Tino Hemmann

Blinde Krokodile


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       Tino Hemmann

       BLINDE KROKODILE

       Action-Komödie

      Engelsdorfer Verlag

       Leipzig

       2013

      Bibliografische Information durch die Deutsche

      Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Coverbilder © julien tromeur - Fotolia.com

       www.tino-hemmann.de

      1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      ISBN 978-3-95-488983-9

       www.engelsdorfer-verlag.de

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Hosenbisla und Feuerbackerl

       Abstieg

       Der schmutzige Mann

       Jonny – the narcissistic man

       Eine unglückliche Familie

       Entführt

       Familienzusammenführung

       Die Mafiosi erhalten ihren Auftrag

       Zweisitzer für drei Sitzer

       Der erste Ausflug

       Gefährliche Pizza

       Der Krieg beginnt

       Vuvuzelas und ähnliche Waffen

       Die Verfolgungsjagd

       Finale

       Epilog

       Weitere Werke

      Hosenbisla und Feuerbackerl

      Das Leben ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken. Das Leben eines beleibten und unter Umständen tatsächlich erkrankten Mannes schon gar nicht.

      So geschah es zu Beginn der wenig goldenen 70er Jahre, dass in einer kleinstädtischen bayerischen Klinik ein Kind das trübe Licht des Kreißsaals von Kleinfingerroda erblicken musste, dem von Beginn an nicht Gutes vergönnt sein sollte. Um das Mitleid des Lesers noch ein wenig zu strapazieren, sei hier eine Anekdote erzählt, die bereits geschah, da unser Protagonist erst deutlich weniger als vierundzwanzig Stunden auf der Welt weilte, genau genommen acht Stunden und zweiundzwanzig Minuten.

      Durch das Milchglas einer Zwischentür, von der schon so manche Farbschicht abgeblättert war, sah man nur einen schwachen Lichtschein. Ein Baby brüllte wie am Spieß, gerade so, als hasste es all die bestens situierten und angeblich ingezüchteten Nachkommen der Kleinfingerrodaer Bürgerschaft, die schlafend in den Nachbarbetten aufbewahrt wurden.

      In der Geburtenstation erhob sich schwerfällig eine blutjunge, unbedarfte, päpstlich anmutende Kinderkrankenschwester. Wütend warf sie ein mittelmäßiges Romanheft auf das Tischchen vor sich und war als aufgebäumter Schatten hinter dem Milchglas der Tür zu erkennen. Der näherte sich wie ein feuerspeiender Drache dem Bettchen des brüllenden Knaben.

      »Oa Bua! Willst du wohl endlich ruhig sein, Hosenbisla?«, schimpfte die Krankenschwester. »Du weckst mir noch die ganze Station auf! – Hier, nimm deinen Schnuller!« Rabiat steckte sie dem pausbackigen Winzling einen pinkfarbenen Schnuller zwischen die rosablauen Lippen. »Und jetzt halt bittschön gefälligst die Klappe!«

      Das Baby war nur für sehr kurze Zeit still. Dann war ein »Blubb« zu hören und es schrie erneut.

      Geschwind erklang eine bekannte Stimme, die das Schreien des Kindes zu übertönen versuchte: »Mein Gott! Oa Bua! Du machst mi wahnsinnig! Nun sei endlich ruhig, Karl!« Ein deutliches Klatschen war zu hören, woraufhin tatsächlich Ruhe einkehrte.

      »Na bitte. Geht doch«, stellte die Schwester mit einer gewissen inneren Genugtuung fest und fragte sich abschließend: »Wie kann man sein Kind nur Valentin nennen, wenn der Nachname Karl ist?«

      Kurz darauf widmete sie sich mit größter Aufmerksamkeit ihrem höchst lapidaren Romanheftchen.

      Nun ja. »Karl Valentin!«, riefen alle sich selbst zur erzieherischen Vormundschaft erhobenen Erwachsenen den mühsam heranwachsenden Jüngling. Ständig geforderte Nahrungsaufnahmeriten sorgten dafür, dass er zunächst zwar in die Breite, doch weniger in die Länge wuchs. »Karl Valentin!« Und immer antwortete der Kleine, böse und entwürdigende Blicke erhaschend: »Ich heiße aber nicht Karl Valentin. Mein Name ist Valentin Karl.«

      Der noch kleine Valentin wurde bereits im beschaulichen Alter von vier Jahren zum Abtrainieren der frühkindlichen Speckrolle in das glorreiche Nachwuchs-Fußballteam vom Grün-Blau Kleinfingerrodaer 1864 e. V. zwangsinvolviert. Dort stieg er mangels Willen zunächst nur zum Ballholer für die anderen Knirpse auf. Anfangs stolperte er häufig über die allzu langen Schnürsenkel der knochenharten Fußballtreter oder ihm rutschte die bis zu den Knöcheln reichende Turnhose unter den Bauch, so dass er auf den Saum trat und schwere Stürze erleiden musste, was amüsierte Väter der anderen Kicker zu blöden Kommentaren veranlasste.

      »Feuerbackerl! Hams di vom FC di noh immer ni gfund?« Oder: »Feuerbackerl! Bua, Schweinswiaschtl, hots di? Hosnbisla! Des Fuassboispui dauert noh a ganze hoibe Stund!«

      Valentin hörte an diesen Bemerkungen vorbei. Stattdessen lernte er nur für sich allein das Dribbeln und das Schießen mit dem äußerst schweren und harten Fußball. Das Spiel selbst hätte ihm wahrscheinlich richtig gut gefallen, wenn da nicht ständig die extrem langen Wege gewesen wären, die er gehen musste, um den Ball zu erhaschen. Und weil beim Rennen seine Wangen stets rot zu leuchten begannen,