Richard Kölldorfer

Der Bund roter Löwe (2). Fulcanelli II


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sie ihre Nachtischlampe aus und drehte sich von mir weg. Behutsam legte ich meine Hand auf ihre Schulter und entschuldigte mich bei ihr, worauf sie mich küsste und meinte, es würde ihr für heute reichen.

       Schwebend wie ein Geist glitt ich durch einen spärlich beleuchteten Raum, der aus massiven Steinen gebaut war. In etwa zweieinhalb Meter Höhe befand sich ein kleines vergittertes Fenster und eine schwere Tür erinnerte mich daran, dass es zu beginn der Neuzeit nicht unüblich war, Menschen wie Tiere zu halten. Es musste sich um eine Art Gefängniszelle handeln, dachte ich.

       Hinter der Eichentür bannte sich ein Geräusch bis zu meinen Gehörgängen. Ein metallischer Gegenstand musste über den Boden geschleift werden. Unvermutet steckte jemand einen Schlüssel ins Schloss und ein zerzauster Mann wurde unsanft durch die Pforte getrieben. Ein Gefangener, dessen Beine mit einer Kette verbunden war, sodass er nur im Stande war, kleine Trippelschritte zu vollführen.

       „Jetzt streng dich mal an, alter Mann“, warnte ihn einer der Wachen. „Mein Herr und Meister will bis zum nächsten Vollmond Ergebnisse sehen. Er ist ohnehin griesgrämig genug. Wird Zeit, dass sich seine Stimmung wieder hebt.“

       „Jawohl, wie ihr befiehlt“, stöhnte der Gefangene.

       Mit einem Ruck wurde die Tür zugeschlagen. Als sich der Gefangene die Haare aus dem Gesicht strich, merkte ich, dass er einige Blessuren aufwies. Humpelnd begab er sich zu einem Stuhl und ließ sich ermattet darauf nieder. Erst jetzt sah ich mich genauer um, und merkte, dass es in dem Raum vor seltsam anmutenden Apparaturen nur so wimmelte. Nachdem ich die Kästen in der Ecke inspizierte, war ich mir sicher, dass es sich um ein alchemistisches Labor handelte. Doch zu welchem Zwecke wurde der Mann hier eingesperrt? Er war auf jeden Fall der Alchemie kundig.

       Nach einer Weile erhob sich der Mann, hinkte zu einem Tisch und holte ein Buch aus einer Lade. Es war eine kaum lesbare Handschrift, eine Abschrift, wie ich vermutete, in einer Sprache, die mir nicht bekannt war. Der Mann schien kein Problem damit zu haben, die unverständlichen Silben zu entschlüsseln. Gespannt sah ich ihm zu, wie er Ingredienzien vorbereitete, Apparaturen justierte und ein Glutbecken entfachte. Er schleppte sich abermals zu einem der Kästen und kramte einen verschlossenen Glaskolben hervor, in dem ich sofort den matten Glanz von reinem Gold erkennen konnte. Um mich zu vergewissern, wollte ich mir das Gefäß genauer ansehen. Ich huschte zwischen den Apparaturen und dem Mann durch, währen mein Blick auf den Glasgefäßen haften blieb. Unvermutet spiegelte sich mein Gesicht in dem Gefäß, worauf ich erschrak. Ich war genau in so eine abgetragene Kutte gekleidet wie der alte Mann, meine Haare hingen mir in Strähnen vom Kopf und meine letzte Rasur musste viele Monate her sein. Ein Auge war blau umrandet und zwei Schneidezähne fehlten mir.

       Plötzlich schien sich der Raum aufzulösen. Wie in ein schwarzes Loch wurde alles hinein gezogen. Ich sah nur noch mein eigenes Antlitz, das mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Als nichts mehr übrig blieb, begann sich mein Gesicht zu verändern …

      „Was ist denn los?“, hörte ich Lilith fragen, die neben mir saß und meine Hand hielt.

      „Äh…wo sind wir?“

      „Zu Hause in unserer Wohnung, Paris, du verstehst?“, wisperte sie. „Hast du etwa schlecht geträumt?“

      Benommen sah ich mich um.

      „Ja. War ziemlich real.“

      „Willst du mir erzählen, worum es ging?“

      „Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich mich in einem Spiegel sah, aber viel jünger wirkte. Meine angegrauten Haare waren wieder dunkel und überhaupt sah ich aus, wie mein eigener Sohn.“

      „Das hat doch nichts zu bedeuten“, versuchte Lilith zu beschwichtigen. „Es war nur ein Traum.“

      „Hat es doch und das weißt du“, entgegnete ich.

      „Wenn du meinst. Jedenfalls lasse ich mich nicht von deinem Traum, der sich natürlich ganz zufällig jetzt offenbart, umstimmen.“

      „Darum geht’s gar nicht“, antwortete ich.

      Ein Gespräch mit Albert bestärkte mich in meinem Vorhaben, das gewonnene Elixier an mir selbst zu testen. Schließlich stimmten wir ab und es ging vier zu eins zu meinen Gunsten aus. Erst als Albert versicherte, dass der Test auf keinen Fall meine Gesundheit beeinträchtigen würde, jedenfalls nicht lebensbedrohlich und neben Abdul ein weiterer ausgezeichneter Arzt das Experiment betreuen würde, konnten wir Lilith besänftigen, wenngleich sie von der Sache nach wie vor nicht begeistert war.

      „War sicher nicht einfach für sie. Warum habt ihr nicht jemand anderes für das Experiment herangezogen?“, wollte Eric wissen.

      „Es war doch meine Idee“, antwortete Fulcanelli.

      „Hab ich mitgekriegt. Heute verfüttern die Pharma-Firmen doch auch alles Mögliche an Testpersonen und drücken ihnen dafür ein paar Geldscheine in die Hand.“

      „Nun ja. Es war gewissermaßen eine geheime Mission, damals war eben alles anders.“

      „Du warst einfach zu neugierig, um es nicht selbst auszuprobieren, nicht?“, grinste Eric.

      Fulcanelli blickte etwas verwirrt. Er schien nach etwas in seinem Kopf zu suchen, eine Wahrheit, die er sich nicht eingestehen wollte.

      „Ja, so war es wohl“, flüsterte er.

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