in Kippenheimweiler.

      Die damals als Flüchtlinge Angekommenen fanden sich relativ zügig zurecht. Die Arbeit in der Landwirtschaft war für viele der Neubürger die erste Möglichkeit, wirtschaftlich Fuß zu fassen. Das Verständnis der Bevölkerung für die schwierige Lage der Flüchtlinge war groß, und entsprechend war die Hilfsbereitschaft eine Selbstverständlichkeit.

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      Ein vertrautes Bild der ausgehenden 50er-Jahre: Herbert Hurst (*1936) war von 1968 bis 1999 als Verwaltungsangestellter im Dienst der Gemeinde und betrieb bis Mitte der 1980er-Jahre seine Landwirtschaft im Nebenerwerb wie viele im Dorf. Die Reben hatte er bis 2007. In 272 Sitzungen schrieb er während seiner Dienstzeit exakt 1.408 Tagesordnungspunkte nieder und war im Rathaus eine Institution: So ging man in Kippenheimweiler in Verwaltungs-, Renten- oder öffentlichen Angelegenheiten nicht ins Rathaus, sondern einfach zum Herbert.

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      Bei einem Gartenfest des MGV Sängerrunde: Gefeiert wurde schon immer ausgiebig und gesellig so wie hier, v. l. n. r.: Julius Stubanus, Emil Fleig, Albert Traber, ?, Julius Zipf, ?, Georg Siefert, Friedrich Fleig.

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      Aufmerksam verfolgen die Landfrauen in der Küche der „Linde“ die Zubereitung von Speisen, v.l.n.r.: Landwirtschaftslehrerin Wissel sowie unter anderem Hilda Siefert, Luise Zipf, Sieglinde Siefert, Hilde Schiff, Mathilde Zipf, Lena Fleig, Lina Weinert.

      Ein 75-jähriger Altwylerter erinnert sich von Kurt Hertenstein

      Ein 75-jähriger Altwylerter erinnert sich

      VON KURT HERTENSTEIN

      Sehr geehrte Leser und Betrachter dieses Buches!

      Sehr begeistert bin ich vom Gelingen dieses Werkes mit den vielen Bildern, wozu an der Spitze Herr Stephan Hurst mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beigetragen hat. Besonders erfreut war ich darüber, als ich Ende März 2014 in einer Besprechung bei Stephan Hurst die Younglady Anna-Luise Labelle angetroffen habe. Sie half auch aktiv bei der Gestaltung des Buches mit, obwohl sie mit ihren Eltern lange Zeit in Kanada lebte.

      Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde ich am 29. Januar 1940 in Kippenheimweiler geboren. Damals war in der Regel die Hebamme zuständig, besonders in der ländlichen Region. In meinem Falle war es Frau Christina Zipf, die Ehefrau vom Bahnbeamten Hermann Zipf. Die zwei waren die Urgroßeltern unserer Buchmitverfasserin Anna-Luise Labelle. Als mein Vater Ludwig Hertenstein einmal Fronturlaub bekam, war natürlich die Wiedersehensfreude mit seiner Frau, meiner Mutter Lydia geb. Zipf, so überwältigend, dass neun Monate später meine Schwester Margrit geboren wurde. Doch dann stand die Mutter mit dem landwirtschaftlichen Betrieb wieder alleine da. Glücklicherweise standen die Dorfbewohner zusammen; besonders die Familie Studer mit den ältesten Buben Richard, Bernhard und dem Vater Karl seien hier dankenswert erwähnt. Bei schweren Erntearbeiten halfen sie immer mit. Mein Vater Ludwig war nicht lange in Kriegsgefangenschaft. Er war in Frankreich bei einem landwirtschaftlichen Betrieb interniert und es ereilte ihn kurz vor Kriegsende ein Herzinfarkt im Alter von 42 Jahren. Nach der Behandlung in einer Straßburger Klinik kam er nach Hause. Das dritte Kind, mein Bruder Gerhard, kam zur Zeit der Währungsreform am 14. Juni 1948 zur Welt und ich höre noch heute meinen Vater sagen, dass er die Hebamme noch mit Reichsmark bezahlt habe, welche dann zu 90 Prozent abgewertet worden war.

      Zu dieser Zeit wurden die Kinder auf dem Land stark zur Mithilfe in der Landwirtschaft herangezogen. Neben der Arbeit im Feld in den Sommermonaten musste ich auch im Winter ran; der Vater war als Holzmacher im Gemeindewald tätig. Dorthin mussten wir Schüler immer das Mittagessen bringen, zu Fuß bis in den „Dürren Schlag“ im Unterwald. Meistens waren wir zwei Stunden unterwegs. Dann begann die Arbeit zu Hause mit Rübenputzen, Heu vom Heuschober herunterwerfen, die Stallhasen füttern, die Eier aus den Hühnernestern holen oder in der Rübenmiete auf dem Feld weiße Rüben und Runkelrüben holen. Da kam keine Langeweile mit null Bock auf wie oft in der heutigen Zeit. Doch an frostigen Tagen blieb auch mal Zeit zum Schlittschuhlaufen, meistens bei der „Hanfrözi“, beim Rebweg am Bahndamm. Dort in dem großen Weiher konnte man übrigens im Sommer auch baden gehen. In den ersten Nachkriegsjahren fuhr dort immer 10 Minuten vor 16 Uhr der Amerikanerzug vorbei mit Soldaten oder Zivilpersonen. Nicht umsonst warteten wir am Bahndamm, bis Päckchen voller Bohnenkaffee oder Schokoladentafeln von den Fahrgästen aus dem Zug geworfen wurden. Eishockey wurde damals auch schon gespielt.

      Natürlich war die „Kinderarbeit“ in der Landwirtschaft nicht ganz ungefährlich. Im Alter von sieben Jahren musste ich abends immer Rüben rätschen. Die Rübenmühle hatte an der unten frei liegenden Walze viele Stahlzähne, die in gebogener Form ca. 5 cm lang und 1 cm stark waren. Die Mühle war etwa 1,50 m hoch, frei hängend und mit zwei Flacheisen an der Wand befestigt. Oben war ein Kasten aus Holz, in den die Rüben eingefüllt wurden. Als die Mühle am Laufen war, angetrieben vom Futterschneidemotor mit 1 kW, hielt ich mich oben am Einfüllkasten fest und zog mich hoch, die Füße an der Wand auf die Flacheisen gestellt. Ich wollte ja nur mal sehen, was da drinnen ablief, doch meine Neugier wurde bestraft. Danach nahm die Entwicklung ihren Lauf und ich war vermutlich der erste Mensch in Deutschland, der unter Zuhilfenahme des linken Knies einen Motor zum Stehen brachte. Vater war zum Rübenholen in der Scheune und hörte das Stottern des Motors. Da er der Meinung war, es sei eine Rübe zwischen Riemen und Antriebsrad geraten, rief er mir von draußen zu: „Kurt, stell ab!“ Vor Angst gab ich jedoch keine Antwort. Vater kam in den Futtergang und sah die Bescherung. Er stellte den Motor aus und befreite mich aus der misslichen Lage: Einer der Stahlhaken hatte sich in mein Schienbein unterhalb des Knies eingegraben. 1947 war es mit Krankentransporten noch nicht so weit her. Meine Eltern setzten mich in den Schesenwagen und Mutter marschierte mit mir nach Kippenheim zum Hausarzt Dr. Eggs neben der Eisenhandlung Müller in der Hauptstraße. Dieser nähte die offene Wunde ohne Narkose zu.

      Wir drei Kinder bei Hertensteins in der Bahnhofstraße wurden „in der Zucht und Vermahnung zum Herrn“ erzogen und mussten regelmäßig zum Gottesdienst. Dafür sorgte hauptsächlich die Großmutter Christine, welche eine sehr fromme Frau war. Und als nach Pfarrer Wiederkehr Pfarrer Henschke die evangelischen Kirchengemeinden Kippenheim und Kippenheimweiler übernahm, konnte man einen Anstieg der Kirchgängeranzahl feststellen. Sein Slogan war: „Ein Sonntag ohne Gottesdienst ist kein Sonntag.“ Auch das Opfergeld beim Gottesdienst stieg etwas an, denn wenn der Pfarrer um das Opfergeld bat, war sein Spruch immer: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

      Bekanntlich wurden ja während des Zweiten Weltkrieges in den meisten Kirchen die Glocken zum Bau von Geschützen und sonstigen Waffen demontiert.