Wolfram Letzner

Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien


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des Byzantinischen Reiches war gegen Ende des 6. Jhs. aber so geschwächt, dass die Langobarden 568 nach Istrien eindringen konnten. Weitaus problematischer war jedoch das Vordringen der Slawen und Awaren in das Byzantinische Reich. Dies zeigt die Belagerung Konstantinopels im Jahr 626, auch wenn diese nicht erfolgreich war.

      Der byzantinische Kaiser Mauricus (reg. 582 – 602) erkannte, dass sein Reich einer grundlegenden Reform bedurfte. Für seine Territorien in Nordafrika und Italien, die er wohl als besonders gefährdet ansah, führte er eine neue Verwaltungsstruktur ein: das Exarchat. Der Amtsinhaber, der den Titel exarchos oder patricius et exarchus trug, war der direkte Vertreter des Kaisers und verfügte daher über umfassende Vollmachten. Dazu gehörten die Verwaltung, die Verteidigung, aber auch der Einfluss auf die Kirchenpolitik.

      Die früheste Erwähnung des Exarchats von Ravenna, das in unserem Kontext eine wichtige Rolle spielt, fällt in das Jahr 584. Sowohl die ständigen Auseinandersetzungen mit den Langobarden als auch die Fokussierung auf eigene Interessen schwächten im 7. und 8. Jh. die Macht des Exarchen. Außerdem verlagerten sich die Interessen des byzantinischen Kaisers nach Süditalien. Im Jahr 751 eroberten die Langobarden schließlich Ravenna, was gleichbedeutend war mit dem Ende des Exarchats. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf Istrien, das ebenfalls langobardisch wurde.

      Im Laufe des 8. Jhs. trat jedoch eine gänzlich neue Situation ein: Karl der Große (reg. 768 – 814) hatte 773/4 das Reich der Langobarden in Italien und den angrenzenden Gebieten erobert, nachdem er vom Papst um Hilfe gebeten worden war. Damit ergab sich ein Konfliktpotential zu den Awaren, die nun fränkisches Reichsgebiet bedrohten. In mehreren Feldzügen zwischen 791 und 796 konnte Karl die Awaren schlagen. Große Teile der von ihnen besiedelten Gebiete, so Istrien, gerieten unter fränkische Herrschaft. Organisatorisch gehörte Istrien ab 803 zur fränkischen Mark Friaul. Bedeutend für die weitere Geschichte Istriens sollten die Jahre 827 bis 829 sein, weil zunächst das Patriarchat von Aquileia die kirchliche Gewalt über Istrien erhielt und zum anderen die alte Mark Friaul aufgelöst wurde. Ersetzt wurde sie durch die Mark Aquileia.

      Die Kaiserkrönung Karls zu Weihnachten 800 provozierte einen Konflikt mit Byzanz, das seinen Herrschaftsanspruch gefährdet sah. Erst im Vertrag von Aachen, der 812 geschlossen wurde, erkannte der byzantinische Kaiser Michael I. (reg. 811 – 813) Karl als Kaiser an. Dies kostete den Franken allerdings Venetien, Istrien und Dalmatien.

      An der Zugehörigkeit Istriens zur Mark Aquileia sollte sich bis zur Schwelle vom Frühmittalter bis zum Hochmittelalter nichts ändern. Otto I. (ab 936 König und von 962 – 973 Kaiser) vergab die Mark im Jahr 952 an das durch seinen jüngeren Bruder Heinrich I. von 948 bis 955 regierte Herzogtum Baiern. Die heutige Schreibweise Bayerns wurde erst im 19. Jh. eingeführt. Dies war ein großer Vertrauensbeweis Ottos, hatte doch sein Bruder mehrfach versucht, die Macht im Reich an sich zu reißen und ihn zuletzt 941 sogar zu ermorden.

      Auch der Nachfolger Heinrichs I., Heinrich II. – der Zänker (nomen est omen) – (reg. 955 – 976; 985 – 995) suchte den Konflikt mit dem Kaiser. Als Resultat seiner Bestrebungen wurde sein Herzogtum Baiern zerschlagen; u. a. entstand nun das Herzogtum Kärnten, das im Spätmittelalter für die istrische Geschichte eine wichtige Rolle spielen sollte.

       Vom Hochmittelalter bis zu Neuzeit

      Unter Heinrich III. (König 1039 – 1056, Römisch-Deutscher Kaiser 1046 – 1056) wurden die Marken neu geordnet. Dabei kam es zur Abtrennung Istriens von Friaul. Diese neue Mark bestand bis 1208 und wurde durch verschiedene deutsche Adelsgeschlechter regiert, die aber teilweise kaum ihre Macht ausübten. In diesem Jahr kassierte Otto IV. (1198 – 1218) die Mark und vergab sie an Herzog Ludwig von Baiern, der sie an das Patriarchat von Aquileia übertrug.

      In unserem historischen Überblick fehlt bisher eine der bedeutendsten Mächte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die auch in Istrien eine überaus wichtige Rolle spielte: Venedig. Um diese Macht zu verstehen, bedarf es eines kurzen Rückblicks in die Geschichte des frühen Mittelalters.

      In der ersten Hälfte des 7. Jhs. hatten die Langobarden ihr Herrschaftsgebiet auf die noch zum Byzantinischen Reich gehörenden Küstenregionen der nördlichen Adria ausgedehnt. Kirchliche und weltliche Eliten sowie ein großer Teil der Bevölkerung aus den eroberten Gebieten zogen sich auf die Inseln der Lagune zurück und gründeten neue Siedlungen, die weiterhin unter byzantinischer Herrschaft standen. Insofern waren diese Siedlungen, aus denen Venedig entstehen sollte, auch nicht von den Auseinandersetzungen des 8. und 9. Jhs. abgekoppelt. Anders als viele andere Städte sollte Venedig aber davon profitieren. Spätestens im frühen 10. Jh. hatte die Stadt ihre Unabhängigkeit von Byzanz erreicht und richtete nun auch ihre Politik neu aus: Man wandte sich dem Seehandel zu und verstand sich dabei als Mittler zwischen Abend- und Morgenland.

      Der Seehandel war es aber auch, der Venedig dazu zwang, seine Handelsrouten zu sichern, indem man entlang der Küsten Stützpunkte anlegte. Oft genug gelang dies nur mit Gewalt. Sichere Häfen waren nötig, weil die mittelalterliche Seefahrt küstengebunden war und die Schiffe der Venezianer überwiegend Galeeren waren, welche für die vielen Menschen an Bord weder ausreichend Proviant noch Wasser mit sich führen konnten.

      Spätestens nach der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die Kreuzritter war Venedig zur dominierenden Macht des Mittelmeers geworden, der nur noch durch die Republik Genua Konkurrenz erwuchs. Für Istrien bedeutete der Aufstieg Venedigs eine sukzessive Eroberung der Städte entlang der Küste.

      Venedigs Versuche, auch Inneristrien vollständig zu erobern, scheiterten, weil um die Mitte des 14. Jhs. das Haus Habsburg langsam mit dem Territorialerwerb in Istrien begann. Ein wichtiger Baustein war dabei die Übernahme Pazins von den Grafen von Görtz und der Einrichtung der Grafschaft Mitterburg (s. S. 136). Die habsburgische Macht wuchs, als im Jahr 1527 das kroatische Parlament – ein Königreich Kroatien war im 9. Jh. im dalmatinischen Raum entstanden – dem Haus Habsburg die kroatische Königskrone anbot. Als Grund dafür darf man sicher annehmen, dass die Kroaten sich durch ihren neuen Herrscher Schutz vor den immer wieder angreifenden Türken erhofften, die seit der Eroberung Konstantinopels versuchten, das christliche Abendland ihrem Reich zuzufügen.

      Natürlich waren die Habsburger bestrebt, ihren Besitz auf die venezianischen Küstenregionen auszudehnen. Dies gelang aber nicht. Im späten 18. Jh. sollte für Istrien zunächst eine wechselvolle Geschichtsphase beginnen, die ihren Ausgangspunkt in der Französischen Revolution nahm. Die europäischen Großmächte – allen voran Österreich – sahen in der Republik eine Gefährdung des eigenen Status und hatten Frankreich den Krieg erklärt. Im „Ersten Koalitionskrieg“ (1792 – 1797) gelang es General Bonaparte mit seinem Italienfeldzug die Österreicher schwer zu treffen, weil er Oberitalien erobern konnte. Im Frieden von Campo Formio, einem Ort in Venezien, musste Österreich seine Besitzungen am linken Rheinufer an Frankreich abtreten, erhielt aber dafür Territorien in Italien, u. a. auch das Gebiet der Republik Venedig, die damit 1797 unterging. So kam ganz Istrien an das Haus Habsburg. Diese Situation war aber keineswegs stabil. Nach dem „Dritten Koalitionskrieg“ verlor Österreich im Frieden von Preßburg (1805) alle italienischen Besitzungen. Diese wurden dem inzwischen entstandenen Königreich Italien zugeschlagen und man schuf ganz nach französischem Muster ein Département Istrien mit der Hauptstadt Koper. Bald darauf – im Jahr 1809 – entstand die Illyrische Provinz, die aus Teilen Kärntens und Sloweniens, Triest, Istrien und Dalmatien zusammengefügt wurde.

      Nach Napoleons katastrophaler Niederlage in Russland (1812) setzte auf breiter Front der Widerstand gegen Frankreich ein. In den Befreiungskriegen (1813 – 1815) gelang es Österreich, die ehemaligen Gebiete in Italien, so auch Istrien, zurückzuerobern. Dieser Status wurde durch den Wiener Kongress (1815) bestätigt.

      Um die Mitte des 19. Jhs. entwickelte sich Istrien nachhaltig. Militärgarnisonen wurden angelegt, die Industrialisierung setzte ein und viele Orte dienten der besseren Gesellschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie als Sommerdomizil. Ein besonderes Beispiel dafür ist Opatija, an der Ostküste der Istrischen Halbinsel gelegen. Noch heute prägen Bauwerke des Historismus und des Jugendstils sowie prächtige Parkanlagen das Bild der Stadt. Auch den