Ritchie Pogorzelski

Die Prätorianer


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aus den germanischen und Kaiser Septimius Severus im Jahr 193 n. Chr. aus den pannonischen Legionen eine neue Garde. Darüber hinaus stellte er einen Ersatz für die Ränge aus dem gesamten Reich zusammen. Tacitus berichtet, dass die Zahl der Kohorten im Jahr 47 n. Chr. von neun auf zwölf und im Jahr 69 n. Chr. kurzzeitig auf 16 aufgestockt wurde. Vespasian, der sich auf die Kohorten verließ, reduzierte ihre Zahl wieder auf neun, als er den Thron bestieg. Von Domitian wurden sie schließlich wieder auf zehn angehoben, sodass im Ergebnis mit den speculatores augusti eine Elitetruppe von mindestens 5.300 Mann und den 500 Mann der corporis custodes zur Verfügung stand. Mit der Eingliederung der equites singularis augusti wuchs diese Truppe sogar auf mindestens 6.800 Mann an. Sie wurden von Traian als zukünftigem Herrscher Roms aus seinen existierenden equites singulares gegründet, die ihm als Statthalter der Provinz Germania Superior zur Verfügung standen. Manche von ihnen gaben später auf ihren Grabsteinen in Rom an, dass sie aus der CCAA (Köln) stammten. Ab Septimius Severus, der den Sollbestand der Kohorten auf je 1.000 Mann erhöhte, wuchs die Truppe sogar auf 11.300 Elitekämpfer. Cassius Dio bestätigte die zehn Kohorten mit 10.000 Mann. Dem Kaiser standen aber auch noch andere militärische und paramilitärische Einheiten zur Verfügung, von denen zahlreiche Quellen berichten.

       speculatores augusti

      Die 300 speculatores augusti waren im gleichen Lager wie die Prätorianer untergebracht und unterstanden dem Befehl des Präfekten. Ihre Aufgabe war es, nicht nur die Sicherheit und die Begleitung des Kaisers zu gewährleisten, sondern auch speziellere Aufgaben zu erfüllen, wie die Hinrichtung von Verurteilten, von der uns Seneca berichtet. Ihre enge Bindung an den Kaiser äußerte sich schon in ihrem Namen speculator augusti. Äußerlich waren sie durch einen besonders langen Speer gekennzeichnet, der auch auf der Traianssäule abgebildet ist. Da sie einen eigenen Reitlehrer besaßen, muss auch ihr Reitstil anders gewesen sein. Kommandiert wurden sie von einem centurio speculatorum.

       evocati augusti

      Bei den evocati augusti handelt es sich um ehemalige Angehörige der Prätorianergarde, welche nach ihrer offiziellen Dienstzeit weiterdienten. Sie waren nicht nur im Stab der Prätorianerpräfekten, sondern wechselten oft zu den Legionen und wurden dort in höherem Rang eingestellt, meist als Centurionen oder Ausbilder. Somit nahmen sie aufgrund ihrer militärischen Erfahrung und den Aufgaben, die sie in Rom innehatten, eine herausragende Stellung bei der Ausbildung der römischen Armee ein. Dies setzt voraus, dass die Ausbildung in der Garde des Kaisers besonders effektiv war, sonst hätte der Kaiser sie nicht als Ausbilder zu den Truppen an die Grenze entsandt. Als ehrenvolle Auszeichnung sollen ihnen ein Goldring und ein stilisierter Rebstock, wie der der Centurionen, verliehen worden sein und sie trugen ein besonderes Schuhwerk, wie uns Cassius Dio berichtet (Abb. 4). Sie waren zumeist Spezialisten, deren besonderes Wissen und besondere Erfahrung auch nach ihrer Entlasung für die Kaiser von Bedeutung waren. Auf der Via dell’Abbondanza in Pompeji befindet sich das Haus eines ehemaligen evocatus augusti: Lucius Satrius Rufus. Als einziges Haus in dieser Stadt verfügte es über ein Namensschild an einem der Flügel seiner Eingangstür. Die kleine Bronzetafel trägt die Inschrift:

      „L. SATRI RVFI, EVOCATIAVG (VSTI)A COMMENTAR(IIS)“

      „Lucius Satrius Rufus, Berufener des Erhabenen als Berichterstatter“.

      Der berühmteste evocati augusti war Caius Vedennius Moderatus aus Antium. Er hatte zehn Jahre in der 16. Gallischen Legion gedient, bevor er wohl im Jahr 69 n. Chr. durch Vitellius zu den Prätorianern versetzt wurde. Dort diente er acht weitere Jahre und wurde dann ehrenhaft entlassen. Vom Imperator zurückberufen, wurde er als evocatus augusti zum Baumeister in der Waffenwerkstatt des Kaisers (arcitectus armamentarii Imperatoris) ernannt. Als evocatus augusti diente er 23 weitere Jahre und wurde zweimal mit militärischen Auszeichnungen von Vespasian und von Domitian geehrt.

       statores augusti

      Man nimmt an, dass die statores augusti, wie die statores der Legionen, mit Botendiensten betraut waren.

       cohortes urbanae – die städtischen Kohorten

      Von Augustus ca. 13 v. Chr. nach demselben Muster wie die prätorischen Kohorten organisiert, erfüllten diese drei Kohorten Polizeiaufgaben. Sie sollten Unruhen und Tumulte eindämmen, Sicherheit und Ordnung garantieren und die Disziplin bei den Spielen aufrechterhalten. Ihre Nummerierung von X–XII schloss an die der Prätorianer an. Die Zahl der Kohorten mit einer Mannschaftsstärke von 500 wurde bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie auf neun erhöht, von denen drei nicht in Rom, sondern in anderen Städten (Ostia, Puteoli und Lugdunum) stationiert waren. Somit kommen wir auf eine Stärke von ca. 3.000 Mann innerhalb Roms. Auch diese wurden unter Septimius Severus verdoppelt und in vier Abteilungen gegliedert. Im Bürgerkrieg 68/​69 n. Chr. wurden die Städtischen Kohorten militärisch eingesetzt und dabei fast völlig aufgerieben. Kaiser Vespasian stellte vier neue Kohorten für Rom (X, XI, XII & XIX) sowie eine für Carthago mit der Nummer XIII auf. Befehligt wurden sie im 1. Jh. n. Chr. von einem adligen Stadtpräfekten senatorischen Ranges (praefectus urbi). So wurde dem Senat suggeriert, dass auch er eine Truppe zur Verfügung habe. Im 2. Jh. n. Chr. kamen sie dann aber unter den Befehl des Prätorianerpräfekten. In der Zeit von 20 – 23 n. Chr. wurden sie in demselben Lager wie die Prätorianer einquartiert, wo sie auch bis 270 n. Chr. blieben. Im Jahr 270 n. Chr. ließ ihnen Aurelian ein eigenes Lager bauen, die castra urbana am Forum Suarium in der Nähe des Marsfeldes. Ein Wechsel bzw. Aufstieg der Soldaten der städtischen Kohorten zu den Prätorianern war ein gängiges Verfahren. Die Einheiten blieben unverändert bis in konstantinische Zeit, wo sie durch das zivile officium des Stadtpräfekten ersetzt wurden.

       cohortes vigilum – die Wachkohorten

      Es bedurfte eines erneuten Großbrandes im Jahr 6 v. Chr., um Augustus die Problematik und die Notwendigkeit einer Umorganisation der Feuerwehren klar werden zu lassen. Augustus gründete nun die Organisation der vigiles (wörtlich „Wächter“), bestehend aus Freigelassenen, die zwei Funktionen ausübten: Nachtwache und ständige Feuerwehr. In Rom selbst befand sich mit den sieben Wachkohorten eine im Vergleich zu den Prätorianern und den cohortes urbanae erheblich weniger angesehene Truppe. Auch sie wurde unter Septimius Severus verdoppelt, sodass sie zu seiner Zeit eine Stärke von 7.000 Mann umfasste. Nach Cassius Dio stellten die vigiles auch Personal für die öffentlichen Thermen, die staatlichen Speicheranlagen und die Gefängnisse. Aus Trans Tiberim, dem heutigen Trastevere gibt es ein Graffito aus dem Wachraum der cohors VII. In den sieben stationes cohortium vigilum und 14 Wachlokalen (excubitoria) wurden diese Truppen über das gesamte Stadtgebiet verteilt untergebracht. Später wurden den Feuerwachen sogar eigene Kasernen zur Unterkunft bereitgestellt. Diese Truppe wurde ebenfalls militärisch organisiert. Das Oberkommando wurde einem aus dem Ritterstand stammenden praefectus vigilum übertragen. Nach Seneca (Epist. mor. 64, 1)