der einen oder anderen Orgie, konnte sie die Anführer der Partei relativ schnell überzeugen, dass die Vril-Gesellschaft ihnen zur Macht verhelfen konnte. Im Hintergrund baute man eine zweite Führungsebene aus okkulten Gruppierungen auf, die die wahren Machthaber in Deutschland waren. 1938 brach eine Expedition in die Antarktis auf, um dort die neue Heimat für die Aldeberaner und ihre Verbündeten zu schaffen. Neuschwabenland nannte man dieses Fleckchen Erde, dass sich – ganz im Gegensatz zum Rest der Antarktis – durch viele eisfreie Seen auszeichnete und über einen Unterwasser-Zugang zum Wostoksee verfügte. Dieser See befand sich unter einer 4 Kilometer dicken Eisschicht, hatte sein eigenes, mitteleuropäisches Klima und eignete sich perfekt als uneinnehmbare Festung für die Aliens.
Nach einigen sehr erfolgreichen Jahren, wurde der Fehler im Plan immer deutlicher. Der „Führer“ verfolgte immer mehr seine eigenen Pläne und war kaum noch zu kontrollieren. Selbst mit okkulten Sexpraktiken konnte man ihn nicht locken, da er in einer zölibatären Verbindung mit einem Schäferhund lebte. Der Krieg brach über ganz Europa herein und man sah das eigene Werk schon in Trümmern.
Aber Maria gab ihren Traum nicht auf. Wenn sie den Krieg schon nicht direkt beenden konnte, so konnte sie doch dafür sorgen, dass er nicht zu lange dauern würde. Sie nutze den Größenwahn des Österreichers und ließ ihm über ihre Hintermänner immer neue Kriegsziele ins Ohr flüstern. Das deutsche Volk brauche Raum und der läge im Osten, im Westen, im Norden, in Afrika und … Bald war Deutschland an allen Fronten im Krieg. Mit Liebe zum Detail ersann sie völlig unsinnige strategische Fehler und schummelte sie dem „Führer“ als neuste Berichte seiner Generäle unter. Zeitgleich wurde in Neuschwabenland weiter gebaut und 1943 die Basis 211 fertiggestellt. Bald darauf landete die Aldebaran dort, winkten aber nur kurz und verschwanden dann in das innere Erde, die – zur Verblüffung aller – völlig hohl war und in ihrem Inneren ein Paradies für Aliens mit der richtigen Landkarte bereithielt. Damit ihre neue Heimat nicht zum Paradies für andere wurde, schlossen sie die Tür schnell wieder hinter sich und suchten sich ihre Gastarbeiter sehr genau aus – sehr zum Missfallen aller Beteiligten auf der anderen Seite. Aber die Aliens hielten auch ihr Wort und gaben dem geheimen Kommando die Baupläne für eine unbegrenzte Energiequelle und Flugscheiben. Mit diesem neuen Wissen ausgestattet machte man sich direkt ans Werk und erbaute die ersten Reichsflugscheiben des Models Haunebu. Kriegsentscheidend wurden diese Wunderwaffen dank strikter Order der Aldeberaner aber nie und man beschränkte sich darauf, hin und wieder Ausflüge zur Area 51 zu machen oder in abgelegenen Regionen Testflüge zu unternehmen.
Der Krieg in der alten Heimat endete bald und sehr zum Missfallen der Neuschwabenländer erreichten 1945 die U-Boote U530 und U977 mit der Führungsriege der Nazis die Basis 211. Mit an Bord waren auch der Führer und seine „Assistentin“ Eva Braun. Da man sich nicht offen gegen die Machthaber wehren konnte, wurden sie an Land gelassen. Man konnte aber aushandeln, dass für das Bodenpersonal kein Platz mehr auf der Basis war. Sie wurden nach Argentinien geschickt, wo schon viele alte Freunde auf sie warteten.
So verging Jahr um Jahr in der kleinen deutschen Kolonie am südlichsten Punkt der Erde. Neue Generationen wuchsen heran, geprägt vom Geist der Heimat und des wahren Deutschtums. Aber man war auch nicht völlig abgeschnitten von der restlichen Welt, wenn auch immer der Zeit etwas hinterher. Die Popkultur des 21. Jahrhunderts hielt auch hier irgendwann Einzug. Viele der Altnazis waren über die Jahre verstorben. Nur der Führer und die Damen der Vril-Gesellschaft leben noch. Letztere haben als die Vrilettes eine sehr erfolgreiche Karriere im Schlagergeschäft auf der Basis Neuschwabenland aufgebaut.
Auf einem der Versorgungsflüge des Reichflugscheiben-Geschwaders „Waschbär“, um VHS-Kassetten zurück zur Videothek in Nordkorea zu bringen, verlor der Adjutant des Kommandanten der Basis, Friedrich von Humpitz, seine Tagebuch in einem Starbucks, welches hiermit das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Vieles mag dem Leser seltsam vorkommen, anderes wiederum sehr bekannt, denn auch auf Neuschwabenland blieb die Zeit nicht stehen – jedenfalls nicht in allen Belangen. Friedrich von Humpitz ist kein Mann vieler Worte. Seine niedergeschriebenen Eindrücke sind oft skizzenhaft und bestehen aus einzelnen Sätzen. Aber sie geben einen guten Einblick in das Leben auf Neuschwabenland. Auch dort leben Menschen und ihre Probleme, Sorgen sind überall gleich, auch auf einer kleinen Ufo-Basis voller Nazis.
HARTUNG 5013
nach atlantischer Zeitrechnung
Monatsbefehl: Weltherrschaft.
Schon wieder.
Neuschwabenland 1. 1. 5013
Endlich Feierabend und ich fühle mich deutlich unterbiert. Direkt zu Beginn des Jahres musste ich vor versammelter Mannschaft gestehen, dass unsere Mission, der alten Heimat ein Lebenszeichen von uns zu schicken, völlig gescheitert war. All die Jahre Arbeit waren umsonst. Dabei haben wir mit den modernsten Mitteln gearbeitet. Die politische Sprache des 21. Jahrhunderts ist der Terror, nur so hören einem die Politiker überhaupt noch zu. Vorbei sind die Zeiten, in denen man mit lautstarken Reden und rollendem R noch Menschenmassen bewegen konnte. Wir sollten eine Terrorzelle in Deutschland aufbauen und so offensichtlich handeln lassen, dass der Verdacht direkt auf uns fallen würde. Wir wollten uns wieder ins Gespräch bringen. Wir hatten alles extrem gut vorbereitet. Ich hatte die dümmsten Mitläufer – Verzeihung – patriotischsten Kameraden aus dem Osten Deutschlands für uns gewonnen und sie mit Waffen versorgt. Diese sollten eigentlich nie zum Einsatz kommen, denn wir wollten ja nur Angst und Schrecken säen, niemanden verletzen. Wir haben sogar einen Anschlag auf ein Lokal gemacht, in dem regelmäßig ein Verfassungsschützer verkehrte. Aber nichts! Keine Reaktion. Die ganze Mission geriet völlig außer Kontrolle. Die Kameraden begannen tatsächlich Ausländer zu töten und der Verfassungsschutz suchte lieber in einem nicht vorhandenen kriminellen Milieu der Dönerbudenbesitzer. Warum sollten wir die Grundlage der deutschen Ernährungspyramide angreifen und damit die Arbeitskraft des Volkes schwächen? Das war diesen „Kameraden“ einfach nicht klar zu machen. Es ging um Aufmerksamkeit, mehr nicht. Sobald wir in Deutschland wieder an der Macht sind, werden wir diesen Verfassungsschutz abschaffen. Der ist wirklich zu gar nichts zu gebrauchen.
Neuschwabenland 2. 1. 5013
Habe heute zwei Stufen auf einmal auf der Treppe in den Keller genommen. Mir muss also niemand mehr etwas von einer Nahtoderfahrung erzählen.
Neuschwabenland 3. 1. 5013
Irgendwo auf der Welt zündet sich gerade jemand nach einer durchzechten Nacht seine letzte Zigarette verkehrt herum an. Ein Gedanke, der mich selbst in tiefster Traurigkeit erheitert.
Neuschwabenland 4. 1. 5013
Heute ist Happy Hour im Swinger Club „Lebensborn“. Frauen mit Eisprung zahlen die Hälfte. Die Geburtszahlen auf der Basis sind wieder dramatisch zurückgegangen.
Neuschwabenland 5. 1. 5013
Seit über 90 Jahren ist unsere Vril-Technologie nun im Einsatz. Seit 45 Jahren versorgen wir damit die ganze Station. Freie Energie und nur wir wissen davon. Der Rest der Welt versucht alternative Energiequellen zu finden, Wind, Wasser, sogar Sonne. Dabei ist die Sonne doch kalt. Das wissen auch nur die wenigsten. Die neuste Idee dieser „Wissenschaftler“ ist Fracking. Unter hohem Druck jagen sie eine hochtoxische Flüssigkeit in die Erde und hoffen, dass etwas Sinnvolles hochkommt. Ich hatte mal den Mund voller Kaffee und musste niesen. Das reicht mir als praktisches Beispiel für die katastrophalen Folgen dieser Technik.
Neuschwabenland 6. 1. 5013
Unzufriedenheit bei den Kameraden, dass das Thema des Bastelnachmittags schon wieder Dinosauriereier-Ausblasen und Bemalen mit Runenmotiven ist. Sie haben vielleicht recht. Abwechslung muss her. Für nächste Woche werde ich Pinguineier bestellen.
Neuschwabenland 7. 1. 5013
Wir