Andrew Taylor Still

Das große Still-Kompendium


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manualmedizinischen Verfahren ist kaum mehr möglich:

      „In Europa werden darunter [Anm.:… unter der Osteopathie] unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen Manuelle Medizin, Manualtherapie, Chirotherapie und Chiropraktik werden teils synonym gebraucht.“ 3

      Die moderne Osteopathie verschwindet quasi im black hole der ‚heroischen‘ Medizin.

      Zu den Einführungen

      Stills Osteopathie ist also salutogenetisch ausgerichtet. Sie ist aber auch eine eigenständige Medizinphilosophie; eine Einschätzung die ebenfalls immer wieder heftigst bestritten wird. Hier vertraue ich der Einschätzung von Experten, zu denen Dr. Pöttner mit Sicherheit zählt.

      Im Anschluss an Herrn Dr, Pöttners Ausführungen folgen einige Bemerkungen zu m. E. nach zentralen Begriffen bei Still, damit es Ihnen leichter fällt seine Begriffe aus heutiger Sicht besser interpretieren zu können.

      Mit den Einführungen wird es Ihnen leichter fallen, durch die Brille jener Zeit zu blicken, um besser verstehen zu können welch faszinierendes Weltbild Still besaß und welch komplexe Gedanken hinter seiner klassischen Osteopathie tatsächlich stecken. Begegnen Sie einer Osteopathie, die sich nicht um Berufspolitik kümmert und die weit mehr ist, als nur eine Behandlungsmethode. Für Still war sie jedenfalls primär „[…] ein aggressiver Feldzug für die Liebe, die Wahrheit und Menschlichkeit.“ [Autobiografie]

      Ein poetischer Schluss…

      Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Osteopathie gehört oder gelernt haben. Werden Sie zu einem unbeschriebenen Blatt Papier und lassen sie Still seine verborgenen Erkenntnisse auf dieses Blatt übertragen. Er wird viele Blätter brauchen und am Ende werden Sie ein ganz persönliches imaginäres Buch besitzen, welches nur zu Ihnen passt und nur Ihnen gehören wird. Und das Faszinierendste an diesem – Ihrem – Buch wird sein, dass es sich jedes mal, wenn Sie in Stills Texten lesen, entsprechend Ihrer persönlichen Entwicklung neu schreiben und mitentwickeln wird.

      Nicht Stills gesammelte Werke sind – wie manchmal von Still-Enthusiasten fälschlich behauptet wird – die ‚Bibel‘ der Osteopathie, sondern allein dieses, Ihr ganz persönliches imaginäres Buch.

      Ich diesem Sinn wünsche Ihnen viele Abenteuer beim Lesen und wie immer:

      Viele Freude und Erfolg mit Ihrer Osteopathie!

      Christian Hartmann

       September 2013, Pähl

      VORWORT DES HERAUSGEBERS (2005)

      Wer hätte das gedacht? Gut zwei Jahre nach dem Erscheinen der Deutschen Erstauflage Abb Werke von Andrew Taylor Still, dem Entdecker der Osteopathie, war die Erstauflage des Sammelwerks aller vier Monografien restlos vergriffen. Damit hatte ich als Verleger beim besten Willen nicht gerechnet und plötzlich stand ich vor der Entscheidung die anhaltende Nachfrage mit einem unveränderten Nachdruck zu bedienen, oder die bereits begonnene Überarbeitung sorgfältigst zu Ende zu führen und ggf. den Unmut ungeduldiger Kunden in Kauf zu nehmen.

      Da seit 2002, dem Erscheinen der Erstauflage bezüglich der Lebensgeschichte Stills zahlreiche z. T. ausgesprochen bedeutsame Entdeckungen gemacht wurden – beispielsweise seine Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge in Kirksville oder der Einfluss von Herbert Spencers Evolutionstheorie – konnte die Terminologie der Erstauflage nicht mehr guten Gewissens unverändert belassen werden.4 Viele Erläuterungen und Anmerkungen wurden notwendig, um dem Leser auch einen tieferen Einblick in die geschichtlichen, philosophischen und spirituellen Hintergründe von Stills Schriften zu ermöglichen. So entschloss ich mich für den zweiten Weg der sorgfältigen Überarbeitung.

      Die einzelnen Monografien wurden von Herrn Dr. Martin Pöttner bezüglich Übersetzung, Stil, Terminologie und inhaltlicher Konsistenz in einjähriger Arbeit auf ein Niveau gebracht, das nun auch dem wissenschaftlichen Standard entspricht und dementsprechend verwendet werden kann. An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Pöttner meinen ausdrücklichen Dank für die Geduld, das tiefe Fachwissen und die teilweise harten, aber immer fruchtbaren Diskussionen aussprechen. Ohne sein außergewöhnliches Engagement wären den deutschsprachigen Osteopathen viele neue Zugänge zum Verständnis der osteopathischen Philosophie Stills verschlossen geblieben.

      Bei der Beantwortung historischer Fragen zur Person Stills und umgangssprachlichen Fragen, die bei Stills aus heutiger Sicht ausgesprochen eigenwilliger und oft schwer verständlicher Sprache auftauchten, wurde Herr Dr. Pöttner von der ausgewiesenen Still-Expertin der Gegenwart, Frau Jane Stark, DO, aus Kanada, unterstützt. Auch ihr möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Zusammenarbeit danken.

      Mein ganz besonderer Dank geht aber an allen Interessenten an der klassischen Osteopathie. Ohne Sie wäre eine derartig qualitativ hochwertige Überarbeitung ebenso unmöglich gewesen.

      Und zum Schluss noch ein ganz persönlicher Tipp, der mir besonders am Herzen liegt: Bevor Sie sich auf Stills Texte stürzen, sollten Sie die nun folgenden Einleitungen sorgfältigst lesen. Betrachten Sie sie als eine Art ‚Zeitmaschinen-Lesebrille‘, mit der unsichtbare Aussagen zwischen den Zeilen plötzlich sichtbar werden können. Es scheint fast, als habe Still seine Bücher absichtlich so konzipiert, dass sich nur dem aufmerksamen Leser, der keine seine Texte immer und immer wieder vorurteilsfrei studiert, die wahre Dimension und Bedeutung der ‚Osteopathie‘ langsam aber mächtig erschließt.

      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine berührende und spannende Lektüre!

      Christian Hartmann

       Juli 2005, Kreta

      PREFACE JANE STARK5 (2005)

      „I leave you to study and practice the philosophy of osteopathy as here set forth, governing yourselves accordingly and forming conclusions of your own, based upon the day-by-day‘s unfolding of the science.“

      A. T. Still, Research and Practice, 1910

      Dear ‚kind-hearted geniuses‘, You are so privileged to have in your osteopathic hands the words and writing of A. T. Still in your native language. For years, some of Still’s writing was no even available to an English audience, and now, after much rigorous work, his work is available to the German speaking Osteopaths and osteopathic students.

      I intentionally distinguished between words and writing, because, the words are key to understanding the writing but the writing – the entire body of his work – is the key to understand Still’s Osteopathy.

      Still’s writing although only a century old was written by a man, who for many of us would be considered in his retirement years. It is those years prior to retirement – from 1828 – 1987, the years of living on the pioneer frontier of America; of hunting and killing or growing his own food; of fighting for anti-racism (known as abolitionism); of having 8 of 13 children die; of participating in the Civil War; of experiencing the assassination of the country’s most beloved presidents – Abraham Lincoln; of witnessing the inventions of the Morse code, the steam engine and electricity; of his relentless search for the seat of the soul: and of his painstakingly working out, against much ridicule, the philosophy of Osteopathy. This was the backdrop upon which Still’s life revolved and it was these life-experi-ences, that he drew upon, and which are richly reflected throughout his words and ultimately his writing.

      Still was difficult to understand even in his own era. In a tribute to A. T. Still following his death in 1917, by the president of the University in Kirksville who knew Still for 4 years explained – „It was not easy for us to understand Dr. Still.“ Yet, in his tribute he recalled that difficulty was „[…] because we hadn’t eyes to see – creative, reflective, unquenchable soul power.“ Even the instructors and students at his school of Osteopathy found him difficult to understand. W. J. Conner,