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Von Kräutertee bis Fleischeslust


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grad zu ihrem „Mahl Termin“

      War ein Länderspiel zu sehn.

      Ein großes Spiel, bei der WM,

      es nicht zu sehen wär plem plem.

      Nur, wenn Oma sich was vorgenommen,

      gab’s für die andern kein Entkommen.

      Die Enkelin hat die Idee:

      „Oma plagt ein Rücken Weh.

      Ein Wellness Abend, wär doch was,

      an dem die Oma hätte Spaß.

      Ich hab noch einen Gutschein hier,

      diesen schenken wir jetzt ihr.

      Der Oma müssen wir nur sagen,

      er wäre gut für ihre Plagen.

      Die Kohlrouladen sie sind auch,

      noch Morgen gut für unsren Bauch.“

      Da lächelt Opa leicht verschmitzt,

      diese Sache ist geritzt.

      Bevor die Oma angefangen,

      ist man schnell zu ihr gegangen.

      „Ach Oma, lass die Arbeit sein,

      ich hab hier was gegen die Pein.

      Du erzählst uns schon seit Tagen,

      Rückenschmerzen Dich so plagen.

      Hier mit diesem Wellness-Schein,

      laden wir Dich alle ein.

      Heute sollst Du Dich mal pflegen,

      für den Rücken wär’s ein Segen.

      Darum bleibt die Küche zu,

      heute zählst für uns nur Du.“

      Da sagt die Oma aufgeräumt:

      „Davon hab ich schon lang geträumt.

      Gern nehme ich die Wellness wahr,

      sie wird mir helfen, wunderbar.

      Was Ihr heut macht, kann ich mir denken,

      Ihr werdet Euch den Fußball schenken.

      Schon haben wir heut alle Spaß,

      ich gehe jetzt und wünsch Euch was.“

      Kaum war die Oma ausgegangen,

      hat die Party angefangen.

      Trikots, Fähnchen und die Tröten,

      Limos, Bierchen auch von Nöten.

      Das Wohnzimmer wird zur Tribüne,

      bequem und preiswert ist das schöne.

      Derweil steht Oma vor dem Center,

      „Heute zu“, steht da im Fenster.

      „Nun gut“, denkt Oma, „geh ich halt schoppen,

      lass mich doch von so etwas nicht stoppen.“

      Oma ihre Schritte zum Marktplatz lenkt

      und die Sonne hoch vom Himmel sengt.

      „Im Kaufhaus ist es bestimmt ganz kühl“,

      denkt Oma und hat ein neues Ziel.

      Im Kaufhaus, schön, fast ganz allein,

      kauft Oma für sich etwas ein.

      Dann geht sie in das Restaurant

      und wird begrüßt sehr charmant.

      Der Kellner empfiehlt das Tagesgericht,

      „Kohlroulade“ Oma glaubt es nicht

       Die Entsorgerin

       Bettina Döblitz

      „Mensch Alte, lass die Tasche los, oder muss ich erst zuschlagen?“ Edith Auersbach bleibt nichts anderes übrig, als ihre Tasche dem jungen Mann auszuhändigen. Fassungslos steht sie daneben, und sieht zu, wie er den Inhalt auf den regennassen Bürgersteig kippt.

      Der junge Mann wird wütend, weil er nur 15 Euro im Portemonnaie findet. Achtlos trampelt er auf all ihren kleinen Erinnerungsstücken herum. Ihr Schminkdöschen zerbricht unter seinen groben Sohlen in tausend Stücke. Das Pillendöschen platzt auf und ihre tägliche Tablettenration wird unbrauchbar.

      Edith will das vergilbte Foto ihres verstorbenen Erwin noch schnell aufheben, doch der Typ stößt sie grob zu Boden und tritt das Bild einfach in den Matsch. Edith schluchzt auf.

      Nicht nur, weil sie sich beim Sturz wehgetan hat, sondern weil das Bild unwiederbringlich zerstört ist. Wieder ein gemeiner Mensch!

      „Das ist doch nicht Alles! Du hast doch noch mehr Kohle!,“ drohend steht er vor ihr.

      „Komm, steh’ auf Oma. Jetzt gehen wir zu dir nach Hause.“ Er hebt ihren Schlüssel auf und wirft ihn in ihren Schoß „Und mach jetzt bloß keine Faxen sonst kriegst’e was aufs Maul, kapiert!“

      Edith rappelt sich mühsam wieder hoch und läuft mit schmerzenden Beinen neben dem Mann her. Er stößt sie immer weiter vorwärts, die Welheimer Mark hoch an den Feldern vorbei Richtung Haverkamp.

      Es regnet in Strömen und niemand ist zu sehen. Wer geht bei so einem Unwetter auch schon freiwillig vor die Tür. Die vereinzelten Autofahrer, die vorbeifahren, konzentrieren sich auf die regennasse Straße und nicht auf irgendwelche Passanten.

      Im Gegenteil: Bei den ganzen Schlaglöchern muss man noch aufpassen, dass man nicht von einem Schwall Pfützenwasser getroffen wird.

      Die Szenerie wird durch das blaue Licht der Emscherfaultürme beleuchtet, das durch die Regenschleier diffus-verwaschen erscheint.

      In ihrem kleinen Häuschen am Haverkamp angekommen drückt er sie auf einen Stuhl und durchsucht die Schrankschubladen.

      Verstohlen beobachtet sie ihn.

      „Wo ist dein Geld, los sag schon!“ Er schüttelt Edith und tritt wütend vor den Schrank.

      „Und Schmuck, was is’ mit Schmuck? So’ne Trulla wie du hat doch bestimmt ein paar Klunker rumliegen. Soll ich erst alle Schubladen rausreißen?“

      „Im … im Bad. Oben auf dem Boiler. Da steht eine Dose!“, antwortet sie schluchzend.

      Der Typ stürzt ins Bad und Edith folgt ihm langsam.

      Er steigt auf den Wannenrand und greift nach der Dose. Er muss sich richtig strecken um heranzukommen.

      Das ist die Gelegenheit!

      Ein dumpfer Knall ertönt. Wie in Zeitlupe sackt er nach hinten in die Wanne. Er röchelt und zuckt.

      Sein Blick wird glasig. Dann verstummt er …

      „Na, endlich!“ Edith sieht sich den Toten an und schraubt den Schalldämpfer von der Waffe.

      „Diesmal werden 30 Liter wohl reichen!“ Sie geht drei Mal in den Keller, um je zwei Fünf-Liter Kanister Schwefelsäure zu holen.

      Sie kippt den Inhalt über die Leiche und lässt alles einwirken.

      „Ach Erwin, jetzt haben deine Chemikalien doch noch eine sinnvolle Verwendung“, verfällt sie in einen Monolog, „Was war ich damals sauer, als du deine Restbestände von etlichen Chemikalien im Keller lagern wolltest. Du hattest ja so Recht. Als deine kleine Vertriebs-Firma Konkurs anmeldete, musstest du ja irgendwohin damit! – ‚Irgendwann können wir sie schon noch gebrauchen!‘, hast du immer gesagt – Wie Recht du hattest, Liebling!“