David Fuller

Osteopathie und Swedenborg


Скачать книгу

Kreisen kannte man ihn gut, denn er verfasste verschiedene Bücher und eine Kommentarreihe zum Alten Testament, die ihm einigen Respekt als Hebraist einbrachten. Darüber hinaus strebte er aber auch nach internationaler Anerkennung als Religionswissenschaftler. (George Bush war im Übrigen der Bruder von Timothy Bush, dem Urgroßvater des ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush.)239

      Während seiner Zeit in Indiana, befand Bush sich im Streit mit der presbyterianischen Orthodoxie über die Form der Kirchenleitung. Er war nicht der Meinung, dass jede Kirchenleitung beanspruchen könne, die einzige auf der Schrift beruhende Instanz zu sein, setzte seine unabhängigen intellektuellen Forschungen fort und tauchte in die Gedankenströme New York Citys jener Tage ein. In den frühen 1840ern schrieb er kritische Arbeiten über die presbyterianische Auffassung der Auferweckung Christi, 1845 erklärte er offen seine Wertschätzung für die Schriften Swedenborgs und verkündete seinen Austritt aus der presbyterianischen Kirche sowie seine Entscheidung, sich der Neuen Kirche anzuschließen.240

      Bushs Entscheidung, sich der Neuen Kirche anzuschließen wirkte auf die intellektuelle Gemeinschaft New Yorks und andernorts wie ein Schock. Sie führte sogar zu einer Gegenbewegung seitens der protestantischen Gemeinschaft, welche sich gegen die Neue Kirche richtete. Wenn ein Wissenschaftler und Geistlicher von solcher Reputation sich dieser kleinen Gruppe anschloss, schien das eine Bedrohung für die anderen Kirchen der Gegend darzustellen.

      Trotz finanzieller Probleme, die dadurch entstanden, dass die Verleger seiner früheren Bücher die Tantiemen nicht mehr zahlten, begann Bush ohne Zögern für das kleinere, aber sehr anspruchsvolle Publikum der Neuen Kirche zu schreiben. Er lehrte weiter an der Universität, bis er diese 1847 verließ, um erneut zu studieren, damit er Geistlicher der Neuen Kirche werden konnte. 1848 wurde er schließlich ordiniert und seine erste Pastorenstelle befand sich in einer New Yorker Gemeinschaft, wo es u. a. zur Begegnung mit der Bewegung der Neuen Ära kam. Seit 1845 war er weitreichend aktiv; er besuchte Boston und trug dort vor, wobei er dortige Mitglieder der Neuen Kirche wie Sampson Reed beeindruckte. Zudem übersetzte er Teile von Swedenborgs wissenschaftlichen und religiösen Werken.241

      Diese Sympathien wurden jedoch belastet, als die Bostoner Swedenborgianer erkannten, dass Bush am Mesmerismus interessiert war und plante, ein Buch über Mesmerismus und Swedenborgianismus zu schreiben. Obgleich er ein brennender Swedenborgianer war und die Neue Kirche im Allgemeinen unterstützte, war Bush durch und durch ein Freigeist. Er behielt seine kritische Position gegenüber jeder Kirchenleitung und akzeptierte Ideen und Bewegungen außerhalb der Kirche wie den Magnetismus. Bush befürwortete mit dieser Haltung die Bewegung der Neuen Ära zwar nicht, doch er tolerierte sie und war bestrebt, sie nicht entschieden zu unterdrücken.242

      Wie bereits erwähnt war er bereits vor seiner Ordination 1848 innerhalb der Neuen Kirche sehr aktiv gewesen. Als er die Pastorenstelle in New York antrat, war er tatsächlich eine der umstrittensten Figuren in der Geschichte der Neuen Kirche. Unglücklicherweise hatte er viele Anführer der Neuen Kirche sowie andere freie Geister dieser Zeit befremdet. Gleichzeitig jedoch gewann er zahlreiche Unterstützer in der Neuen Kirche, die auch Interesse am Mesmerismus hatten und brachte wieder andere über ihr Interesse am Magnetismus auf den Weg in die swedenborgianische Gemeinde. 1845 bildete er eine Gruppe interessierter Menschen aus dem Einzugsgebiet um und in New York City, die mit ihm sympathisierten, da er eine ‚amerikanische Formulierung’ und ein entsprechendes Verständnis des Swedenborgianismus darlegte. Bush führte wahrscheinlich mehr Menschen als jeder andere in die Neue Kirche.243

      Obgleich die Namen der Beteiligten an George Bushs Gruppe nicht bekannt sind, geht man davon aus, dass er die Gruppe auch anführte. Man weiß, dass er in jener Zeit Vorträge von Davis besuchte, an denen auch Thomas Lake Harris und Woodbury Fernald teilnahmen.244

      Im Januar 1847 veröffentlichte Bush sein Buch Mesmer and Swedenborg: or the Relation of the Developments of Mesmerism to the Doctrines and Disclosures of Swedenborg. Dabei handelte es sich um eine wissenschaftliche Verteidigung seiner Überzeugungen vor dem Hintergrund, dass sie durch jüngste wissenschaftliche Entdeckungen verifiziert worden seien. Bush erkannte die Autorität der Schriften Swedenborgs als fraglos an. Gleichwohl sah er viele Parallelen zwischen Swedenborgs Erfahrungen und den Phänomenen des Mesmerismus. Er erkannte darin „[…] ein neues Kapitel in der Philosophie der mentalen Phänomene und der Beziehung des Menschen zur höheren Sphäre.” Er betrachtete den Mesmerismus als Beleg, welcher Swedenborgs Paradigmen von Körper und Seele bzw. des natürlichen und des geistigen Aspekts unterstützten. Das Buch ermutigte viele Menschen, die am Mesmerismus interessiert waren, den Swedenborgianismus zu erforschen und einige wurden dadurch zu aktiven Mitgliedern der Neuen Kirche.245

      Bush argumentierte, dass bei faktischer Richtigkeit der Behauptungen des Mesmerismus damit Swedenborgs Schriften bestätigt seien, das Gegenteil allerdings nicht zuträfe. Erwiese sich der Mesmerismus als falsch, sei die Validität der Schriften Swedenborgs davon nicht betroffen. Bush bemerkte, dass 10.000 konträre Berichte von Hellsichtigen nicht ein Jota seines Vertrauens in die Schriften Swedenborgs erschüttern würden. Er anerkannte auch Swedenborgs Warnungen vor dem Kontakt mit Geisterwesen, der zur Kommunikation mit missgünstigen, tückischen Geisterwesen führen könne, und war der Ansicht, dass Swedenborgs Rang weit über dem des Mesmerismus liege; daher könne nur er den geistlichen Sinn des Wortes enthüllen. Doch da Swedenborg ähnliche Phänomene wie diejenigen magnetisierter Hellsichtiger beschrieben habe, scheine der Mesmerismus Swedenborgs Anschauungen wieder zu erneuern. Bush erschien es daher möglich, dass im großen Entwurf aller Dinge eine der Vorsehung entsprechende Entwicklung des Mesmerismus dazu dienen werde, den Weg für eine universale Anerkennung der Behauptungen Swedenborgs zu bahnen.

      Mesmer and Swedenborg provozierte unterschiedlichste Reaktionen in der Neuen Kirche, die zwischen Unterstützung und heftiger negativer Kritik schwankten. Das Buch erreichte auch ein breites Publikum jenseits der Neuen Kirche und diente so als Zugangspunkt für diejenigen, welche die Ideen Swedenborgs erforschen wollten.246

      Bush fügte Mesmer and Swedenborg einen Anhang A bei. Dabei handelte sich um eine längere Schilderung eines Mesmeristen namens Andrew Jackson Davis, der Bush zuvor beeindruckt hatte. Bush glaubte aufrichtig an die Authentizität dieses jungen Manns. Durch die Erwähnung in seinem Buch führte Bush diesen jungen Magnetiseur beim intellektuellen Publikum ein. So verschaffte er ihm einiges an Reputation, Unterstützung und Präsenz, die dieser sonst nicht gehabt hätte. Es ergibt sich von selbst, dass Davis und ebenso seine Bekannten viel Zeit mit Professor Bush verbrachten.247

      Andrew Jackson Davis wurde 1826 in Bloomington Groove, New York, als Sohn eines ungebildeten Farmers, Webers und Schuhmachers geboren. Er wuchs in gestörten Familienverhältnissen auf, der Vater war starker Trinker und bezahlte seine Rechnungen nicht. Als die unvermeidbaren Probleme unüberwindlich wurden, zog die Familie um und begann woanders von Neuem. Davis behauptete, dass er in der Familie wenig formale Bildung erhalten habe, weil sie, bis er sich mit 13 Jahren von ihr abwandte, fünfmal umgezogen wären. Dann ging er bei einem anderen Schuhmacher in die Lehre und besuchte presbyterianische und später methodistische Kirchen, die ihn aber nicht zufrieden stellten. Als er älter wurde, neigte er dem Universalismus zu, doch auch mit dessen Theologie war er nicht ganz einverstanden.248

      1843 änderte sich sein Leben, als er im Alter von 17 Jahren dem bekannten reisenden Mesmeristen J. Stanley Grimes begegnete, der durch seine Heimatstadt Poughkeepsie kam, Vorträge hielt und animalischen Magnetismus demonstrierte. Davis war davon fasziniert. Als Grimes wieder weitergezogen war, verbrachte er über ein Jahr bei einem örtlichen Schneider, der ihn magnetisierte und in Trance versetzte. Als er sich im magnetischen Zustand befand, stellte Davis fest, dass er über Fähigkeiten zu Telepathie, Hellsichtigkeit und Geistreisen verfügte. Und er war der Überzeugung, ein fachkundiger Mesmerist zu sein. Davis experimentierte mit Levingstone, um seine Fähigkeiten zu verbessern, ehe er eine neue Berufslaufbahn als professioneller Magnetist einschlug. Er mietete sich bei anderen Mesmeristen ein, reiste durch Neuengland und stellte seine neu entdeckten mentalen Kräfte vor. Er gewann einige Reputation als magnetischer Heiler und diagnostizierte eine Reihe von Krankheiten und verschrieb passende Heilverfahren, womit er viele Menschen nach Poughkeepsie anzog.249

      Nachdem er als professioneller Magnetist und magnetischer Heiler umher gereist war, behauptete Davis, er habe einen Wandel durchschritten